Gestern war Feuer am hellen Tag hier auf der Hauptwach', grad' mir gegenüber, es brannte wie ein Blumenstrauß aus dem Gaubloch an der Katharinenpfort'. Da war mein best Pläsier die Gassenbuben mit ihren Reffs auf dem Buckel, die wollten alle retten helfen, der Hausbesitzer wollt' nichts retten lassen, denn weil das Feuer gleich aus war, da wollten sie ein Trinkgeld haben, das hat er nicht geben, da tanzten sie und wurden von der Polizei weggejagt. – Es ist viel Gesellschaft zu mir kommen, die wollten alle fragen, wie ich mich befind' auf den Schreck, und da mußt' ich ihnen immer von vorne erzählen, und das ist jetzt schon drei Täg', daß mich die Leut' besuchen und sehen, ob ich nicht schwarz geworden bin vom Rauch. Dein Melinchen war auch da und hat mir ein' Brief gebracht von Dir, der ist so klein geschrieben, daß ich ihn hab' müssen vorlesen lassen, rat' einmal von wem?
Die Meline ist aber einmal schön, ich hab' gesagt, die Stadt sollt' sie malen lassen und sollt' sie auf dem Ratsaal hängen, da könnten die Kaiser sehen, was ihre gute Stadt für Schönheiten hat. Deine Brüder sind aber auch so schön, ich hab' meiner Lebtag' keine so schöne Menschen gesehen als den George, der sieht aus wie ein Herzog von Mailand, und alle andern Menschen müssen sich schämen mit ihren Fratzengesichtern neben ihm. – Adieu und grüß' auch die Geschwister von Deiner Freundin