Als einmal ein neuer Bürgermeister in Schilda gewählt worden war, da war es seine Frau, die ganz besondere Ansprüche stellte. So wollte sie doch unbedingt einen Pelzmantel haben, um allen Menschen zu zeigen, welchen Rang sie nun in der Gesellschaft bekleidete. Immerhin war sie ja zuvor nur die Frau des Schweinehirten gewesen.
Der neue Bürgermeister machte sich nun also auf den Weg ins Nachbarstädtchen, um seiner Frau den so begehrten Pelzmantel zu kaufen. Da er sich in der Stadt aber nicht auskannte, musste er nach dem Weg fragen.
So stellte er sich zunächst beim Buchbinder vor, der sein Geschäft gleich neben dem Stadttor hatte. „Guten Tag, werter Mann“, sagt er, „ich bin der Bürgermeister von Schilda und möchte meiner Frau einen Pelzmantel kaufen. Bitte sag mir doch, wo ich einen Kürschner finden kann.“
Der Buchbinder war ein Mann, der stets zu Scherzen aufgelegt war und gerne einmal den ein oder anderen Mitmenschen veralberte. So schickte er den Bürgermeister zum Bäcker. Und auch der hatte seine Freude daran, dem Bürgermeister einen falschen Weg zu weisen. Er schickte ihn zum Metzger und der Metzger verwies den Bürgermeister zum Schreiner. So ging es in einem fort. Denn die Bewohner des Nachbarstädtchens wussten natürlich um die Dummheit der Schildbürger.
Erst als der Bürgermeister alle Handwerksbetriebe und Handeltreibende besucht hatte, kam er schließlich beim Kürschner an. Der Pelz, den er dort kaufte, war sehr schön und gefiel der Bürgermeisterin ganz besonders gut. „Den trage ich am Sonntag beim Kirchgang“, beschloss sie.
Und so sollte es dann auch kommen. Nur leider hatten sich Bürgermeisters an diesem Morgen etwas verspätet, so dass sie die Kirche erst betraten, als sich alle Gläubigen gerade zum Gebet erhoben.
Das nahm die Frau Bürgermeisterin nun als Zeichen, ihrerseits den Anwesenden huldvoll zuzuwinken, denn sie glaube felsenfest, dass alle Leute nur ihretwegen und wegen des neuen Pelzes aufgestanden waren.