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Neuntes Kapitel. Robinson entdeckt Spuren von Menschen.-3

时间:2020-12-31来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Neuntes Kapitel

Jetzt bereute ich es, daß ich mir einen Ausgang aus meiner Höhle gegraben hatte, der nicht durch Verschanzungen gesichert war. Ich nahm mir daher sogleich vor, in einiger Entfernung von der Mauer eine zweite Palissadierung im Halbkreise aufzuführen, gerade da, wo ich vor zwölf Jahren eine doppelte Reihe von Bäumen angepflanzt hatte. Diese standen ohnehin schon dicht genug, daß es nicht mehr viel bedurfte, um die Zwischenräume zwischen ihnen auszufüllen, so daß nach wenigen Jahren ein undurchdringliches Gehege emporwuchs. So schützte mich eine doppelte Mauer, und die äußere ließ sich noch durch Bohlen, alte Taue, Schutt und Erdreich verstärken. Diesen Wall führte ich nicht nur über den Ausgang, sondern auch über die Quelle hinaus, um nie Gefahr zu laufen, daß es mir an Wasser mangle.

Nachdem dies alles geschehen war, besteckte ich den ganzen Abhang der kleinen Wiese vor meinem zweiten Befestigungswerke mit mehr als 2000 Schößlingen von jenem weidenähnlichen Holze, ließ aber überall zwischen denselben und meinem Baumwall einen beträchtlichen freien Raum, damit ich den Feind herankommen sehen, er aber hinter den jungen Bäumen kein Versteck finden konnte. Schon nach drei bis vier Jahren war das Gehölz um meine Festung so dicht, daß es in der That undurchdringlich schien und kein Mensch hinter diesem Gebüsch eine menschliche Wohnung vermuten konnte. Da ich keinen Weg nach meinem Schlosse offen gelassen hatte, so gelangte ich über den äußeren Wall nicht anders als mit Hilfe zweier Leitern.

Die eine lehnte ich gegen einen sehr hohen Teil des Felsens, auf dem ich die zweite unterbringen konnte. Waren beide Leitern weggenommen, so konnte kein Mensch zu mir gelangen, ohne sich der größten Gefahr auszusetzen. In der inneren Verschanzung brachte ich sieben Schießlöcher an, nicht größer als nötig, um den Arm durchzustecken; außerdem verstärkte ich diesen Wall bis auf drei Meter, indem ich dagegen Erde aufschüttete, die ich aus der Höhle schaffte und mit den Füßen feststampfte. In jene sieben Öffnungen brachte ich sieben mir noch übrig gebliebene Musketen, richtete Gestelle für sie auf, auf denen sie so ruhten, wie Kanonen auf ihren Lafetten, und ich war somit im stande, alle meine Gewehre binnen einer Minute abzuschießen.

Auf diese Weise hatte ich alle Maßregeln ergriffen, welche die Klugheit eingeben konnte, und ich fand später, daß sie mir von Nutzen waren. Während dieser Arbeit versäumte ich jedoch meine übrigen Angelegenheiten nicht; besonders war ich um meine Ziegenherde besorgt.

Verschiedene kleine Rasenplätze, mit hohen, dichten Wäldern umzäunt, boten einen geeigneten Park für meine Herden, und dies erschien mir um so ratsamer, als ich dann nur wenig mittels Einzäunung nachzuhelfen brauchte. Nach einem Monat hatte ich diese Hecken vollendet und trieb nun zehn junge Ziegen und zwei Böcke dorthin.

Für die Sicherheit eines Teiles meiner lebendigen Vorräte war jetzt gesorgt. Nun durchstreifte ich die Insel, um einen Platz ausfindig zu machen, der sich zu einem Reservepark umschaffen ließe. Bei diesen Wanderungen drang ich weiter, als dies bisher geschehen war, gegen die westliche Spitze der Insel vor, und als ich meine Augen auf die See hinausrichtete, kam es mir vor, als schaukle ein Boot auf den Wellen.

Ich war jetzt an einer Stelle der Insel, die ich bis dahin noch nicht betreten hatte. Wer aber malt mein Entsetzen, als ich mich hier umschaute! Jetzt fand ich mit einem Mal Aufklärung über jene Fußspur, und zwar in einer Art, die meine vormalige Furcht völlig rechtfertigte. Ringsum sah ich das Ufer mit Hirnschädeln, Arm- und Fußknochen und andern menschlichen Körperteilen bedeckt. Besonders fiel mir ein Kreis in die Augen, den die Kannibalen in die Erde gegraben hatten, um wahrscheinlich innerhalb desselben bei einem großen Feuer ihre abscheulichen Festmahlzeiten abzuhalten.

 

Die Reste der Kannibalenmahlzeit.

Dieser Anblick erschütterte mich so, daß ich im Augenblick an die eigne Gefahr gar nicht dachte. Mein ganzes Gefühl empörte sich gegen eine solche Entartung der menschlichen Natur. Dieser Platz war mir fortan ein Ort des Grauens, und ich eilte, so schnell mich meine Beine trugen, nach meiner Wohnung zurück. Als ich eine halbe Meile gelaufen, blieb ich plötzlich stillstehen, um meine Gedanken zu sammeln. Mit thränenden Augen blickte ich zum Himmel empor und dankte Gott aus der innersten Tiefe meines Herzens, daß er mich unter Menschen geboren werden ließ, wo solche Abscheulichkeiten nicht vorkommen. Ebenso dankte ich auch der Vorsehung, daß sie mich an derjenigen Seite der Insel stranden ließ, wo jene Kannibalen nur höchst selten, ja vielleicht niemals landeten, und daß trotz meiner öfteren Hin- und Herzüge in und um das Land meine Anwesenheit von ihnen noch nicht bemerkt worden war. Beherrscht von dieser trostreichen Stimmung, setzte ich meinen Gang fort und kam endlich in meiner Burg wieder an, weit mehr beruhigt über meine Sicherheit als zuvor.

Dieses Gefühl der Sicherheit dauerte indes nicht lange; die Unruhe nahm wieder überhand, und ich verhielt mich fast zwei Jahre lang in meinen Wohnungen gleichsam wie ein Gefangener, kaum daß ich mich zu meinen drei Pflanzungen, meinem Lusthause und meiner Weide im Walde hinwagte, welche letztere ich nur besuchte, um Ziegen zu fangen. In beständiger Besorgnis, daß die Wilden meinen Aufenthalt auswittern möchten, suchte ich alles zu vermeiden, was ihnen die Spur meines Verweilens verraten konnte.

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