»Aber er besitzt Froidfond.«
»Und was ist Froidfond wert?«
»Ich weiß nicht; aber er hat Noyers.«
»Irgendeine kleine Meierei!«
»Er hat Weingärten und Wiesen . . .«
»Sorgen«, sagte Charles verächtlich. »Wenn Ihr Vater auch nur vierundzwanzigtausend Francs Rente hätte, würden Sie da dies kalte, nackte Zimmer bewohnen?« fügte er, einen Fuß vorsetzend, hinzu. »Da werden also meine Schätze ruhen«, sagte er, auf die alte Truhe zeigend, um seine Gedanken zu verbergen.
»Gehen Sie schlafen«, antwortete sie. Er sollte nicht das unaufgeräumte Zimmer sehen.
Charles trat zurück, und sie sagten einander mit einem Lächeln gute Nacht.
Alle beide schliefen sie mit demselben Traum ein, und Charles begann nun seine Trauer mit Rosen zu schmücken.
Am andern Morgen fand Madame Grandet vor dem Frühstück schon Eugénie in Begleitung Charles' im Garten. Der junge Mann war noch traurig; er hatte die Trauer des Unglücklichen, der in die Tiefen seines Kummers hinabgestiegen ist und der nun in diesem schrecklichen Abgrund die ganze Schwere seines zukünftigen Lebens auf sich lasten fühlt.
»Der Vater wird nicht vor dem Mittagessen heimkommen«, sagte Eugénie, als sie die Unruhe im Antlitz der Mutter sah.
Es war leicht, in Eugénies Benehmen, auf ihrem Gesicht und in der sanften Melancholie ihrer Stimme zu gewahren, daß zwischen ihr und dem Cousin eine tiefe Seelengemeinschaft bestand. Ihre Seelen hatten sich flammend vereint, wohl noch ehe sie wirklich die Kraft des Gefühls erprobt hatten, das sie so eins ans andere band.