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欧也妮葛朗台-Eugénie Grandet 22

时间:2018-08-06来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 欧也妮葛朗台
Der Notar sah aus seinem Winkel heraus zum Abbé hinüber und dachte sorglos: ›Mögen sich die des Grassins nur anstrengen! Mein Vermögen, zusammen mit dem meines Bruders und dem meines Neffen, ergibt elfmalhunderttausend Francs. Die des Grassins haben höchstens halb soviel, und außerdem haben sie noch eine Tochter. Sie können machen, was sie wollen – Erbin und Geschenke sind eines Tages unser.‹
 
Um halb neun Uhr abends waren die zwei Tische zum Lottospiel vorbereitet. Der hübschen Madame des Grassins war es gelungen, ihren Sohn an Eugénies Seite zu setzen.
 
Es war ein interessantes Bild. Alle Spieler schienen eifrig bei der Sache; jeder hatte eine buntbemalte numerierte Karte und kleine blaue Glasstückchen, und alle schienen den Späßen des alten Notars zu lauschen, der keine Nummer ausrief, ohne sie mit einem Scherzwort zu begleiten. Man schien zu lauschen – aber in Wahrheit dachten alle an die Millionen von Monsieur Grandet.
 
Der alte Böttcher betrachtete wohlgefällig die duftige Toilette Madame des Grassins, den martialischen Kopf des Bankiers, die Mienen Adolphes, des Präsidenten, des Abbés, des Notars, und sagte sich: ›Sie sind nur meinen harten Talern zuliebe hier. Sie kommen und langweilen sich bei mir – alles wegen meiner Tochter. Ho, keiner von ihnen soll sie bekommen; aber sie sollen mir alle als Angelhaken dienen – jeder in seiner Weise!‹
 
Die familiäre Fröhlichkeit in diesem düstern, von zwei Kerzen spärlich erhellten Salon, das Scherzen und Lachen, das die Große Nanon mit surrendem Spinnrad begleitete und das nur auf den Lippen Eugénies und ihrer Mutter aufrichtig war – diese ganze kleinliche Gemeinheit, die so großen Interessen nachschlich – das arglose junge Mädchen, das man wie einen seltenen Vogel umlauerte und mit hinterlistigen Freundschaftsbeweisen belästigte –, alles trug dazu bei, diese abendliche Szene tragikomisch zu gestalten. Und ist dies nicht ein Spiel, das an allen Orten und zu allen Zeiten vor sich geht – nur daß es sich hier auf eine einfache Szenerie und einfache Ausdrucksmittel beschränkte?
 
Die Gestalt Grandets, der die falsche Anhänglichkeit der beiden Familien benutzte, um daraus ungeheuren Vorteil zu ziehen, beherrschte das Drama und beleuchtete es. Ist er, der Mammon, nicht heute der einzige Gott, an den man glaubt? Spricht seine souveräne Macht nicht deutlich aus so manchem Antlitz?
 
Hier im Hause Grandet nahmen die stillen Freuden des Lebens nur ein bescheidenes Plätzchen ein; sie belebten drei reine Herzen: die Herzen Nanons, Eugénies und ihrer Mutter. Übrigens – wie viel Unwissenheit in ihrer Naivität! Eugénie und ihre Mutter wußten nichts vom Vermögen Grandets; sie betrachteten die Dinge des Lebens nur im Licht ihrer eigenen blassen Gedanken und hatten für das Geld weder Verehrung noch Verachtung, da sie gewohnt waren, es entbehren zu können. Ihr starkes Empfinden, das ohne ihr Wissen verletzt wurde, ihre zurückgezogene Lebensweise bildeten eine seltsame Ausnahme in diesem Kreis von Leuten, deren ganzes Dasein nur materiellen Interessen diente. Abscheuliche Eigenschaft des Menschen! Es kann für ihn kein Glück geben, das nicht irgendeiner Unkenntnis entspringt. 
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