Wenn der Herbst naht, machen sich die Zugvögel auf den Weg in den Süden. Dort finden sie Nahrung und Lebensraum, sie müssen keinen frostigen Winter überstehen. Aber warum bloß sind sie Pendler und kommen immer wieder zurück, wo es doch im Süden so behaglich ist?
Es ist die größte Reisewelle auf unserem Planeten: Milliarden Zugvögel machen sich im Herbst auf den Weg in ihre Winterquartiere - der nahende Winter treibt Kranich, Storch und Co. in den Süden. Hier finden sie Nahrung und Lebensraum, bis es sie im nächsten Frühjahr wieder zurück in den Norden zieht.
Doch warum nehmen die Zugvögel diese Reisestrapazen auf sich - warum bleiben sie nicht einfach für immer im Süden?
"Der Norden bietet den Vögeln im Sommerhalbjahr viel Nahrung und optimale Bedingungen zur Aufzucht der Jungen", sagt Vogelexperte Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Um den Zusammenhang zu veranschaulichen, zieht er einen Vergleich zum Reiseverhalten des Menschen: "Manch einer denkt an einem warmen Urlaubsstrand, hier könnte man doch für immer bleiben. Aber der Broterwerb und die gemütliche Wohnung treiben uns dann schließlich doch wieder ins Heimatland."
In den Winterquartieren sind die Lebensbedingungen für die gefiederten Wintergäste oft gar nicht so optimal. Hier leben bereits viele Vögel das ganze Jahr über - die Zugvögel müssen also mit den ansässigen Arten um Nahrung und Lebensraum konkurrieren.
Der europäische Sommer bietet dagegen paradiesische Verhältnisse: Während in manchen Winterquartieren Hitze und Trockenheit einziehen, gibt es im Sommerhalbjahr des Nordens Nahrung und Nistplätze im Überfluss. Etwa 200 europäische Vogelarten sind deshalb Pendler - das Winterquartier ist nur ihre Notlösung.