Beim aktuellen Goldpreis lohnt sich das Schürfen wieder - und dafür muss man nicht mal zum Klondike River: Auch im Rhein liegen 500 Tonnen des Edelmetalls. Allerdings als Minikrümel zwischen basel und Mannheim verteilt. Doch wie kommen die da eigentlich hin?
Das gelblich schimmernde Edelmetall fasziniert die Menschen schon seit jeher. Auch Zwerg Alberich verfiel seinem Reiz und klaute den Rheintöchtern ihren Unterwasserschatz - er schmiedete daraus den Ring des Nibelungen. Offenbar wusste also auch Richard Wagner: Es gibt Gold im Rhein.
Das Wissen um das Rheingold teilten auch schon Römer und Kelten und schürften vor über 2000 Jahren in den Sanden und Schottern des Flusses. Aus dem gefundenen Bröckchen stellten sie Gebrauchs- und Kultgegenstände her - und auch erste Münzen.
Doch warum gibt es eigentlich Gold im Rhein? Und wie ist es dahin gekommen? "Das Gold stammt aus den Bergen, die vom Rhein und seinen Nebenflüssen entwässert werden", sagt der Rohstoffexperte Hermann Wotruba von der RWTH Aachen.
Dort, wo Gold in Gebirgen wie den Alpen oder den Vogesen liegt, ist es in den vergangenen Jahrmillionen ausgewaschen und abgetragen worden. Weil Gold sehr beständig ist, blieb es erhalten und wurde vom Regen und durch Bergrutsche in die Flüsse gespült. Aufgrund seines Gewichts setzte es sich an vielen Stellen des Rheins ab.
"Ein Fluss arbeitet sozusagen wie eine natürliche Goldwaschrinne. Je weiter weg das Gold von seiner ursprünglichen Lagerstätte ist, desto feiner und plattiger ist es", sagt der Forscher. Dies erklärt, warum Gold in vielen Flussabschnitten nur mit komplizierten chemischen Analysemethoden nachgewiesen werden kann.
Kommerzieller Rheingold-Abbau
Vor allem in Baden oder weiter flussaufwärts sind die Partikel noch so groß, dass man sie mit bloßem Auge sehen kann. Meist handelt es sich um bis zu 0,3 Millimeter große und 0,003 bis 0,005 Milligramm schwere "Goldflitter", wie der Fachmann sagt. Dennoch könnten nach Schätzungen von Forschern allein zwischen basel und Mannheim deutlich über 500 Tonnen Gold in den Rheinablagerungen enthalten sein.
Mit Hilfe einer Waschpfanne, einer Schaufel, einem Sieb und viel Geduld ist es am Oberrhein selbst für Anfänger möglich, die kleinen Flitter auszuwaschen. Goldverdächtig sind dabei meist Schotterschichten, die 30 bis 60 Zentimeter unter der Oberfläche liegen. Reich werden kann man dabei allerdings nicht.
"Größere Nuggets findet man meist nur direkt in der Nähe der Ursprungslagerstätte", sagt Wotruba. Etwa im sogenannten Medell-Rhein, dem längsten Quellfluss im Schweizer Kanton Graubünden. Vor ein paar Jahren sei in der Region sogar ein Nugget mit einem Kilogramm Gewicht entdeckt worden. Funde von 50 oder 100 Gramm schweren Stücken kämen häufiger vor.
Frisches Gold für den Rhein
In Rheinzabern bei Karlsruhe wird das Rheingold zurzeit auch kommerziell abgebaut. Es ist dort allerdings lediglich ein Nebenprodukt der Sand- und Kiesgewinnung. Forscher gehen davon aus, dass dort nur wenige Kilogramm Gold jährlich aus den Rheinablagerungen abgetrennt werden können. Genaue Zahlen gibt der Betreiber der Kiesgrube nicht heraus.
Und wie sieht es mit dem Goldnachschub für den Rhein aus? Gelangen auch heute noch größere Mengen in den Fluss? "Da die Verwitterung der Gebirge weitergeht und zum Beispiel in der Schweiz goldhaltige Gesteine an der Oberfläche anstehen, wird auch weiterhin Gold in der Rhein transportiert. Von dieser Stelle bei Disentis gelangt es aber maximal bis in den Bodensee", erklärt Wotruba.