12.000-mal Tock-tock-tock am Tag - und keine Kopfschmerzen: Wenn Spechte mit dem Schnabel auf Bäume einhacken, schließen sie zur Sicherheit die Augen, damit ihnen die nicht aus dem Kopf fallen. Aber macht so viel Gehämmer nicht trotzdem ein weiches Hirn?
Wenn ein Mensch seinen Kopf wie einen Presslufthammer gegen die Wand haut, ist er irre - spätestens nach dieser Aktion. Der Specht tut im Prinzip nichts anderes: Er sitzt am Baum und schlägt seinen Schnabel immer wieder ins Holz. Bumm, bumm, bumm. Der Mensch hätte längst eine Gehirnerschütterung - oder wenigstens Kopfschmerzen. Und der Specht?
"Der Körperbau der Spechte besitzt gleich eine Reihe von Anpassungen, die ihnen das Hämmern ermöglichen", sagt Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland. Das hätten Forscher in verschiedenen Studien gezeigt. Demnach sei die spezielle Kopfanatomie eines der Geheimnisse des Spechts, sagt Heiermann: Das Gehirn liegt nicht direkt hinter dem Schnabel, sondern oberhalb, so dass die Wucht des Schlages nicht direkt das Gehirn trifft.
"Spechte besitzen quasi Stoßdämpfer", sagt Heiermann. Biegsame Knochengelenke und kräftige Schnabelmuskeln federn die Wucht des Aufschlags ab. Wie bei einem Boxer, der einen Schlag erwartet, spannt der Specht die Muskeln kurz vor dem Aufprall an und absorbiert so einen Großteil der Energie. Kurz vorher schließt er auch seine Augenlider, damit ihm die Wucht nicht die Augen aus den Augenhöhlen drückt.
Specht-Balz: Hämmerrekord zur Paarungszeit
Außerdem ist das Spechthirn von weniger Gehirnflüssigkeit umgeben als das des Menschen. Wenn wir mit dem Kopf aufschlagen, prallt unser Gehirn von innen gegen die Schädeldecke. Dadurch entsteht eine Gehirnerschütterung. Beim Specht hat das Gehirn dagegen weniger Bewegungsspielraum.
"All diese Anpassungen sind nötig", sagt Heiermann. Untersuchungen zufolge schlagen Spechte ihren Schnabel wie einen Presslufthammer bis zu 20 Mal pro Sekunde auf das harte Holz. Die Frontalkollision erfolgt dabei mit etwa 25 Kilometern pro Stunde.