Aliens, Monster und Psychopathen bringen Angst ins Kino. Das Herz rast, die Hände werden feucht - Furcht gilt eigentlich als unangenehmes Gefühl. Und trotzdem stehen viele auf Horrorfilme. Woher kommt die Lust am Gruseln?
Die blonde Casey bereitet sich gerade auf einen Videoabend mit ihrem Freund vor, als das Telefon klingelt. Der Mann am anderen Ende, sie kennt ihn nicht, will erst nur plaudern und dann hat er Lust auf ein Frage-Antwort-Spiel: "Ich stelle Dir eine Frage und wenn Du sie richtig beantwortest, bleibt Steve am leben", sagt er. Sie verliert. Erst stirbt ihr Freund, dann sie.
Die blonde Casey, gespielt von Drew Barrymore, will sich in dem Film "Scream" einen Horrorfilm anschauen - und befindet sich damit in guter Gesellschaft: Viele Menschen mögen genau solche Filme. Nüchtern betrachtet, erscheint das seltsam: Eigentlich gilt doch Angst als unangenehmes Gefühl. Woher kommt also die Lust am Gruseln? Warum schauen wir uns gerne Filme an, die uns Angst machen?
"In der Psychologie spricht man in diesem Zusammenhang sogar von der sogenannten Angstlust", sagt Ulrich Kobbé vom Institut für subjektpsychologische Wissenschaften, interdisziplinäre Forschung und institutionelle Therapie in Lippstadt. Dieses Phänomen ist eine Mischung aus Furcht und Wonne, die an eine Rückkehr zur Sicherheit gekoppelt ist. "Wir verlassen nur in Gedanken unsere sichere reale Welt, setzen uns mit Wonne den virtuellen Gefahren aus, aber behalten stets im Hinterkopf, dass wir im nächsten Moment schon in unser friedliches Wohnzimmer zurückkehren können", sagt Kobbé.
Jeder Mensch sollte seine Toleranzgrenze kennen und einhalten
Bei den meisten Thrillern und Horrorfilmen endet der Spannungsbogen mit einer Auflösung der Angst. Nach dem Showdown sind meist alle Bösewichter vernichtet und der Held des Films hat stellvertretend für den Zuschauer über die Angst gesiegt. "Das gibt uns ein gutes Gefühl", sagt der Psychologe. Prinzipiell findet sich dieses Prinzip auch schon in den Märchen für Kinder wieder, die ebenfalls bereits Spannung und Angst suchen. "Der Mensch spielt gerne mit solchen Gedanken, um zu lernen, mit den unangenehmen Seiten des Lebens zurechtzukommen", sagt er.