Sechs Töchter hatten Lord und Lady Mitford, schön und glamourös allesamt und mindestens eine davon auch dramatisch überspannt. Unity Valkyrie Mitford, geboren am 8. August 1914, wurde eine glühende Hitler-Verehrerin. Das absehbare Ende: eine Katastrophe.
Es waren einmal ein Lord und eine Lady in England, die wünschten sich schon lange einen Sohn, aber sie kriegten nur eine Tochter nach der anderen, sechs an der Zahl und erst dann einen Sohn. Die Töchter waren aber allesamt hübsch von Angesicht und auch nicht unintelligent und waren die glamourösesten Adeligen der Dreißiger Jahre: die Mitford-Schwestern. Eine wurde Schriftstellerin, eine wurde Herzogin, eine wurde Hühnerzüchterin, eine wurde Kommunistin, eine wurde Faschistin und eine wurde Hitler-Groupie.
Die schönste von allen war Diana, die Faschistin, und sie bekam ja auch den Führer der britischen Faschisten, Oswald Mosley, zum Mann. Im Sommer 1933 reiste Diana nach Deutschland, um sich den Nürnberger Reichsparteitag anzuschauen. Und sie nahm ihre kleine Schwester Unity mit. Unity Valkyrie Mitford, geboren am 8. August 1914, war da gerade mal neunzehn, aber schon glühende Anhängerin der Nationalsozialisten. Lag es daran, dass sie in Swastika, Ontario gezeugt worden war? An ihren seltsamen Vornamen? Oder daran, dass sie in der kinderreichen Familie ihre eigene Haltung beweisen wollte? Jedenfalls gefiel es Unity ganz toll in Deutschland. So schöne Uniformen! So wundervolle Paraden! Und der Führer! Ihm wollte sie nahe sein. So zog sie nach München. Sie fand heraus, dass Hitler in einer kleinen Osteria in der Schellingstraße Mittag zuessen pflegte, und so speiste sie dort täglich. An einem schönen Tag im Februar 1935 wurde ihre Geduld belohnt: Hitler lud sie zu seinem Tisch ein, unterhielt sich mit ihr und bezahlte sogar ihr Mittagessen! Ihr blasser Teint, ihre blauen Augen und ihre blonden Locken verfehlten ihre Wirkung nicht.
Von nun an sahen sie sich öfters. So schreibt Unity im Dezember 1935 an Diana: "Ich war in der Osteria. Der Führer war himmlisch, in bester Stimmung und sehr lustig. Es gab zwei Suppen zur Auswahl und er warf eine Münze um sich zu entscheiden, er war so süß! Er redete ganz viel über Juden, und das war allerliebst! Liebe Grüße und Heil Hitler!"
Die Nacht der langen Messer, in der Hitler in einem Blutbad Ernst Röhm und die Führung der SA liquidieren lässt, kommentiert Unity:
"Armer, süßer Führer, er durchlebt eine schreckliche Zeit!" Adolf Hitler zeigt sich aufmerksam, er nimmt Unity mit zu Wagner-Festspielen in Bayreuth, zum Obersalzberg und nach Berlin.
Doch dunkle Wolken ziehen am Himmel auf. Großbritannien erklärt 1939 dem Tausendjährigen Reich den Krieg, und Hitler, seiner etwas schrillen Verehrerin überdrüssig, befiehlt ihr, nach Hause zurückzukehren. Das ist zuviel für Unity. Sie geht in den Englischen Garten, zieht einen perlenbesetzten Revolver aus der Handtasche, setzt ihn an die Schläfe, drückt ab - und überlebt. Eine Spaziergängerin findet die blutüberströmte Blondine hinter dem Haus der Deutschen Kunst. Unity liegt wochenlang im Koma in einer Münchner Klinik und wird dann nach England zurückgebracht. Ihre Mutter pflegt die wesensveränderte, inkontinente Tochter im Schloss der Familie. 1948 stirbt Unity Valkyrie - die Stelle, an der Kugel inoperabel in ihrem Gehirn steckte, hatte sich entzündet.
Die Briten sind bis heute fasziniert von den Mitford-Schwestern. Und so will ein Journalist der englischen Boulevard-Zeitung The Sun herausgefunden haben, dass Unity im Verborgenen dem Kind Hitlers das Leben geschenkt hat. Er startete einen Suchaufruf: Sind Sie vielleicht Hitlers verloren geglaubtes Kind? Erwartungsgemäß hat sich niemand gemeldet - surprise, surprise.