Der Münchner Glaspalst galt als nicht brennbar mit seiner modernen Konstruktion aus Glas und Gusseisen. Am 6. Juni 1931 brannte er völlig ab und mit ihm eine Ausstellung erstklassiger Gemälde der Romantik.
"Winterlandschaft mit Ruine des Klosters Eldena"- So heißt ein Bild von Caspar David Friedrich, Künstler und wohl berühmtester Vertreter der deutschen Romantik. Man hat das Bild vielleicht vor Augen: hohe dunkle Mauerreste und gotische Spitzbögen, die aus einer schneebedeckten Ebene wachsen, knorrige kahle Eichen, die ihre schwarzen Äste wie Krallenhände in einen schweren grauen Winterhimmel recken - das Bild ist eines der bekanntesten Motive von Caspar David Friedrich. Es könnte heute in einem großen Museum hängen, oder in einer privaten Galerie, eifersüchtig gehütet von einem sehr reichen Sammler ... und bei einer Auktion würde es Millionen einbringen.
Unbrennbar - gibt´s nicht
Genau genommen würde die "Winterlandschaft mit Ruine des Klosters Eldena" vermutlich in die Kategorie "unbezahlbarer Kunst-Schatz" gehören. Doch das Gemälde ist in der Nacht zum 6. Juni 1931 verbrannt; und mit ihm über dreitausend weitere, teils heute noch berühmte Gemälde von Moritz von Schwind, Schinkel, Runge und anderen Malern. In einer lauen Sommernacht wurde bedeutende Kunst in einer Fülle vernichtet, dass dem Kenner die Tränen der Verzweiflung in die Augen treten.
Ja, die Werke waren hoch versichert. Nein, es kam gottseidank kein Mensch zu Schaden. Aber dieser Verlust! Dabei galt der Münchner Glaspalast praktisch als unbrennbar. 1854 wurde er erbaut, in dem Jahr, in dem München seine erste eigene Industrieausstellung bekam, nach Paris, Wien, London und New York. Dafür brauchte es einen angemessenen Rahmen - einen großen Bau aus modernstem Material: Glas und Gusseisen. Nach einem halben Jahr stand der Glaspalast wie ein gigantisches Gewächshaus zwischen Hauptbahnhof und Stachus, 200 Meter lang, 25 Meter hoch, auf dem Gelände des Alten Botanischen Gartens.
Die Eröffnung der "Ersten Allgemeinen deutschen Industrieausstellung" durch König Maximilian II. geriet zu einer perfekten Werbung für den modernen Wirtschafts- und Messestandort München. -
Bis ein Ausbruch der Cholera die Schau vorzeitig beendete. Eigentlich sollte der Glaspalast danach wieder ganz abgebrochen werden. - Zu teuer, befanden die Verantwortlichen. Und so blieb der Glaspalast und etablierte sich als Ort für erstklassige, internationale Kunstausstellungen, wurde zum Symbol der Kunst- und Kultur-Stadt München. Dort lebten um 1900 mehr Künstler als in Wien und Berlin zusammen. Zu dieser Zeit verdiente die Stadt mit dem Export von Kunstwerken in die USA fast doppelt so viel wie mit dem Export von Bier.
Vom Feuer gefressen
Jahrzehnte später hat der Glaspalast seine besten Zeiten dann hinter sich. Trotzdem ist die Jahresausstellung 1931 unter dem Titel "Malerei der Romantik" ein echtes Highlight. Statt der geplanten fünf Monate dauert sie aber nur fünf Tage. Am 6. Juni um halb vier Uhr morgens wird Feueralarm ausgelöst: kurz darauf steht das gesamte Gebäude in Flammen. Asche regnet, Funken fliegen, tausende Bilder werden vom Feuer gefressen, übrig bleiben nur geschmolzenes Glas und verbogene Eisenträger.
Ölgetränkte Putzwolle, die man zum Säubern der Bilderrahmen verwendet, soll sich selbst entzündet und den Brand verursacht haben. Später gehen Gutachter von Brandstiftung aus - womöglich durch einen Künstler, dessen Werke man für die Ausstellung nicht angenommen hatte? Ein Schuldiger wird nie verhaftet, der Glaspalast nicht wieder aufgebaut.