Wo der Wohlstand wuchs und Automobile langsam die alten Pferdefuhrwerke ablösten, standen bald auch die ersten "Groschengräber". Am 4. Januar 1954 wurde die erste Parkuhr Deutschlands in Duisburg aufgestellt.
Mit den Pferden war es noch ganz anders. Natürlich! Pferde hatte niemand tagelang alleine stehen lassen - mitten in der Stadt. Weder im Wilden Westen noch bei uns in Good Old Germany. Pferde wären ja verdurstet, oder verhungert, oder viel wahrscheinlicher: Sie wären von jemandem mitgenommen worden. Einfach so.
Mit den Automobilen änderte sich das völlig. Die waren zwar noch viel kostbarer als Pferde, aber Automobile konnte man "parken". Nicht einmal das Wort gab es vorher! Und plötzlich wurde Parken ein richtiges Problem. Die neuen Fahrzeuge standen in den Städten herum. Manchmal viele Stunden lang. Manchmal sogar über Tage. Und Geschäftsleute, die den Platz vor ihren Läden so modern zugestellt sahen, fühlten sich erheblich gestört in ihrer Freiheit, Handel zu treiben. Denn wo sollte die Kundschaft stehen, um frisch gekaufte Waren einzuladen? Etwa in einer anderen Straße? Und wie sollte angeliefert und ausgeladen werden, wenn jeder x-beliebige Autobesitzer stundenlang den Parkplatz vor dem Geschäft belegen durfte? Als sich der Handel derartig behindert sah, musste etwas geschehen!
Vorbild "Black Maria"
Zuerst geschah es Ende der 1930er-Jahre in den USA, in Oklahoma City, wo der vielseitige Journalist Carlton Cole Magee sich seine Idee gegen "Dauerparker" patentieren ließ: Er hatte eine Art "Eieruhr für die Straße" erfunden. Sie ließ sich aufziehen, sobald man eine Geldmünze einwarf. War diese Parkzeit abgelaufen und das Automobil stand immer noch da, musste der Autobesitzer nun mit einer Geldstrafe rechnen. Und sein Auto durfte sogar abgeschleppt werden. Das funktionierte. Die Amerikaner gaben der Erfindung einen liebevollen Spitznamen "Black Maria - Schwarze Maria", obwohl sie alle eher wie Riesen-Lollis aussahen, diese ersten Parkuhren der Welt.
Beliebt waren sie nirgends. Trotzdem tauchten sie bald überall auf, wo so viel Wohlstand herrschte, dass Pferdefuhrwerke massenweise von Automobilen abgelöst wurden. In Deutschland war es am 4. Januar 1954 so weit: Duisburg stellte die ersten Parkuhren des Landes auf. Rückblickend nur ein weiteres Indiz für die beginnenden Wirtschaftswunderjahre. Aber damals sahen die Bürger Parkuhren ganz anders: als "Groschengräber", nicht besser als mittelalterliche Wegelagerer und vor allem illegal!
Große Aufregung
Da hinkte die Gesetzgebung eben ein bisschen den neuesten gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher. So lange Pferde die Wagen zogen, war es nur nötig gewesen, bestimmte Bereiche der Stadt mit einem Parkverbot zu belegen. Und an allen anderen Stellen durfte man stehen bleiben. Nun sollte so ein Verbot für eine bestimmte Zeitspanne aufgehoben werden können? Nur weil man Geld dafür bezahlte? Also in die Parkuhr warf? Große Aufregung bei allen autofahrenden Steuerzahlern! Beschwichtigt wurde von Seiten der Stadtväter damit, dass die Einnahmen aus den Parkuhren nur für gemeinnützige Zwecke ausgegeben werden.
Heute sind die Gesetze längst angepasst, neue Parkscheinautomaten erfunden, die Millionen Euro, die sie ihren Städten einbringen, unter dem Stichwort "Parkraumbewirtschaftung" längst fest in die Etats eingeplant. Und alles zusammen löst inzwischen weit weniger Aufregung aus, als es ein einzelnes Pferd könnte, das länger als 20 Minuten allein vor einem Laden mitten in einer deutschen Stadt stehen würde.