Akira Yoshizawa, der Begründer des modernen Origami. Über 50 000 Modelle hat er entwickelt und unzählige hat er gefaltet. Autorin: Isabella Arcucci
Akira war ein Schöpfer! Er erschuf alle Tiere dieser Erde. Von den kleinsten Fröschen, bis zu den größten Mammuts. Und er schrieb Bücher, in denen er mittels Zeichnungen Schritt für Schritt der Menschheit erklärte, wie jeder selbst zum Erschaffer seiner eigenen kleinen Welt werden kann. Akira Yoshizawa - der größte Origami-Künstler des 20. Jahrhunderts! Ursprünglich war er technischer Zeichner und davor ein ganz normaler japanischer Bauernbub. Die Familie, in die er am 14. März 1911 geboren wurde, konnte ihm zwar kein Vermögen mitgeben, aber den Sinn für Kunst!
Wünsche in Papier gefaltet
Im 7. Jahrhundert erlernten die Japaner die Kunst der Papierherstellung von den Chinesen. Weißes Papier! Das war etwas ganz Besonderes. Etwas Heiliges! Die Japaner beschrieben ihr Papier nicht nur, sie falteten es! Denn in Papier ließen sich nicht nur Formen hineinfalten, sondern auch Gebete und Wünsche.
Den Rat der Chinesen hatten die Japaner bei der Papierherstellung bald nicht mehr nötig. Sie entwickelten ein spezielles Verfahren, das ihr Japan-Papier, ihr Washi, einerseits zart und weich machte und andererseits besonders reißfest. Ab etwa dem 17. Jahrhundert wurde es in Japan üblich, Papier kunstvoll und nach präzisen Angaben um Geschenke und Grußbotschaften zu falten. Eine Hochzeit im Frühsommer verdiente eine andere Faltung, als eine Bestattung im Winter und wieder eine ganz andere, ein aus dem Wasser hüpfender Laubfrosch! Denn als die Herstellung des Washi immer billiger wurde, waren der Freude am Papierfalten keine Grenzen mehr gesetzt. Die Japaner falteten jetzt zu ihrem Vergnügen: Schmetterlinge, glücksbringende Kraniche und kleine Samurai-Helme.
Von Weltraumtechnik und Altpapier
Akira Yoshizawa war das nicht genug. Auch wollte er seine Origami-Künste nicht bloß als Unterstützung für das technische Zeichnen nutzen. Akira Yoshizawa wollte aus Papier Wesen erschaffen, welche die Menschen verblüfften, ihre Phantasie und Kreativität freisetzten.
Er entwickelte eine neue Falttechnik, bei welcher das Papier vorher angefeuchtet werden muss, um so noch formbarer und damit im Ergebnis lebendiger zu sein. Es dauerte lange, bis Akira Yoshizawa von seiner Kunst leben konnte. Doch ab den 1950er Jahren entdeckte auch der Westen den Schöpfer der zarten Papierwelten. "Origami" so flüsterten die Ausländer ehrfurchtsvoll den Namen von Akira Yoshizawas exotischer Kunst. "Origami" bedeutet auf Deutsch nichts anderes als "Faltpapier" oder eben "Papier falten". Mittlerweile ist die Origami-Technik Forschungsgegenstand an Universitäten und die Grundlagen der japanischen Faltkunst werden beispielsweise erfolgreich in der Weltraumtechnik eingesetzt.