Das war ein Ausschnitt einer Aufführung von Li Yundi auf dem Edinburgher Kunstfestival im September. Zuvor hatte er mit einem „Chopin-Abend" das Publikum in Deutschland und Dänemark erfreut. In Edinburgh hörten viele Zuschauer, die keine Sitzkarten hatten, im Stehen begeistert der fast zwei Stunden langen Vorführung zu. Li Yundi war selbst auch gerührt.
„Ich freue mich sehr. Ich bin ja auch in äußerst guter Form, denn das Publikum ist in guter Stimmung. Ich bin mit ganzem Herzen dabei."
„Ihre Musik kommt wie aus dem Himmel. Sie ist voller Spiritualität und Reinheit", sagte der polnische Kulturminister 2010 zu Li Yundi. Da spielte der chinesische Pionist zum Auftakt des Konzertes anlässlich des 200. Geburtstags von Fryderyk Franciszek Chopin. Er habe Chopin meisterhaft interpretiert, kommentierten die Musikkritiker.
Seitdem Li Yundi vor elf Jahren den Goldpreis auf dem Waschauer Internationalen Chopin-Klavierwettbewerb gewonnen hat, ist der Name Yundi mit Chopin eng verbunden. In vielen Ländern hat er Werke von Chopin und Stücke klassischer chinesischer Musik gespielt. Sogar seine Gesichtszüge und Frisur erinnern das Publikum an Chopin. Der junge Künstler meint jedoch:
„Ich habe nicht bewusst irgendeinen imitiert. Wenn ich auf der Bühne spiele, fühle ich mich wohl und genieße diesen Zustand sehr. Denn die Musik an sich ist ein natürlicher Zustand. Man kann diesen angenehmen Zustand mit allen teilen. So kann man die Musik gut ausdrücken."
Li Yundi betont wiederholt, dass er sich über seine aktuelle Situation sehr freuen und seine Zukunft schrittweise planen würde. Ihm macht es nichts aus, den langen weiten Weg zur Suche nach Kunst langsam zu gehen. Zu der Frage, ob er sich vorstellen könnte, wie der Musikpoet Chopin gleichzeitig zu spielen und zu komponieren, antwortet er:
„Daran habe ich nicht gedacht. Für mich ist es schon gut, an die jetzigen Sachen einschließlich der Musik heranzugehen. Für einen Karriereplan gibt es viele konkrete Einzelheiten. Natürlich bin ich dabei, die Musikwerke zu studieren und deren Intuition tiefer zu begreifen und zu interpretieren. "
Das Klaviergenie bemüht sich zurzeit, der Welt klassische chinesische Musik vorzustellen. In diesem Jahr wird er das Album „Rotes Piano" herausgeben. Li Yundi sagt:
„Die Musik dient dazu, die Kultur und einen bestimmten Zustand des Spielenden auszudrücken. Meines Erachtens ist Musik eine persönliche, unabhängige Sache. Jeder Spieler oder Komponist will ja nicht das Gleiche zum Ausdruck bringen. Da sollen Zuschauer auch selbst empfinden und genießen."
Im Interview redet Li Yundi nicht viel. Doch in seinen Worten spürt man seine Vorliebe zur Musik. Vor verschiedenen Ruhmtiteln zeigt sich das Musikgenie kühn und gelassen, was seinem Alter nicht entspricht.
„Der Ruhm spielt für mich keine Rolle. Alles, was ich tue, ist bloß meinen natürlichsten Zustand zu zeigen. Das ist sehr einfach. Mich in meiner Musik zu verlieren, ist eine leichte Sache."