Während der Zeit der Östlichen Han-Dynastie lebte ein berühmter General namens Ma Yuan. Wie seine Frau verstarb er schon sehr früh. Und so hinterließen die beiden eine kleine Tochter. Die junge Ma konnte sich daher von klein auf sehr gut selbst versorgen und wurde von ihren Freunden und Verwandten als tüchtiger Mensch gelobt.
Mit 13 Jahren gelangte Ma an den Kaiserhof. Sie arbeitete zunächst als Dienstmädchen für die Kaiserin des Guangwu-Herrschers, von der sie viel Zuwendung erfuhr. Nach dem Tod des Kaisers folgte ihm sein Sohn Liu Zhuang als Kaiser Han Ming-Di auf den Thron. Von ihm wurde Ma zur höchsten Konkubine erwählt. Sie gebar ihm zwar keine Kinder, adoptierte aber später einen Sohn namens Liu Xu. Da sie noch immer die Gunst der Kaisermutter genoss, wurde Ma schließlich im Jahr 60 unserer Zeit zur Kaiserin des Herrschers Han Ming-Di ernannt.
Aber selbst als Kaiserin führte Ma ein einfaches Leben. Stets trug sie grobe Kleidung oder unbestickte Röcke. Die übrigen Konkubinen bemerkten dies bald und verehrten Ma für ihre Bescheidenheit.
Als Kaiser Han Ming-Di verstarb, trat Liu Xu unter dem Herrschernamen Han Zhang-Di seine Rolle als Nachfolger an. Da Ma ihn einst adoptiert hatte, war sie nun die Kaisermutter.
Nicht lange nach seiner Thronbesteigung schlugen mehrere Minister vor, die männlichen Familienangehörigen der Kaisermutter Ma in den Adelsstand zu erheben. Kaiser Han Zhang-Di war durchaus gewillt, dies zu tun – Ma allerdings lehnte entschieden ab. Bereits zuvor, so Ma, hatte der Kaiser Guangwu¬¬ es verboten, die Verwandten der Kaiserin zu adeln. Daran solle sich auch nun nichts ändern.
Im Sommer des darauf folgenden Jahres wurde das Reich der Han von einer verheerenden Dürre heimgesucht. Einige der Minister erklärten dem Kaiser, dass die ausgebliebene Adelung der Familie Ma der Grund für die Naturkatastrophe sei. So schlugen sie dem Kaiser also erneut vor, sie in den Adelsrang zu erheben. Doch auch dieses Mal lehnte Ma ab und verfasste sogar eine öffentliche Bekanntmachung: Jeder Mensch, der an einer Adelung ihrer Verwandten festhalte, wolle sich doch nur eigennützig bei der Kaisermutter einschmeicheln.
Und was habe eine Dürre überhaupt mit der Verleihung von Adelstiteln zu tun? Man solle aus dem Untergang der Vorgängerdynastie Lehren ziehen, welche Katastrophen die Ehrung von entfernten Verwandten mit sich bringen konnte. Der Guangwu-Kaiser hatte es in seiner Regierungszeit untersagt, nahe und ferne Verwandte in wichtige Ämter zu berufen. Warum sollten die Verwandten der Kaisermutter eine Ausnahme darstellen, so Ma in ihrer Bekanntmachung. Und sie fuhr fort: Alle meine Verwandten sind wohlhabend. Ich als Mutter des Kaisers esse karge Speisen und trage nichts anderes als grobe Kleidung. Auch die Konkubinen führen ein einfaches Leben. Ich möchte damit meinen Untertanen als Vorbild dienen und meine Verwandten dazu anregen, in sich zu gehen und sich selbst zu prüfen. Doch sie schämen sich nicht im Geringsten und verspotten sogar noch meine Sparsamkeit! Ma schrieb in ihrer Bekanntmachung:
Erst vor einigen Tagen sei sie an ihrem Geburtshaus vorbeigekommen. Dort beobachtete sie, dass sich viele fremde Personen vor dem Haus versammelten und den Männern ihrer Familie schmeichelten. Die Reihe der herannahenden Kutschen schlängelte sich wie fließendes Wasser, während der Strom der eintreffenden Pferde so stetig wie ein langer Drachen wirkte. Was für eine Prahlerei! Die Diener des Hauses trugen feine und bunte Kleidung, während die Mutter des Herrschers und ihr Gefolge die schlichteste Kleidung trugen. Ihre kärgliche Kutsche war bei weitem nicht so edel wie jene der Besucher. Ma habe sich mit aller Kraft selbst beherrschen müssen. Sie habe ihre Anverwandten nicht direkt dafür kritisiert, dass sie ein Leben in Luxus verbrachten, ohne sich je um den Staat zu sorgen. Aber wie könnte sie nun zustimmen, solche Menschen in den Adelsstand zu erheben?
So wurde die chinesische Redewendung „Cheshui malong", „Kutschen wie fließendes Wasser und Pferdereihen wie ein langer Drache", geprägt. Auf Deutsch kann man „Cheshui Malong" grob mit „viel Verkehr" übersetzen. Genau genommen bezeichnet es aber eine aufblühende Szene mit regem Treiben. Im Gegensatz zu ihrer Hintergrundgeschichte trägt die Redewendung aber eine neutrale Konnotation ohne negative Elemente.