Vor 1912 war der Platz des Himmlischen Friedens der Vorhof der Verbotenen Stadt. Erst nach der Xinhai-Revolution wurde Tiananmen für die Öffentlichkeit zugänglich. Bereits damals entstand an der Stelle des heutigen Museums das „Staatliche Museum für Geschichte". Die Gründung der Volksrepublik am 1. Oktober 1949 machte den Platz zu einem nationalen Symbol. Und für die Zehn-Jahres-Feier der Republikgründung hat man den Platz radikal umgestaltet. Auf den Außenseiten wird der Platz nun von zwei Großen Gebäuden flankiert. Auf der Westseite steht die Große Halle des Volkes, die für die wichtigsten und bedeutendsten Veranstaltungen des Staates vorbehalten ist. Ihr gegenüber auf der Ostseite standen die Museen für Geschichte Chinas und der Chinesischen Revolution. Beide sind im klassizistischen Stil gehalten und borgen von der Beaux-Arts-Schule und sowjetischer Architekturtradition. Zusammen mit dem Denkmal für die Helden des Volkes und dem später hinzugekommenen Mausoleum für Mao Zedong bilden sie den symbolischen Zentrum des neuen China. Sie schaffen ein Gegengewicht zu der traditionellen Architektur der Alten Kaiserstadt und dienten als Vorbilder für die repräsentative Architektur im ganzen Land.
Die Öffnung nach außen, private Galerien, unabhängige Künstler und die Verquickung der kulturellen und wirtschaftlichen Aspekte haben das Verhältnis des Landes zur Kultur entscheidend verändert. Hinzu kam das wachsende Repräsentationsbedürfnis der Nation, die Bildungsreform der letzten Jahre und ein geändertes Freizeitverhalten. Das alles ging an der Präsentation von Kultur durch staatliche Institutionen nicht spurlos vorüber. Die Erscheinung und Struktur der Museumslandschaft begann sich zu verändern. Schließlich entschloss man sich zu einem Umbau der beiden Museen auf der Ostseite. Sie wurden zusammengelegt und zu dem Museum mit der größten Ausstellungsfläche der Welt umgestaltet.
2004 wurde ein internationales Architektur-Wettbewerb ausgeschrieben, Den Wettbewerb gewann das Hamburger Architekturbüro GMP, Gerkan, Marg und Partner, in Zusammenarbeit mit der China Academy of Building Research (CABR). Der Entwurf wollte die alten Fassaden erhalten und in die alte Hülle neue Elemente hinzufügen. Doch wurde er Ende 2005 fallengelassen. Letztendlich wurde eine solch radikale Umgestaltung nicht gutgeheißen. Nach Aussage der Architekten folgten sie nach mehreren Überarbeitungen den Anforderungen des Bauherrn, um das neue Volumen „harmonisch" in den Altbau zu integrieren.
Die Verantwortlichen haben sich auf eine ästhetische Haltung von 1959 zurückgezogen. Der alte Bau bleibt an drei Stellen erhalten. Auch die Ausstellungsfläche wird weiterhin kompakt und achsensymmetrisch angeordnet sein. Der Besucher wird von einer monumentalen 260 Meter langen Halle empfangen, von der man in die einzelnen Galerien gelangen wird. Der Rückzug auf die alten ästhetischen Konzepte steht in deutlichem Kontrast zum unmittelbar benachbarten Neubau der Nationaloper, dem futuristischen, in der Erde gehüllten „Ei", das 2008 kurz vor den olympischen Spielen eröffnet wurde.
Die architektonische Sprache dieser beiden Bauten enthält unterschiedliche Botschaften für unterschiedliche Adressaten: Für die internationale Öffentlichkeit bei den Olympischen Spielen sollte das technisch Machbare in der wachsenden Nation präsentiert werden, während die Botschaft ans eigene Volk die alten Werte betont.