Margaret Chan
In Beijing wurde vor kurzem das fünfte Kooperationszentrum für pandemische Influenza und Pandemieforschung der WHO eröffnet. China wurde diese Ehre als erstem Entwicklungsland zuteil. Das staatliche Grippezentrum in Beijing wird neu mit seinen Partnerzentren in den USA, Japan, Großbritannien und Australien zusammenarbeiten. Im Mittelpunkt dieser Zusammenarbeit stehen das Sammeln und der Austausch von Daten, die Unterstützung bei der globalen Grippeüberwachung sowie Empfehlungen für den Impfschutz. Für WHO-Generaldirektorin Margaret Chan ist Chinas Beteiligung an den WHO-Kooperationszentren ein wichtiger Schritt bei der globalen Grippekontrolle und -bekämpfung:
„Solche Kooperationszentren bilden den Kern bei der Unterstützung des Überwachungssystems. Sie nehmen die Frontstellung bei der Grippebekämpfung ein und bieten die theoretische Grundlage sowohl für die Vorbeugung als auch für die eigentliche Bekämpfung der Grippe. Die Analyse der neuesten Influenzaviren und ihrer Haupteigenschaften in den Kooperationszentren hilft den Wissenschaftlern bei der Entwicklung von geeigneten Impfstoffen. Außerdem überwachen die Kooperationszentren die Antibiotika-Resistenz von degenerativen Viren, um zur Entwicklung von entsprechenden Diagnose-Geräte beizutragen. Die Kooperationszentren haben der wissenschaftlichen Forschung sowie der internationalen Zusammenarbeit wichtige Impulse verliehen. Dank ihrer Unterstützung sind inzwischen mehrere Länder in der Lage, selbständig Virenforschung zu betreiben."
China hat seine Ausgaben für die Influenzaüberwachung in den vergangenen Jahren massiv aufgestockt. Allein im Jahr 2009 hat Beijing über 300 Milliarden Yuan RMB in den Bau eines Testlabors investiert. Das Testlabor, das ein Teil des globalen Überwachungssystems ist, hat seine Zuverlässigkeit schon wenig später bei der Bekämpfung des Grippevirus A/H1N1 unter Beweis gestellt. Nach Meinung von Gesundheitsminister Chen Zhu haben sich die enormen Ausgaben bereits jetzt mehr als ausbezahlt:
„Der Grippeschutz wird in China ständig verstärkt. Das staatliche Grippeüberwachungsnetz ist bereits vergrößert und optimiert worden. Die an dieses Netz angeschloßenen 411 Labors und 556 Krankenhäuser liefern zuverlässige statistische Unterstützung. Jeder Kreis und jede Stadt in China profitiert von diesem Überwachungsnetz. Infolgedessen sind auch die staatlichen Ausgaben für den Grippeschutz gestiegen. Davon profitiert haben vor allem das staatliche Grippezentrum sowie diverse Überwachungsorganisationen."
China hat aber nicht nur sein eigenes Grippekontrollsystem erweitert, sondern auch die Zusammenarbeit mit dem Ausland intensiviert. Beweis hierfür ist die Tatsache, dass China im vergangenen Jahrzehnt bei 50 Prozent aller weltweit entwickelten Grippeimpfstoffe mitgewirkt hat.
Während der Bekämpfung der Vogelgrippe und des Grippevirus A/H1N1 stellte China diagnostische Reagenzien sowie medizinische Geräte zur Verfügung. Umgekehrt profitierte China vom globalen Grippeüberwachungsnetz. So erhielt China vom US-Zentrum für Krankheitskontrolle rechtzeitig den Stamm des H1N1-Virus. Ohne diesen Virenstamm wäre weder die selbständige Entwicklung einer Diagnosemethode noch die Entwicklung eines Impfstoffes gegen dieses heimtückische Virus möglich gewesen.
Um auch in Zukunft gegen Viren aller Art gewappnet zu sein, will China seinen Grippeschutz weiter verbessern – vor allem an der Basis. Parallel dazu will Beijing seine Zusammenarbeit mit dem Ausland ausbauen. Dazu Shu Yuelong, der Direktor des staatlichen Grippezentrums:
„Wir werden anderen Ländern technische Ausbildung und Unterstützung anbieten und im Rahmen der WHO an der Empfehlung von Impfstoffen sowie bei der Ausarbeitung von Präventionsstrategien mitwirken. Es gibt bisher kein anderes Land außer China, das über ein so riesiges und umfangreiches Überwachungsnetz mit Labors und Krankenhäusern verfügt. Wir betrachten es daher als unsere Pflicht, die internationale Staatengemeinschaft mit noch mehr wichtigen Informationen zu versorgen."