Manchmal kapiert man erst später, was da gerade wichtiges passiert ist. So war es auch bei diesem Ereignis vor genau 50 Jahren: Der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt besuchte das Land Polen.
Das war eine schwierige Reise. Beide Länder verstanden sich nicht gut. Denn ihre Politik war sehr unterschiedlich. Aber vor allem hatten etwa 30 Jahre zuvor deutsche Soldaten Polen überfallen. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs.
In dieser Zeit sperrten die Deutschen die Juden in Lager oder in bestimmte Stadtteile, die Ghettos. Den Menschen ging es dort furchtbar schlecht. Im Ghetto in der polnischen Hauptstadt Warschau wehrten sich die Menschen schließlich. Die meisten überlebten das aber nicht. An diesen mutigen Aufstand erinnert das Denkmal, das Willy Brandt besuchte.
Plötzlich tat er etwas, das niemand erwartet hatte: Er kniete nieder. So blieb der Bundeskanzler etwa eine halbe Minute und schwieg.
Wenn jemand niederkniet, will er damit in der Regel seinen großen Respekt zeigen oder um Verzeihung bitten. So war es wohl auch beim damaligen Bundeskanzler.
Berühmt wurde dieser Moment nicht sofort. Erst durch die Fotos wurde er später als besonders wahrgenommen. Viele Menschen verstanden es so, dass Willy Brandt damit an die Schuld Deutschlands erinnerte.
Damals übrigens fanden nicht alle dieses Zeichen gut, weder in Polen, noch in Deutschland. Heute sind sich die meisten Fachleute und Politiker aber einig, dass der Kniefall eine gute Idee war. Denn er half mit, das damals schlechte Verhältnis zu Polen zu verbessern.