Tausende Menschen warten. Manche von ihnen sind schon seit Wochen da. Sie schlafen in Zelten, die draußen im Schlamm stehen. Oder sie legen sich auf die breiten Treppenstufen im Gebäude. In der Botschaft in der tschechischen Stadt Prag haben sich Menschen aus der DDR versammelt. Die DDR ist ein Land, das damals im Osten Deutschlands liegt. Denn vor 30 Jahren war Deutschland noch in zwei Länder geteilt: die BRD im Westen und die DDR im Osten.
Die Menschen in der Botschaft aber wollen nicht länger in der DDR leben. Denn dort können sie zum Beispiel nicht einfach sagen, was sie denken. Wer darüber spricht, dass er die Regierung nicht gut findet, kann im Gefängnis landen. In der BRD in Westdeutschland ist das anders. Deswegen wollen die vielen Menschen dorthin ausreisen. Doch das ist für die meisten verboten.
Hilfe wollen die Menschen von der Botschaft der BRD. Solche Botschaften haben Länder überall auf der Welt. Dort bekommen zum Beispiel Menschen aus dem eigenen Land Hilfe. Etwa, wenn jemand aus der BRD bei einer Reise im Ausland seinen Ausweis verloren hat.
Für die Flucht von Menschen aus der DDR ist die Botschaft der BRD in Prag nicht zuständig. Auf der einen Seite will die BRD den Menschen trotzdem helfen. Auf der anderen Seite will sie das Verhältnis zur DDR nicht verschlechtern. Als aber immer mehr Menschen in die Botschaft kommen, sucht der Außenminister der BRD nach einer Lösung. Und Hans-Dietrich Genscher findet sie! Der Minister verhandelt und schließlich sagt die Regierung der DDR: Die Menschen in der Botschaft dürfen in die BRD ausreisen.