Ich bin der Todesreiter, ich töte nicht, aber ich bringe den Tod. Wie geht das? Ich bin Fahrer des Todes! Sein Name ist Shawn Smith, mein Arbeitgeber. Profikiller von Beruf, obwohl er es selber nicht als Beruf sieht, sondern als seine Aufgabe auf dieser Erde. Solange ich denke kann arbeite ich schon für ihn. Doch der Tag sollte kommen, da der Tod seinem Schöpfer gegenübersteht, der über ihn urteilen wird…
Mike sah Shawn schon von weitem an, dass ihm ein neuer Auftrag erteilt wurde. Das gierige Funkeln war in seine Augen getreten, sowie eine Abwesende Leere.
"Morgen!", war das einzige Wort was seine, zu einem hämischen Grinsen verzerrten, Lippen freigaben. Mike wusste allerdings sofort was los war, morgen würde die Jagt erneut beginnen.
Mike rutschte unruhig auf dem Fahrersitz herum, seine Pistole fest umklammert. "Was brauchst du den so lange", fluchte Mike den nicht anwesenden Shawn an. Es war eigentlich ein ganz simpler Auftrag. Die Zielperson war allein, also rein, abdrücken und raus. Keine Verschleierungsversuche, sondern ein kalter, harter Mord. Shawn hätte schon vor zwanzig Minuten wieder raus seien müssen, bemerkte Mike ungeduldig. Gerade als er den Wagen verlassen wollte kam Shawn blutüberströmt die Treppe hinunter gestolpert. Mike riss die Beifahrertür auf und Shawn stützte sich hinein. Ohne auch nur auf eine Erklärung zu warten fuhr Mike los.
Es war eine Falle gewesen, ohne Happy End oder eine Überraschungshelden, sondern knallhart und gerade heraus. Blutüberströmt die Waffe zum Schuss bereit, im Kugelhagel sterbend, dass war immer sein Traumtod gewesen, aber es kam alles anders. Nachdem sie ihm die Reifen zerschossen hatten entwaffnete sie beide und dann kam der klassische Mafiatod.
Sie durften ihr eigenes Grab schaufeln, vielmehr musste Mike beide schaufeln, weil Shawn dazu nicht mehr in der Lage war, mehr tot als lebendig lehnte er neben einem Baum und beobachtete abwesend das Geschehen. Danach knieten sie vor den Löchern die stählerne, kalte Waffe vor den Augen. So fühlt sich das also an, dachte Mike gleichgültig. Dann ein sauberer Schuss, Shawn hätte es nicht besser machen könnten. Durch den Schuss wurden ihre Köpfe zurück geworfen, was den Schwerpunkt ihrer Körper verlagerte und sie nach hinten in ihre Gräber fallen ließ.
Ich hatte nie erwartet, in den Himmel zu kommen, nie davon geträumt, nach meinem Tod für meine Taten belohnt zu werden, also kamen wir an den einzigen Ort, den wir verdienten. Ich weiß nicht ob es die Hölle war, ich weiß nur, dass es einsam und kalt ist. Man könnte es wohl guten Gewissens als einen der schlimmsten Ort bezeichnen an die man gelangen kann. So standen wir also nun vor einer großen Pforte bewacht von einem Glatzkopf im Anzug. Eine Sonnenbrille verbarg seine uns musternden Augen, die er kurz zu diesem Zweck von seinem Klemmbrett abwandte.
"Name?", fragte er mit routiniert, monotoner Stimme und richtete den Blick zurück auf sein Klemmbrett.
Shawn der von mir stand hielt noch immer seine Waffe in der Hand, sein letzter Wunsch, dem sie ihm gestattet hatten, anders als bei mir, ich war ja nur der Fahrer. Mit zitternden Fingern richtete er die Waffe auf den Kahlkopf.
"Fick dich!", flüsterte er schwach und drückte ab.
Ein direkter Kopfschuss traf den Türsteher. Blut spritzte, doch der Mann zuckte nicht einmal. Er stand einfach da, mit einem Loch im Kopf und musterte Shawn argwöhnisch, bevor sein Blick wieder zurück auf die Unterlagen auf seinem Klemmbrett glitt.
"Shawn Smith nehme ich an?!", fragte er entnervt.
Shawn reagierte nicht sondern hob die Waffe erneut, doch der Glatzkopf nahm sie ihm einfach aus der Hand.
"Es reicht nun Mr. Smith, sie hatten ihren Spaß." Ein kontrollierender Blick zurück auf die Unterlagen. "Profikiller also, hm.. interessant, sehr erfolgreich, dass muss man ihnen neidlos lassen. Gestorben doch Kopfschuss, nett. Freut mich sie hier zu haben. ER erwartet sie schon, mein Kollege wir sie zu IHM bringen." Ein freundliches Lächeln huscht über seine Lippen. Danach trat ein Mann aus seinem Schatten der ihm bis aufs Haar, das er auch nicht hatte, glich, nur das Loch im Kopf unterschied ihn. Ich war nun an der Reihe.
"Name?", forderte er monoton.
"Mike Jakobs", antworte ich eben so monoton.
Seine Augen huschten über die Unterlagen, er blätterte weiter, blätterte wieder zurück.
"Tut mir leid Mr. Jakobs, aber sie stehen nicht auf meiner Liste."
"Wa..was?", stotterte ich nur vor mich hin.
"Sie stehen nicht auf meiner Liste, also kann ich sie nicht hinein lassen."
"Aber ich bin sein Fahrer", versuchte ich mich zu verteidigen.
Er grinste nur hämisch.
"Der Fahrer, ich bitte sie, der Fahrer, wir lassen hier nicht jeden rein. Dieses Privileg muss man sich schon verdienen, aber sicher nicht als Fahrer. Da sind ja Cheerleader gefährlicher. Außerdem ist ihre Zeit noch nicht gekommen, sie haben noch ein paar Jahre."
Er berührte meinen Brustkopf und ein fürchterlicher Schmerz durchzuckte meinen Körper.
Ich riss die Augen auf und sah in die Augen einer jungen Sanitäterin.
"Er ist wach", brüllte sie und legte den Defibrillator beiseite.
Ich lebte. Ihr werdet sicher fragen wie? Ich weiß es nicht. Ich war einfach wieder da, doch ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass meine Hülle sich geändert hatte. Nicht das beste Stück, aber ich wollte mich auch nicht beschweren. Ich hatte eine zweite Chance und beschloss ganz neu anzufangen. Ich würde nicht mehr den Tod bringen, ich würde der Tod sein, um mir so meinen Platz zu verdienen, an SEINER Seite.