"Chef, Cheeefff ..." Atemlos stürmte der heilige Bernhard in SEIN Büro, riss den Kuttenständer neben der riesigen Eingangstüre um und torkelte dann zum Schreibtisch von IHM.
"Bernhard, wie oft soll ich Dir eigentlich noch sagen, dass Du der Schutzheilige der Barkeeper bist und nicht deren bester Kunde! Du hast Dir schon wieder einmal mindestens einen "Holy Flusher" zu viel genehmigt. Und mach' die Türe zu, es zieht!"
Mit glasigen Augen stand der Heilige vis a vis mit seinem Vorgesetzten und schwankte bedrohlich. "Aber ... ich musch dosch ..."
"Du setzt dich erstmal hin, mein Lieber. Wenn Du mir jetzt weißmachen willst, dass Du es als deine geheiligte Pflicht ansiehst, eine Qualitätskontrolle der Mixgetränke durchzuführen - das spar' dir lieber! Wenn du so weiter machst, lasse ich dich bei Pankratius einliefern. Der macht 1a Entzugstherapien. Der hat es sogar geschafft, deinen Kollegen vom Olymp, diesen versoffenen Dionysus, trocken zu legen. So, und jetzt gib' mir einen wirklich guten Grund für dein Hereinstürmen!"
Bernhard von Clairvaux ließ sich in den Wolken-Besuchersessel plumpsen, rülpste verstohlen und lallte: "In der Oschterabteilung ... da wo die oschterhaschen ... isch mein', da ischt..."
"Komm in medias res!" SEINE Stimme klang sehr gereizt.
"Mediasch resch ... neuer Longdrink ...?"
"Bernhard! Du sollst zum Kern der Sache vorstoßen."
"Anschtoschen ischt immer..."
ER beugte sich drohend über den Schreibtisch. "WAS... IST... LOS?"
"Die Oschterabteilung schtreikt. Dasch ischt losch!"
ER ließ sich entgeistert in seinen Leder-Chefsessel fallen. "Du hast Dir wirklich einen zu viel hinter das Rüschenhemd gekippt. Die Osterabteilung hat noch nie gestreikt. Und sie wird auch nie streiken. Immerhin haben die mich letztes Jahr bei den Tarifverhandlungen so über den Tisch gezogen, dass ich selbst Antonius mit seinem Sozialarbeiter-Tick Leid getan habe. Die können gar nicht mehr fordern, weil sie schon alles kriegen."
"Isch aber scho ... die fordern weischere Plaschtikkörbschen, sascht jedenfalsch Gabriel."
Bernhard war nahe daran, einzunicken. Seine ohnehin schleppende Sprache wurde immer unverständlicher.
"Gabriel - der soll sich lieber um seinen eigenen Aufgabenbereich "Fernmeldewesen" kümmern. Du gehst jetzt lieber in dein Bett. Ich rufe dir den Hol-und Bringedienst." ER drückte den Knopf für die Sprechanlage. "Klara? Würdest Du bitte das Fingernagel-Lackieren einen Moment unterbrechen und stattdessen in deiner Eigenschaft als Telefonbeauftragte den heiligen Leonhard anrufen? Ich habe Bernhard hier sitzen, Leo soll ihn aus meinem Büro ins Bett schaffen. Und dann rufst Du mir bitte den Wendelin her ... er soll UMGEHEND hier erscheinen. Danke, Ende der Durchsage!"
Knappe 10 Minuten später lag Bernhard selig schnarchend in seinem Daunenbett. Der heilige Wendelin hatte es nicht so bequem, er stand mit hängenden Schultern vor IHM und musste sich eine rhetorisch eindrucksvolle Strafpredigt anhören.
"Das kann doch wohl nicht wahr sein!", tobte ER. "Wenn Deine Hasen so weitermachen, streiche ich Ostern vom Feiertagsplan. Dann können die mal schauen, wo sie Arbeit und Unterschlupf finden. Oder noch besser, ich besorg' mir von Johannes ein paar Aushilfen. Die Malerabteilung hat sowieso Auftragsflaute im Moment. Und Ostereier zu bemalen dürfte ja wohl nicht zu schwer sein."
"Aber die Auslieferung ...", wagte Wendelin kleinlaut einzuwerfen.
"Die Auslieferung können auch das Christkind und Klausi übernehmen. Die kriegen halt Hasenkostüme angezogen und Rudi hat eh' einen Stummelschwanz. Außerdem stimmt bei denen die Logistik, ganz im Gegensatz zu Deiner Abteilung. Jedes Jahr finden die Menschen vergammelte, faule Eier erst im Herbst wieder. Und warum? Weil Deine Leute die Eier einfach wahllos rumschmeißen. Oder so gut verstecken, dass kein Mensch sie jemals finden kann. Wenn ich jetzt noch einmal nachgebe, kommt als nächstes die "Hühnergewerkschaft" und verlangt womöglich Hebammen-Beistand beim Eierlegen. Oder die Pfingstochsen wollen jeder eine eigene Kosmetikerin. Nene, nee, mein Lieber ... nicht mit mir. Sag Deinen Angestellten, dass Weichmacher in Plastik gefährlich ist für die Fortpflanzung. Das wird sie von ihren Forderungen runterholen, schließlich ist die Fabrikation von neuem Nachwuchs ja eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Und jetzt Adieu, ich habe Wichtigeres zu tun."
Der heilige Wendelin schlich aus SEINEM Büro, um seiner Osterhasen-Belegschaft die Hiobsbotschaften zu bringen. ER hingegen ging zu dem riesigen Aktenschrank in einer Ecke seines Arbeitszimmers und öffnete die unterste Schublade.
Dann setzte er sich mit einem 5-fachen Eierlikör "Eier-Trost" aus der Brennerei des heiligen Franz in seinen Sessel, legte die Beine auf den Tisch und trank. Den Likör hatte er sich jetzt verdient!
Die Osterabteilung würde sich hüten, auf ihren Forderungen zu bestehen. Unten auf der Erde hatte die Hasen-Jagd-Saison begonnen ...