"You don't have to be crazy to drive on Malta, but it helps"
"Man muss nicht verrückt sein, um auf Malta zu fahren, aber es hilft"
So steht es in meinem Reiseführer. Als ich zum ersten Mal in einen maltesischen Bus stieg, musste ich daran denken. Aber dass dieser Satz so viel Wahrheit enthält, hätte ich dann doch nicht für möglich gehalten. Der Preis, zumindest der materielle, den man für eine Busfahrt bezahlt, deckt sich in der Höhe durchaus mit dem Komfort, den man in einem original Maltabus zu erwarten hat. Zu Gunsten des Busverkehrs muss man allerdings anmerken, dass es billiger ist vom Osten in den Westen eines ganzen Landes zu fahren als einmal von Pöhlde nach Herzberg (ca. 1 € im Vergleich zu 1,75 €).
Also einsteigen, bezahlen und Platz nehmen. Platz nehmen aber nur, falls die Sitzbank nicht gebrochen ist oder gar komplett fehlt. Dann geht's los. Der erste Gang soll eingelegt werden und es klingt, als ob ein Kleinwagen unter der Tonnenlast eines Gefechtspanzers zusammenbricht. Ist das Kunststück der Gangwahl gelungen, bemerkt man mit zunehmender Geschwindigkeit ein weiteres Manko des Busses. Die Federung, die eigentlich zum Abdämpfen unsanfter Stöße, bedingt durch Schlaglöcher oder Bodenwellen, dienen soll, scheint komplett abwesend zu sein. Das erhöht jedoch den Spaßfaktor um einiges, denn Schlaglöcher und Bodenwellen sind gegenüber ebenen Straßen klar in der Überzahl. Bewundernswert ist allerdings die spielerische Leichtigkeit mit welcher der (sicherlich abgehärtete) Busfahrer die Herausforderungen, welche die Mentalität der Malteser im Straßenverkehr an ihn stellen, meistert.
Scheinbar gilt auf Maltas Straßen das Recht des Stärkeren. Maltas Busse sind im Straßenverkehr der Insel zweifellos die stärkeren, denn einen LKW sieht man hier irgendwie nie und die Personenkraftwagen sind größtenteils höchstens mäßig stark motorisiert und längst nicht so robust wie das öffentliche Verkehrsmittel. Zugverkehr gibt es hier nicht. Das wäre auf einer so kleinen Insel (247 km²) auch äußerst sinnfrei.
So rattert man ohne jede Bequemlichkeit im Linksverkehr über die Insel. Einen starken Eindruck hat etwas hinterlassen, das gar nicht vorhanden war. Auch wenn wir kreuz und quer über die Insel gefahren sind, habe ich nicht einen einzigen produzierenden Betrieb gesehen. Kurz gesagt scheint es auf Malta, abgesehen von den Entsalzungsanlagen, keine einzige Fabrik zu geben. Nur Dienstleistungen. Souvenirshops, Restaurants und Bars in allen Variationen, Ticketläden für Fährverbindungen, Autohäuser, Reparaturwerkstätten und so weiter und so fort. Aber nichts was zum Beispiel einem Stahlwerk wie Pleissner oder einer Druckerei wie Jungfer im entferntesten ähnelt. Aber zurück zu der Busfahrt an sich. Es riecht nach moderndem (nicht modernem) Leder, nach Schweiß und Abgasen. Man meint fast das Ächzen jeder einzelnen Schraube im Bus zu hören, wie ein Knopf am Hemd eines gewichtigen Managers. Man fühlt, wie irgendwie alles in diesem Bus verdammt pekig (eine abgeschwächte Form von klebrig) ist.
Ferner ist anzumerken, dass es auf Malta anscheinend keinen TÜV oder etwas Artverwandtes gibt, denn die Vehikel, die von der Mehrheit der Bevölkerung gefahren werden, würden deutsche Kontrolleure sofort in panische Angstzustände versetzen.
Die Mängellisten der meisten Fahrzeuge würden die Dimensionen der chinesischen Mauer tangieren und die Kosten für die Reparaturen eines Autos würden den Wert des Wagens um ein Vielfaches übersteigen. Als Fazit: Busfahren ist eine billige und, wegen der resoluten Bauweise der Busse, auch sichere Art auf Malta von A nach B zu kommen. Wer auf Malta gewesen ist, und sich nicht einmal in einen Bus gesetzt hat, hat wirklich etwas verpasst.