英语英语 日语日语 韩语韩语 法语法语 西班牙语西班牙语 意大利语意大利语 阿拉伯语阿拉伯语 葡萄牙语葡萄牙语 越南语越南语 俄语俄语 芬兰语芬兰语 泰语泰语 丹麦语 丹麦语 对外汉语 对外汉语
返回首页
当前位置:首页 »德语阅读 » 德语文摘 » 正文

德文短篇:Drachenlieder

时间:2011-09-19来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 德文短篇

Als Karl zum Fenster hinaus schaute, konnte er nicht ahnen, in welcher Weise sich ihre Wege kreuzen würden. Sein Blick ruhte auf dem Alten Turm aus dem frühen 14. Jahrhundert. In der späten Nachmittagssonne strahlte das denkmalgeschützte Bauwerk eine besondere Ruhe aus.
Zur gleichen Zeit saß Sheryll im ICE von Köln nach Frankfurt. Seit der Fertigstellung der neuen Schnelltrasse beträgt die Fahrtzeit nur noch 77 Minuten. Aber sie achtete nicht auf die Geschwindigkeit. Ihre Gedanken kreisten um die Fertigstellung des Projekts. Auch sie konnte nicht ahnen, in welcher Weise sich ihre Wege kreuzen würden.
Nun war es also vorbei. Man sagte, am Ende des Lebens würde alles Gewesene noch einmal wie im Zeitraffer am inneren Auge vorbeiziehen. Wenn dem so war, dann würde es noch dauern, denn er sah den alten Turm noch immer als alten Turm und nicht als Teil der stolzen Burg, auf der er einst geboren wurde.
Graf Karl ... wie altmodisch das klang! Alles in allem - 600 Jahre waren genug, mehr als genug. Das ewige Versteckspielen ... niemand sollte so lange leben müssen.
Nun, Sterbende in Krankenhäusern hatten ein Privileg - sie blieben unter sich, was im Moment hieß - allein. Er war nicht bös darüber.
"Herr Weber, Ihr Abendbrot!"
Am liebsten hätte er die aufdringliche Schwester gebeten, nicht seine Gedanken zu stören. Aber erfahrungsgemäß hätte das eher das Gegenteil zur Folge. Also nickte er - Danke - und die personelle Unterbesetzung der Klinik sorgte für den Rest.
Die weiße Fee verschwand auf leise quietschenden Gummisohlen. Na also. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, der Turm!
Was für eine Zeit! Große Turniere, bei denen die Ritter ihren Angebeteten ihren Mut bewiesen, Gemächer, die im Winter so kalt waren wie Eisgrotten.
Und der Tag, als er zu dem Alten im Turm ging. Da war er 12 oder war er schon 14? Nun, was spielte das für eine Rolle. Der Alte hatte keinen Namen. Die Burgleute fürchteten ihn ein wenig, behaupteten, er habe mit Zauberei zu tun, doch etwas wirklich Besonderes hatte niemals jemand an ihm bemerkt. Meist saß er in seinem Kämmerchen da oben und vielleicht sprach er mit den Vögeln, die dort nisteten, manchmal sah man ihn am Abend, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, in den nahen Wald spazieren. Niemand wusste, wann und warum er auf die Burg gekommen war, was ihm ein Recht gab, dort zu wohnen.
Die Schwester sammelte die Teller ein.
"Herr Weber, Sie müssen aber essen. das muss ich dem Arzt melden."
Wieder aus seinen Erinnerungen gerissen zog Karl eine Grimasse, von der er hoffte, sie möge ironisch aussehen. Die Schwester verschwand. Dieser Herr Weber war ein ruhiger Patient. Man wusste nicht was ihm fehlte, die Ärzte meinte, er stürbe wohl einfach an seinem hohen Alter. Der Kreislauf eben ...
An diesem Tag kletterte Karl auf den Turm. Es war etwas wie eine Wette, die er mit sich selbst abgeschlossen hatte. Er würde erforschen, wer der Alte da oben war.
Hatte er erwartet, die kleine Turmzimmertür mit den Eisenbeschlägen werde verschlossen sein und sich auf sein klopfen niemand rühren, sah er sich getäuscht. Der alte Mann stand in der geöffneten Zimmertür, schien ihn zu erwarten.
Das geheimnisvolle Gelass war voller Bücher, ein Lesepult, eine große Truhe und eine einfache Schlafstatt vervollständigten die Einrichtung.
"Komm doch herein, Karl ..."
Und in den Stunden darauf zeigte ihm der alte Mann seine Zauberwelt. Es gab sie also wirklich.
Wie gern würde er sie noch einmal sehen. Doch die ungeschriebenen Gesetze verboten, sie an Orte zu rufen, wo Menschenaugen sie erblicken könnten. Er musste raus hier...raus! Ein heißer Schrecken durchfuhr ihn. Er durfte nicht sterben. Noch nicht. Es war zu früh ...
Ein leises, beruhigendes Lied erklang in seinem Kopf.
"Es ist alles in Ordnung, Drachenherr, alles auf dem Weg. Sorg Dich nicht."
Sie logen nie. Doch wie solle jetzt noch etwas in Ordnung kommen?
Der alte Mann auf dem Turm hatte ihm damals das Drachenzepter in die Hände gelegt. So klein, so schwer, so voll von Dingen, an die schon damals niemand mehr glaubte und, die es zu bewahren galt. 600 Jahre lang hatte er das Geheimnis und die Geschöpfe behütet, die ihm anvertraut waren. Nun drohte das Kleinod seinen kraftlosen Händen zu entfallen. So lange hatte er gewartet, der nächste Drachenhüter möge zu ihm finden, wie es die Prophezeiung des Alten gesagt hatte. Doch die Generationen wurden geboren und starben und noch war kein Nachfolger erschienen.
Sheryll war genervt. Erst wurde ihr Frankfurter Kollege krank, dann erreichte sie am Freitagnachmittag niemanden mehr, den sie mit den Papieren hätte losschicken können, um die letzte Unterschrift zu holen und nun war nach der endlosen Zugfahrt auch noch keiner zu Hause. Verdammt. Sie brauchte diese Unterschrift, um am Montag ihren Kollegen das gesamte Projekt vorlegen zu können.
Was nutzten die besten Recherchen, wenn noch nicht klar war, ob man die Bilder dazu würde veröffentlichen dürfen. Jan war aber auch so ein Trottel. Ließ sich von dem alten Mann die Fotos und Zeichnungen geben, aber fragte nicht nach, ob er sie auch veröffentlichen dürfe. Und sie hatte das nun auszubaden.
Eine junge Frau, einen kleinen Buben an der Hand, kam die Treppe herauf:
"O... wollten Sie zu Herrn Weber?"
"Ja. Wissen Sie vielleicht, wann ich ihn erreiche?"
Die Frau zögerte: "Ja wissen Sie ... sie sollten ins Zentralkrankenhaus fahren. Schauen Sie, er ist 90 und er hatte doch alles in allem ein schönes Leben. Er hat den Kindern immer so wunderschöne Märchen erzählt, nur eben, irgendwann macht dann das Herz nicht mehr mit, sie verstehen?"
"Sie meinen, er wird nicht wiederkommen?"
Die Frau zögerte: "Na man weiß es ja nie so genau, aber die Zugehfrau hat ihn morgens halb bewusstlos im Bett gefunden und sie haben ihn sofort ins Krankenhaus gebracht. Ist er Ihr Großvater?"
"Nein, nur ein.... Bekannter."
"Fahren Sie nur hin. Die sind heute in den Krankenhäusern nicht mehr so, die lassen Sie schon noch zu ihm. Ist ja erst 7 Uhr. Richten Sie ihm schöne Grüße aus und wir würden ihn morgen wieder besuchen kommen."
Sheryll lächtelte, fast ohne dass es ihr bewusst war. Märchen... wie viele Jahre war es her, dass ihre Großmutter abends mit einer Strickerei im Sessel saß und ihr von Rittern und Drachen und geretteten Prinzessinnen erzählte. Dass es das heute noch gab...
"Danke schön. Ich werds ausrichten!"
Das Schicksal, diese amorphe schwarze Masse, fiel, ein wenig enttäuscht, in ihren Wolkensessel zurück.
"Das war unfair!"
Sein Gegner, der heute beschlossen hatte, als junger Mann mit brandrotem Haar und grünen Fuchsaugen zu erscheinen, kicherte, während er seinen weißen Bauern gegen eine weiße Dame tauschte.
"Du bist am Zug!"
Eigenartig, dass an diesem Sommertag so früh schon die Dämmerung hereinzubrechen schien, wenngleich der Himmel noch immer blau war. Die Idee mit dem Mietwagen war gut gewesen, wer weiß, wohin sie noch würde fahren müssen. Ein Märchenerzähler - man fasst es nicht!
"Herr Weber?!"
Was wollte die Schwester denn noch hier? wieder wurde Karl aus seinen Gedanken gerissen.
"Hier ist ein Fräulein Siegmund, das sie sprechen möchte. Sie sagt, es sei dringend. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass die Besuchszeit vorbei ist, aber sie hat so gebeten... wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich sie hereinlassen. Nur so...ausnahmsweise halt."
Die Melodie in seinem Kopf wurde lauter:
"Lassen Sie sie ruhig herein."
Die junge mollige Frau mit dem hüftlangen blonden Haar wirkte gereizt, auch wenn sie sich bemühte, ihre Stimme freundlich klingen zu lassen.
"Herr Weber?"
"Ja, der bin ich."
Warum klang das so kraftlos?
"Mein Kollege hat von Ihnen die Fotos und Zeichnungen der alten Sillerburg bekommen, aber er hat vergessen, sich ihre Unterschrift geben zu lassen, damit wir sie auch veröffentlichen dürfen. Was ist das denn für eine Musik hier?"
Karl staunte. Die war doch in seinem Kopf?!
"Was für Musik?"
Die junge Frau horchte noch einen Moment und summte dann leise mit.
"Nein, nicht! Ich bitte Sie! Es ist noch ...."
Aber es war dunkel draußen und selbst das Krankenhaus war totenstill, nichts von den üblichen Geräuschen drang bis hierher.
"Geben sie mir die Unterlagen, ich unterschreibe."
Die junge Frau reichte ihm einen Bogen und ihren Laptop als Schreibunterlage. Als sie den Kugelschreiber aus der Schreibmappe ziehen wollte, fiel er zu Boden. Sie bückte sich.
"Hier bitte schön, hier ist ..."
In dem Moment sah sie, was sie in der Hand hielt.
"Wawawawawas ist das?"
Und der Alte lächelte: "Behalten Sie es - als Andenken."
Und bevor sie noch ein Wort sagen konnte, hatte er vom Schreibtisch einen Stift genommen, das Papier unterschrieben. Nun war alles wie es sollte. Alles in Ordnung.
"Bitte gehen sie jetzt. Ich muss schlafen. Ich bin müde."
"Ja, danke und ja, übrigens, ihre Nachbarin lässt ausrichten, sie kommen morgen alle vorbei, Sie besuchen."
"O ja, danke. Wie schön, dass sie alle an mich denken. wirklich schön..."
Damit schlief er ein. Sheryll hatte den fremden Stift in ihre Schreibmappe gesteckt und schlich sich nun leise aus dem Zimmer. Was für ein sonderbarer Mann...
Nur das Lied ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie würde ein Zimmer nehmen müssen, heute kam sie nicht mehr zurück.
Die Fahrt war sonderbar. Es war kein Auto auf den Straßen, selbst der Wind schien zu schlafen, nur das Brummen ihres eigenen Motors klang sanft durch die Nacht.
Es wurde zusehends dunkler. Und wie als kleines Kind, wenn sie allein im dunkeln Zimmer lag, bekam Sheryll Angst, sie glaubte riesige Monster draußen zu sehen.
Wie als Antwort auf ihr stummes Flehen tauchte rechterhand ein kleines, weinlaubbewachsenes Haus auf, an dem in großen Buchstaben "Pension" stand.
Dort ging alles recht schnell. Ja, man hatte noch ein freies Zimmer, natürlich würde man ihr noch einen Happen zum Abendbrot machen.
Nichts wie duschen, einen Happen essen und ins Bett. Doch dann fiel ihr der fremde Stift wieder ein. Irgendetwas an ihm war ungewöhnlich gewesen. Sie öffnete ihre Schreibmappe...
Das war kein Stift! Auf einem bleistiftstarken durchsichtigen Stäbchen mit merkwürdigen Ornamenten, saß, in einer goldenen Blütenfassung ein eigenartiger Stein. Sein Äußeres war grau und schimmerte seidig, doch eine Seite war abgeschliffen und im Inneren schien ein tiefgrüner Stein wie ein Auge zu schimmern. Was war das? Das war doch zu kostbar für ein Geschenk an eine Fremde. Ob der Alte sich geirrt hatte? Dann musste sie morgen noch einmal zu ihm fahren. Eigentartig - sie freute sich ein wenig darüber.
Sie drehte das merkwürdige Teil in den Händen, hielt es ins Licht... und summte wieder die kleine Melodie.
Und sie kamen. Sie konnte sie nicht sehen, aber sie fühlte sie. Und es gab nichts, was man fürchten musste. Ihre sanften großen Körper spielten draußen in der Dunkelheit, das Feuer, tief in ihren grauen Nebelaugen glimmte...
"Drachenherrin, Bewahrerin des Feuers! Willkommen!"
Und es war einfach so. So schwer, so einfach, so selbstverständlich. Es gab Drachen, solange das Drachenzepter weitergereicht wurde, es gab Wunder, solange jemand an sie glaubte... vollkommen logisch und doch so unfassbar...
Der alte Mann in seinem Zimmer lächelte in der Dunkelheit. Mit ein wenig Glück konnte man dem Schicksal doch ein Schnippchen schlagen. seine Märchen würden weiterleben. Damit schlief er ein. Alles Wichtige war getan, denn draußen sangen die Drachen.
Das Schicksal fegte das Schachbrett vom Tisch: "Du hast betrogen - wie immer..."
Sein Gegenüber lachte: "Das Glück betrügt niemals, es ist launisch und ehrlich. Noch ein Spiel?"
Was wollte man machen, um sich die Ewigkeiten zu vertreiben? Also stellten sie die Figuren wieder auf, schwarz das Schicksal, weiß das Glück und wenn ich mich nicht irre, blinzelte das Glück der kleinen weißen Königin ziemlich verschmitzt zu.
 

顶一下
顶一下
(0)
0%
踩一下
(0)
0%
[查看全部]  相关评论
关键词标签
热门搜索
论坛新贴