Dem hohen lyrischen Poeten Ist tiefer Schmerz gewiß vonnöten; Doch schwerlich, ach, befördert je Das ganz gewöhnliche Wehweh, Wie Bählamm seines zum Exempel, Den Dichter in den Ruhmestempel. |
Die Backe schwillt. – Die Träne quillt. Ein Tuch umrahmt das Jammerbild. Verhaßt ist ihm die Ländlichkeit |
Gern möcht er still von dannen scheiden, Gern jede Ovation vermeiden, Allein ihm bleibt bei seiner Fahrt Ein Lebewohl nicht ganz erspart. |
Meckmeck! so schallt's aus jener Ecke; Meckmeck! ruft einer durch die Hecke, Meckmeck! so schmettert's in der Näh, Und Riekens Ziege macht mähhäh! – Da wundert sich wohl mancher sehr, Als Bählamm sein Coupé erreicht, |
'ne Frau, 'n Kind und eine Tasche, Worin die Gummistöpselflasche, Sind unsers Reisenden Begleiter. Der Säugling zeigt sich äußerst heiter. Er strebt und webt mit Hand und Füßen, Er läßt sein Mäulchen überfließen; Er ist so süß, daß fast mit Recht Ein Junggesell ihn küssen möcht. O weh! Die Fröhlichkeit entweicht. |
Er lehnt es ab; er ist empört; Und penetrant, gleich der Trompete, Klagt er in Tönen seine Nöte. – Die Mutter seufzt. Der Trank ist kalt. Wohl uns! Hier hat man Aufenthalt. |
»Ach!« – bat sie – »halten S' ihn mal eben. Ich muß ihm etwas Warmes geben!« Sie eilt hinaus ins Restaurant. |
Einsteigen! Fertig! Pfüt! – Und los, Mit seinem Säugling auf dem Schoß, Mit dicker Backe, wehem Zahn, Rollt er dahin per Eisenbahn Der Heimat zu und trifft um neun Präzise auf dem Bahnhof ein. – Der Säugling, des Gesanges müde, Ruht aus von seinem Klageliede, Umhüllt mit einer warmen Windel, Auf Bählamms Arm als stilles Bündel. Trotzdem hat Bählamm das Bestreben, Ihn möglichst baldig abzugeben. |
Der Schaffner, ohne Mitgefühl, Bedankt sich höflich, aber kühl. |
Desgleichen auch der Bahnverwalter; |
Desgleichen auch der Mann am Schalter. So muß er sich denn wohl bequemen, Sein Bündel mit nach Haus zu nehmen. |
»Der Papa kommt!« so rufen hier Die frohen Kinder alle vier. »Und« – sprach die Mutter – »gebt mal acht! Er hat was Schönes mitgebracht!« |
Jedoch, bei näherer Belehrung, Wie wenig schätzt sie die Bescherung. |
»Oh!« ruft sie – »Aber Balduin!« Dann wird's ihr vor den Augen grün. Zum Glück, in diesem Ungemach, |
Kommt bald des Knaben Mutter nach. Zwar ist die Flasche kalt wie nie, |
Doch weil's pressiert, so nimmt er sie. – Der Abschied war nicht sehr beschwerlich, Was auch bei Bählamm sehr erklärlich; Denn gerne gibt man aus der Hand Den Säugling, der nicht stammverwandt. |