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In der Mondnacht: Etwas Höheres

时间:2024-04-01来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: In der Mondnacht
Eine Stahlfeder und ein Gänsekiel lagen eines schönen Sommermorgens auf dem Pulte eines Dichters. Dieser war verreist, und da das Stubenmädchen nach dem Auskehren des Zimmers das Fenster offen gelassen hatte, so konnten die beiden Federn recht nach Herzenslust die frische Luft genießen. Aber daran dachten sie gar nicht, denn sie hatten viel wichtigere Dinge zu besprechen.
 
Wie es gewöhnlich geht, daß die Dienerschaft groß spricht, wenn die Herrschaft nicht zu Hause ist, führten auch die Stahlfeder und der Gänsekiel eine gelehrte Unterhaltung über die Dichtkunst und beide strichen ihre Verdienste um dieselbe heraus.
 
– Ich bin doch eigentlich viel mehr als Du, sagte die Stahlfeder, denn mit mir hat unser Herr sein berühmtes Gedicht »an den Mond« geschrieben; ich bin also im Grunde eine berühmte Stahlfeder. Es ist doch recht beruhigend, wenn man sich sagen kann: Du hast etwas Großes geleistet! Andere Federn freilich können sich dessen nicht rühmen! setzte sie mit einem spöttischen Blick auf den Gänsekiel hinzu.
 
– O ja, das können sie wohl! sagte der Gänsekiel, sich seine schöne Fahne streichend. Mit mir z. B. hat unser Herr sein berühmtes Gedicht über »die Unsterblichkeit der Seele« geschrieben, und die ist doch etwas viel Höheres als der Mond!
 
– Das ist nicht wahr! entgegnete die Stahlfeder; der Mond ist etwas viel Höheres als die Seele.
 
– Nein, die Seele ist höher!
 
– Nein, der Mond, behaupte ich!... Aber dazu muß man Astronomie verstehen und von der hat eine Gans wie Du natürlich keine Ahnung!
 
So stritten sich Beide darum, ob der Mond oder die Seele höher sei und Jeder vertheidigte seine Ansicht.
 
Endlich machte die Stahlfeder, um den Streit zu schlichten, den Vorschlag, es solle Derjenige Recht haben, welcher den feinsten Haarstrich machen könne.
 
– Nein, wer den dicksten Grundstrich machen kann! rief der Gänsekiel, und das war eigentlich recht gescheidt von ihm, denn in solchen kann ein Gänsekiel etwas leisten.
 
– Gut, auch Das! sagte die Stahlfeder, sich auf die Biegsamkeit ihrer langen Beine verlassend; ich bin nicht so streitsüchtig wie andere Leute, und nur um Dir dies zu beweisen, nehme ich Deinen Vorschlag an.
 
Die Stahlfeder sollte nun zuerst schreiben. Stolz richtete sie sich auf, tauchte ihre spitzen Beine recht tief in die Tinte, stellte sich auf das Papier, und um dem Gänsekiel doch auch zugleich einen Begriff von der Feinheit ihrer Haarstriche zu geben, machte sie zuerst einen Haarstrich, der war so dünn wie eine Stecknadelspitze.
 
– Das muß wahr sein, sagte der Gänsekiel, fein ist der Strich; aber ich kann ihn auch so machen.... Jetzt den Grundstrich, der ist die Hauptsache!
 
Die Stahlfeder lächelte sehr vornehm, wie Einer, der seiner Sache gewiß ist, steckte ihre Beine noch einmal in die Tinte, bog sie dann auf dem Papier recht weit auseinander und machte einen Druck.
 
Knack! Da brach ihr das eine Bein, daß es hoch in die Luft flog und das Papier mit ihrem schwarzen Blut bespritzte; und da sie mit dem andern Bein weder einen Grundstrich machen, noch sich auf demselben aufrecht erhalten konnte, so sank sie mit einem Seufzer um.
 
– Daran bist Du mit Deinem Grundstrich Schuld! sagte sie zum Gänsekiel; aber so ergeht es Einem immer, wenn man sich mit solchem Gesindel, wie Du bist, einläßt!
 
Der Gänsekiel freute sich über die Maßen und konnte doch der Stahlfeder die Antwort nicht schuldig bleiben.
 
– Gesindel? rief er. Oho! Ich bin von sehr achtbarer Herkunft!
 
– Ja wohl, Du stammst von einer Gans!
 
– Und woher stammst denn Du, wenn man fragen darf?
 
Ich bin weither aus einem Gebirgslande, in welchem nur edle metallfamilien leben. Der Stahl ist von jeher etwas Aristokratisches gewesen; schon die alten Ritter trugen uns auf der Brust.
 
– Und uns Federn trugen sie auf den Helmen; das ist doch viel höher.
 
– Ja, Federn trugen sie wohl, aber nur keine Gänsefedern, hahaha! lachte die Stahlfeder trotz ihren Schmerzen. Unser Geschlecht dahingegen hat schon, so lange es Krieg giebt, das Vaterland mit Ehren vertheidigt.
 
– Und das unsre hat einst das Kapitol gerettet! Mit uns Gänsefedern hat Luther die Bibel übersetzt; wir haben die Weltgeschichte geschrieben, Schiller und Göthe haben mit uns ihre unsterblichen Werke gedichtet, ehe man an Euch Stahlfedern dachte! rief der Gänsekiel, seine Fahne aufblähend.
 
Da aber fuhr gerade ein Windzug durch das Zimmer, faßte den leichten Gänsekiel und wehte ihn zum Fenster hinaus. Die Stahlfeder hingegen ließ er ruhig liegen, denn die war wohl ein halbes Loth schwerer als der Gänsekiel.
 
Und wie erging es nun der armen Gänsefeder?
 
Als sie unten auf der Straße ankam, schritt gerade ein Spielzeughändler vorüber, der sah sie flattern und auf die Erde fallen; er nahm sie auf und besah sie mit Wohlgefallen.
 
– Du kommst mir ganz gelegen! sagte er, die Feder zu sich steckend, und trug sie nach Hause.
 
Hier schnitt er sie mitten durch, machte aus dem unteren Theil einen Zahnstocher und legte diesen zu den übrigen, welche er zum Verkauf in seinem Laden hatte; den oberen Theil aber bemalte er mit den schönsten Farben und steckte ihn an einen Federball.
 
Die arme Gänsefeder verspürte zwar viel Schmerz, als sie so mitten durchgeschnitten wurde, aber sie fühlte doch, daß sie hiedurch ihrer Bestimmung näher komme und tröstete sich mit dem Gedanken, daß sie jetzt etwas Höheres werde.
 
– Es ist doch merkwürdig, sagte sie zu sich selbst, wie hoch Mancher steigt, während Andre, z. B. ordinäre Stahlfedern, immer bleiben, was sie sind. Das liegt aber an der Erziehung. Was wird meine bisherige Kollegin Augen machen, wenn sie mich so vor ihrem Fenster hoch in die Luft fliegen sieht! Jetzt bin ich wirklich etwas Höheres!
 
Ganz ebenso dachte der untere Theil der Gänsefeder, der nunmehrige Zahnstocher.
 
– Jetzt bin ich doch etwas mehr geworden, sagte er zu sich; ich bin jetzt ein respectabler und wohlgeborner Zahnstocher; vielleicht, ja wahrscheinlich kauft mich ein König oder ein Fürst, dann komme ich an eine königliche Tafel, in irgend einen durchlauchtigen Mund; vielleicht kann ich sogar die Lippen irgend einer Prinzessin küssen. Ach, das wäre einmal schön!... Ja, ja, jetzt bin ich unstreitig etwas Höheres! Die arme Stahlfeder, die sich mit mir auf eine Stufe stellen wollte, sie thut mir wirklich leid!...
 
So vergingen vier Wochen.
 
Inzwischen war der Federball einem Knaben zum Geburtstag geschenkt worden, und jedesmal wenn dieser ihn hoch in die Luft schnellte, rief die Feder sich zu: »jetzt bin ich etwas Höheres!«
 
Der Zahnstocher war mit seinem Schicksal schon weniger zufrieden. Er war allerdings an eine vornehme Tafel gekommen, aber unbenutzt liegen geblieben. Als der Diener die Tafel abtrug, bemerkte er den Zahnstocher, nahm ihn in den Mund und ging aus, um die Geschäfte seines Herrn zu besorgen. Er ärgerte sich aber darüber, daß er für seine Herrschaft so viel laufen müsse und da er unterwegs zum Zeitvertreib den Zahnstocher im Munde trug, so ließ er an diesem seinen Aerger aus und zerbiß und zerkaute ihn so, daß der arme Zahnstocher hätte Ach und Weh schreien mögen. Als der Diener zurückkehrte, warf er ihn auf der Straße auf einen Kehrichthaufen, gerade vor der Thür des Dichters.
 
Der Letztere war ebenfalls von seiner Reise wieder heimgekehrt. Er sah die zerbrochene Stahlfeder, zog sie aus dem Halter und warf sie zum Fenster hinaus. Seufzend fiel sie auf denselben Kehrichthaufen.
 
– Die Menschen sind doch entsetzlich undankbar! klagte die arme Stahlfeder. Ich habe doch meinem Herrn sein berühmtes Gedicht »an den Mond« geschrieben, und nun wirft er mich hier auf den Kehricht; und gerade bei diesem erschrecklichen Regenwetter! Ich werde mich sehr vorsehen müssen, damit ich nicht verroste!
 
Der Zahnstocher hörte die Stahlfeder neben sich seufzen.
 
– Was hilft mir nun all mein Dichten! sagte er zu sich selbst. Da liege ich jetzt in dem abscheulichen Platzregen! Und zerkaut hat mich dieser Lakai bis auf die kleinste Faser!... Die Menschen sind doch recht undankbar!
 
Inzwischen kam noch ein Dritter zu der Gesellschaft. Der Knabe hatte trotz dem Regenwetter auf dem Platze mit seinem Federball gespielt; er warf ihn hoch in die Luft, und als er wieder herabkam, waren alle die schönen Farben der Feder in einander gelaufen. Die Feder sah jetzt recht häßlich aus.
 
Unwillig riß der Knabe sie aus dem Ball und warf sie auf den Kehricht.
 
– Da liege Du, wenn Du nicht Farbe halten kannst!
 
– Gott, wie sind doch die Menschen undankbar! seufzte die Feder, sich vornehm auf dem Kehrichthaufen umschauend. Aber ich habe doch die Beruhigung, etwas Höheres gewesen zu sein. Wenn nur das garstige Regenwetter erst vorüber ist, so schwinge ich mich schon wieder auf, denn meine Federkraft fühle ich noch immer in mir!
 
– Entschuldigen Sie, daß ich so frei bin zu fragen, redete die Stahlfeder sie an, wir müssen uns kennen: waren wir nicht bei dem Dichter zusammen in Condition?
 
Die Gänsefeder aber blähete sich auf und warf der Stahlfeder einen verächtlichen Blick zu, obgleich sie dieselbe wohl erkannte.
 
– Mit wem habe ich die Ehre? fragte sie vornehm.
 
Da aber kam ein kleiner Lumpensammler, der wühlte in dem Kehricht und fand sie Alle, den Zahnstocher, die Stahlfeder und die vornehme Gänsefeder; er nahm sie und steckte sie in seinen Sack.
 
– Jetzt werde ich wieder etwas Höheres, sagte die Gänsefeder, als sie nun zu einem Federreißer kam... Der aber riß ihr die schöne Fahne ab, steckte sie in ein Kopfkissen und warf den kahlen Stiel hinter den Zaun zu vielen andern.
 
– Das schadet mir doch nicht, sagte der Stiel zu sich selbst; ich bin dennoch mehr als alle die übrigen hier; ich bin doch immer etwas Höheres, denn ich habe das berühmte Gedicht über »die Unsterblichkeit der Seele« geschrieben. 
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