Peterle war ihr ältester Sohn, und sie liebte ihn mehr als alle anderen, weil er von ihr die roten Haare geerbt hatte. Dann setzten sie sich zu Tisch, und sie aßen mit einem Appetit, der Vater und Mutter helle Freude machte, und sie erzählten, welche Angst sie im Walde gehabt hatten, und einer schrie lauter als der andere.
Die guten Leute freuten sich, ihre Kinder wieder bei sich zu haben, und diese Freude dauerte geradeso lange, wie die zehn Taler reichten. Aber als das Geld ausgegeben war, kam wieder die alte Verzweiflung und mit ihr von neuem der Entschluß, die Kinder auszusetzen. Damit es nicht gehe wie beim ersten Mal, wollten sie die Kinder noch tiefer in den Wald hineinführen. Aber sie konnten darüber nicht so heimlich sprechen, daß der kleine Däumling es nicht gehört hätte, und er wollte es jetzt wieder so machen wie damals. Aber als er früh aufstand, um kleine Kieselsteine zu sammeln, da fand er die Haustür doppelt verriegelt.
Nun wußte er nicht, was er tun sollte. Doch als die Mutter jedem von ihnen ein Stück Brot zum Frühstück gab, da fiel ihm ein, daß er anstatt der Steinchen das Brot nehmen könne, wenn er es in Krümeln auf dem Wege ausstreute, den sie gehen würden, und er steckte das Brot in seine Tasche.
Vater und Mutter führten die Kinder in den dichtesten und finstersten Teil des Waldes, und als sie dort angekommen waren, machten sie sich auf einem Umweg davon und ließen sie zurück. Der kleine Däumling war nicht ängstlich, denn er glaubte, den Weg mit den Brotkrümeln, die er überall ausgestreut hatte, leicht zurückzufinden. Aber er war sehr betroffen, als er nicht ein einziges Krümelchen entdeckte. Die Vögel waren gekommen und hatten alle aufgepickt.
Da waren sie nun in großer Sorge, denn je weiter sie wanderten, um so mehr verirrten sie sich und gerieten immer tiefer in den Wald hinein. Die Nacht brach an, und es kam ein großer Sturm, der sie in Schrecken setzte. Von allen Seiten glaubten sie das Geheul der Wölfe zu hören, die sie fressen wollten. Sie wagten nicht mehr zu sprechen, noch sich zu rühren.
Zu alldem überraschte sie ein großer Regen, und sie wurden naß bis auf die Knochen. Bei jedem Schritt glitten sie aus und fielen zu Boden. Ganz beschmutzt standen sie da und wußten nicht mehr, was sie anfangen sollten.
Da kletterte der kleine Däumling auf einen großen Baum, um auszuschauen, ob er keine Hilfe sähe. Nach allen Seiten drehte er den Kopf und sah endlich ein kleines Licht, wie von einer Kerze, aber es war weit weg, jenseits des Waldes. Er kletterte vom Baum herab, und wie er wieder auf der Erde war, sah er das Licht nicht mehr. Das machte ihn trostlos. Aber als er eine Zeitlang mit seinen Brüdern in der Richtung gegangen war, in welcher er das Licht gesehen hatte, da sah er es beim Austritt aus dem Walde von neuem. Jedesmal, wenn der Weg sich senkte, verloren sie es wieder aus den Augen, und das machte ihnen große Angst. Aber schließlich kamen sie an das Haus, wo die Kerze brannte.
Sie pochten an die Tür, und eine gute Frau machte ihnen auf und fragte nach ihrem Begehr.