Und die hatte Leo und freute sich schon sehr auf die heutige Umsetzung. Ein Vogelhäuschen sollte gebaut werden, das hatte sich der Kater fest vorgenommen. Schließlich wollte er ja etwas Gutes tun. Und zwar sollte es Vogelhäuschen sein, so wie es im Garten des Nachbarn stand. Das gefiel Leo gut.
Wenn es erstmal gebaut ist, könnte er die Vögel gemütlich von seiner warmen Fensterbank ganz aus der Nähe beobachten. „Ich hätte dann nie Langeweile und die Vögel immer etwas zu futtern“, war seine Idee.
Sobald nun seine Menschen das Haus verließen, um wieder ihrer Arbeit nachzugehen, reckte und streckte sich der Kater zufrieden und atmete tief durch. „So! Nun kann es endlich losgehen, Miau.“
Gesagt getan „Hmmm, als erstes muss ich in den Keller, um zu schauen, ob ich das Werkzeug und das Material finde, welches ich benötige“, dachte sich Kater Leo.
Schnell huschte er die Treppe herunter und fand zum Glück eine leicht geöffnete Tür vor, die direkt zur Kellerwerkstatt führte.
Leo hielt sich gern hier unten auf, denn es roch hier angenehm nach Holz und war kuschelig warm. Wenn es ihm im Haus zu langweilig wurde, schaute er gern seinem Herrchen zu, wenn er hier etwas reparierte oder neu entwarf.
Nur die lauten Geräusche der Bohrmaschine oder der Fräse waren nichts für Leos empfindliche Ohren. Dann verzog sich der Kater und kam erst wieder um die Ecke, wenn es aufhörte.
„Na Leo“, sagte sein Herrchen oft. „Hast du auch genau aufgepasst, wie das hier alles funktioniert? So aufmerksam, wie du mich beobachtet, könnte man das fast meinen“, zwinkerte er dem Kater zu.
Und nun war der Augenblick gekommen, wo Leo es allein ausprobieren wollte. „Vielleicht sollte ich erst eine Zeichnung machen, damit ich danach arbeiten kann?“, überlegte er kurz.
„Ach was, das kriege ich doch so hin! So kompliziert wird es schon nicht werden. Miau!“
„Also… zuerst brauche ich das Material.“ Er blickte um sich und fand genug Holz, was in den Ecken der Kellerwerkstatt aufgestapelt war. „Dann brauche ich Nägel, einen Hammer… und natürlich eine Säge. Hmm,… ach ja, ein Zollstock wäre auch nicht schlecht. Wo ist der nur?“
Leo sprang auf die Werkbank und durchsuchte alle Schränke und Kästchen auf dem Regal, in denen alles ordentlich sortiert war. Aber vom Zollstock war leider keine Spur.
„Na ja, das kriege ich auch ohne hin,“ dachte sich der Kater und begann mit dem Holz zu hantieren. Die drei Holzstämmchen, die Leo als Gerüst für den Aufbau der Futterfläche brauchte, hatten alle verschiedene Längen und mussten zuerst auf eine Länge gekürzt werden.
„Dafür gibt es doch eine Säge“, dachte Leo und begann einen Stamm nach dem anderen mit der Säge zu kürzen. „Ritsch, ratsch“, machte die Säge und die ersten Holzspäne sausten umher.
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Aber sobald Leo die Hölzer verglich, hatten sie immer noch unterschiedliche Längen. Er legte sie nebeneinander, dann übereinander und sägte hier noch ein bisschen und da noch ein Stückchen.
Als er glaubte, es ganz gut hinbekommen zu haben, versuchte er sie im Dreieck aufzustellen und sie mit Hilfe eines Drahts miteinander zu verbinden. Aber jedesmal purzelten sie dabei zu Boden, in alle Richtungen.
„Miau, ist das anstrengend. Kein Wunder, dass es nicht klappt, wenn man keinen Helfer zum festhalten hat“, schimpfte der Kater und war nun etwas verzweifelt. „Ach so ein Mist“, dachte Leo. „Ich beginne lieber mit der Futterplatte und dem Dach darüber“.
Dafür suchte er sich die passenden Holzstücke heraus. Die mussten miteinander vernagelt werden, damit daraus ein Häuschen wurde. Leo schnappte sich den Hammer. Jetzt mussten nur noch die Nägel her.
Mit dem Hammer in der Pfote sprang Leo auf die Werkbank. Durch den schweren Hammer geriet er kurz aus dem Gleichgewicht und polterte auf das Regal mit den ordentlich sortierten Nägeln und Schrauben.
„Oh nein – auch das noch!“. Die ganzen Nägel und Schrauben fielen klirrend aus ihren Kästchen und lagen nun verstreut auf der gesamten Werkbank und auf dem Kellerfußboden.
Aber der Kater behielt die Ruhe und fand es jetzt sogar etwas übersichtlicher. Nun sammelte er die passenden Nägel vom Boden auf und begann fleißig zu hämmern.
„Autsch! Das war meine Pfote.“ Er leckte kurz daran und entdeckte einen Tropfen Blut auf der kleinen Wunde. Schnell spurtete der Kater nach oben die Treppe hinauf, holte ein Pflaster und klebte es auf die kleine Verletzung. Dann flitzte er wieder nach unten.
„Das tut ja gar nicht mehr weh“, freute er sich und war ein bisschen stolz. „Weiter gehts!“ Immer wieder traf Leo mal daneben, aber er hämmerte unermüdlich weiter.
Die Nägel waren zwar schief und krumm in das Holz gezimmert, aber es hielt die Holzstücke zusammen. „Bei meinem Menschen sieht es immer so einfach aus!“, dachte er sich. „Aber für mein erstes Vogelhäuschen sieht es doch schon ganz gut aus!“
Er betrachtete sein Werk und war sichtlich zufrieden. Dass die Längen nicht ganz genau übereinstimmten störte Leo überhaupt nicht, also würde es die Vögel wohl auch nicht kümmern, da war er sich sicher. Hauptsache die Futterfläche war überdacht.
Nun wartete nur noch das widerspenstige Gerüst auf Leo. „Er holte sich die ganze Spule mit dem Draht wieder hinauf zur Werkbank und wickelte es so lange um die drei schmalen Stämme, bis es fest genug gezerrt war und einigermaßen stabil wirkte.
Der Kater stellte das Vogelhaus mit letzter Kraft auf. Es wackelte gefährlich, aber es stand! Erst jetzt merkte er, wie anstrengend die ganze Arbeit bisher für ihn war und fertig war er ja immer noch nicht.
„Oh je“, dachte Kater Leo erschöpft. Ich glaube für heute reicht es. Nur noch schnell etwas Ordnung schaffen und dann mache ich morgen weiter.
Und dann fiel ihm ein, dass er ja noch gar nicht darüber nachgedacht hatte, wie er das fertige Bauwerk die Treppe hinauf und dann im Garten aufstellen sollte.
In Gedanken versunken trottete Leo die Treppe hinauf zu seinem Körbchen, machte es sich bequem und dachte angestrengt nach. Kurze Zeit darauf kamen seine Menschen wieder nach Hause.
Eine kurze Begrüßung mit einer Streicheleinheit für den Kater und dann folgte das allabendliche Ritual. Abendbrot essen und dann alle gemütlich auf die Couch. Es war fast an jedem Abend so, nur ausgerechnet heute nicht!
Eine Stuhllehne war locker geworden und Leos Herrchen beschloss, dass diese am besten sofort repariert werden sollte. Als er sich mit dem Stuhl in Richtung Kellerwerkstatt begab, wurde Leo sehr unruhig, sprang auf und wuselte um die Beine seiner Menschen.
„Was ist mit dir, Leo? Magst du mir mal wieder zugucken? Na dann komm mal mit!“, sagte er zum Kater.
Leo war ganz mulmig zu Mute. Gern hätte er jetzt erklärt, was heute in der Werkstatt passiert war, aber es kam nur ein leises „Miau“ heraus.
Als er die Kellertür geöffnet hatte, schaute Leos Herrchen etwas verdutzt auf das etwas wackelig wirkende Vogelhäuschen und die Sägespäne auf dem Boden.
Er rief zu seiner Frau die Treppe hinauf: „Sag mal, kann es sein, dass Opa in den Feiertagen ein Vogelhäuschen mit den Kindern bauen wollte und nicht ganz fertig geworden ist? Es sieht hier – etwas… unaufgeräumt aus.“
Dann hörte Leo die Antwort von oben: „Ja, ja, das kann schon sein. Er werkelt ganz gern da unten herum. Ich habe es allerdings noch nicht gesehen und erzählt hat er mir auch noch nicht davon. Was soll’s, oder? Sei du doch bitte so freundlich und stelle es im Garten auf. Die Vögel würden sich doch bestimmt sehr über etwas Futter freuen.“
„Puhh“, dachte Leo. „Was für ein Glück. Das ist ja wieder mal gut gegangen“, freute er sich. Sein Problem mit dem Aufstellen des Vogelhäuschens hat sich soeben in Luft aufgelöst.
„Meine Menschen sind einfach toll!“, dachte der Kater und ging gemütlich nach oben und schlief selig ein.