Die Wichtelfamilie lebte mitten im Wald unter den Wurzeln einer riesigen Eiche. Ihren Tagesablauf richteten sie nach den vier Jahreszeiten aus. So hatten es alle Wichtel von ihren Eltern gelernt und gaben es an ihre Kinder weiter. Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Die Wichtel fanden, dass jede Jahreszeit etwas ganz besonderes mit sich brachte und so wurde der Jahreszeitenwechsel in den Familien gemeinsam mit den anderen Waldbewohnern stets freudig gefeiert.
Es gab immer einen Jahreszeitentisch, der mit schönen Dingen und Köstlichkeiten geschmückt und hergerichtet wurde. Jetzt im Herbst waren es Eicheln, Kastanien, schöne herbstliche Zweige und bunte Blätter in allen erdenklichen Farben, Äpfel und saftige Birnen. Jedes der Wichtelkinder durfte beim Suchen und Schmücken helfen.
Mit jedem weiteren Tag verwandelte sich der ganze Wald in wunderschöne, leuchtende Farben. Die Blätter verfärbten sich von einem satten Grün in ein leuchtendes Gelb. Es gab auch Bäume, deren Blätter sich stolz in tiefem Rot präsentierten. Am Ende würden die meisten davon braun werden, bis sie dann vertrocknet vom Baum fielen.
Sobald es dann heftig regnete und stürmte, würden alle Blätter irgendwann hinunterfallen und den Waldboden sanft und weich zudecken. Die Wichtelkinder wussten dann, dass der Winter nicht mehr weit entfernt war.
Doch vor dem Herbstbeginn hatten die Wichtel alle Hände voll zu tun. Sie sammelten die Beeren des Waldes und machten daraus Säfte und Marmelade für den Winter. Die leckeren Pilze wurden gesammelt, getrocknet und als Vorrat verstaut.
Die Wichtelkinder sammelten die letzten, schönen Blüten auf den Wiesen des Waldes und legten sie in eine Presse aus Holzscheiben. Sie bewahrten sie für das schöne Laternenfest auf, auf das sich die Wichtelkinder so sehr freuten.
Die Tage wurden merklich kürzer und oft saß die Familie schon am Nachmittag bei Tee und Kerzenlicht mit knusprigem Gebäck am großen Tisch. Es wurde fleißig gestrickt, genäht, gehäkelt und gebastelt. Im Nu hatten die Wichtel zahlreiche bunte Mützen, Schals, Handschuhe und Socken.
Die Kinder durften in der Zeit ihre Laternen basteln. Jedes Wichtelkind versuchte seine Laterne besonders schön mit den getrockneten Blüten und Blättern zu bekleben. Als sie fertig waren, befestigten sie die Laternen an Stöcken und stellten eine Kerze hinein.
Endlich war es soweit. Am Tag des Laternenumzuges sahen die Wichtelkinder schon von Weitem, wie sich die anderen Waldbewohner mit ihren strahlenden Lichtern und Laternen versammelten. Geschwind zogen auch sie ihre grünen Mäntelchen an und warteten, bis die die Eltern das Licht auch in ihren Laternen entzündeten.
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Fröhlich und aufgeregt marschierten sie nun gemeinsam durch den Wald. Einige von ihnen stimmten die Laternenlieder an. Der ganze Weg des Waldes war hell erleuchtet. Eine Eule, die gerade erst aus ihrem Schlaf erwachte rief verdutzt herunter: “Wo kommen denn die ganzen Glühwürmchen plötzlich her?“
Einige der Waldbewohner mussten lachen und schauten zu der Eule hoch. „Liebe Eule, heute ist der Laternenumzug, das hast du wohl vergessen. Begleite uns doch einfach, wir leuchten dir den Weg!“
Und so setzte sich der Zug immer weiter fort und immer mehr kleine und große Laternenläufer kamen hinzu. Eine Pracht an strahlenden Lichtern leuchtete durch den Wald.
Als sie am Waldesrand ankamen, sahen sie auf einem abgeernteten Feld ein großes Feuer brennen, das die alten Wichtel angezündet hatten. Nun stellten sich alle in einen großen Kreis um das warme Feuer herum und sangen immer wieder ihre Laternenlieder. Die Wichtelkinder wiegten ihre Laternen dazu im Takt.
Als das Feuer fast erloschen war und die ersten Laternen ausgingen, kam ein herrlicher Duft in die Nasen der kleinen Laternenläufer. Eine alte Dachsdame und die Wichtelmütter kamen mit einem großen Korb mit frisch gebackenen Hefegänsen herum.
„Hmm, das sind die leckersten Hefegänse, die ich je gegessen habe“, sagte ein kleiner Fuchs genüsslich und die anderen Waldbewohner stimmten ein.
Plötzlich fragten alle Tiere nach dem leckeren Rezept. Und die Dachsdame versprach es für jeden genau aufzuschreiben.