Charlotte feierte ihren sechsten Geburtstag. Draußen war es brütend heiß, wie in jedem Jahr an diesem Tag. Alle Kinder und Geburtstagsgäste hatten sich im Garten versammelt, um sich gleich auf das große Kuchenbuffet zu stürzen. Charlottes Großeltern, Tanten und Onkel, Nachbarn und natürlich ihre Mutter hatten die leckersten Kuchen und Torten gebacken.
Charlotte durfte die erste Torte anschneiden und sich ihr Lieblingsstück aussuchen. Erdbeerkuchen auf einer leckeren Käsefüllung sollte es sein. „Das ist mein absoluter Lieblingskuchen“ trällerte Lotte zu ihrer besten Freundin herüber. „Dann möchte ich den auch probieren“, rief Lara dem Geburtstagskind zu. Als alle ein Stück Kuchen ihrer Wahl auf dem Teller hatten, konnte das Fest beginnen. Alle waren fröhlich und genossen das tolle Wetter.
Plötzlich sprang Charlottes kleiner Bruder Justus auf. Er ließ hastig die Gabel fallen und rannte quer durch den Garten. „Was hat er denn?“, fragte Lara und blickte Justus gespannt zu, der immer noch wie wild im Kreis umherlief und dabei laut schrie.
Als Lara sich wieder ihrem Stück Erdbeerkuchen zuwenden wollte, fing auch sie an lauthals zu schreien. Auf ihrem Teller saßen zwei gelb-schwarz gestreifte Insekten, die munter und ehrgeizig an Laras Erdbeeren knabberten. „Charlotte, mach sie weg!“, rief Lara verängstigt zu ihrer Freundin.
Am Tisch wurde es zunehmend unruhig, weil immer mehr dieser gelb-schwarzen Insekten von den zuckersüßen Leckereien angelockt wurden. Neben der Kuchen- und Tortenauswahl rochen auch die leckeren Limonaden und ein frisch zubereiteter Obstsalat äußerst verlockend. Charlottes Mutter war jetzt nur noch damit beschäftigt, die Geburtstagsgäste zu beruhigen und den Kuchen und die Säfte abzudecken, sodass nicht noch mehr summende Gäste angelockt wurden.
„Mama, mach dass die Bienen verschwinden! Sie zerstören mir meine ganze Feier!“, jammerte Charlotte, die durch das ganze Chaos kaum noch Aufmerksamkeit erhielt. „Deine summenden Gäste sind keine Bienen, sondern Wespen. Denn Bienen werden nicht von Süßigkeiten und Kuchen angelockt. Sie sind nur an Blütenstaub und Nektar interessiert“, erklärte Charlottes Mutter. „Das ist mir doch egal. Ob Wespen oder Bienen – die sind alle gleich doof“, motzte Charlotte.
Um den Geburtstag zu retten, wurde die Feier ins Wohnzimmer verlegt, wo dann in Ruhe gegessen und gespielt werden konnte. Als sich die Gäste abends verabschiedet hatten, kam Charlottes Mutter auf Lotte zu.
„Lotte, du hast dir heute gewünscht, dass die Bienen verschwinden sollen. Du bist noch zu jung, um heute die Wichtigkeit der Bienen zu verstehen, aber in ein paar Jahren wirst du dich daran erinnern und merken, dass die Bienen eine sehr wichtige Aufgabe auf diesem Planeten haben.” „Jaja Mama, die Bienen sind einfach nervig. Die haben mir heute meinen Geburtstag total vermiest.“
Einige Jahre später feierte Charlotte wieder an einem traumhaften Sommertag ihren Geburtstag. Mittlerweile war sie schon 10 Jahre alt. Wieder saßen alle an einem schön gedeckten Tisch im Garten. „Mama, wo ist denn der Erdbeerkuchen, den ich so sehr liebe?“ Charlotte wunderte sich, da sie bisher in jedem Jahr ihren Lieblingskuchen bekommen hatte. „Es gibt kaum noch Erdbeeren, mein Kind. Deshalb konnte ich dieses Jahr keinen Kuchen backen.“ „Aber wo sind denn die Erdbeeren?“, fragte Charlotte schockiert.
„Da es kaum noch Bienen gibt, können die Blüten der Obstbäume und der Erdbeeren nicht mehr ordentlich bestäubt werden. Deshalb können keine großen Früchte mehr wachsen und heranreifen. Die Ernte der Früchte ist dann sehr klein und schnell aufgebraucht.“
Charlotte erinnerte sich an die Geburtstage, an denen es ausreichend Erdbeeren gab und machte sich nun Sorgen. „Aber wenn die Bienen so wichtig für uns Menschen sind und es sonst bald kaum noch Obst und Gemüse geben wird, dann muss man dagegen doch etwas tun und die Bienen beschützen!“, rief Lotte voller Überzeugung. „Was könnten wir denn machen, um den Bienen zu helfen?”
„Was hältst du davon, wenn wir uns in der Bibliothek ein Buch über Bienen ausleihen und uns darüber informieren, wie wir ihnen in unserem Garten einen Platz zum Leben anbieten können? Wenn dir die Bienen am Herzen liegen, könntest du auch im Erdkundeunterricht ein Referat über sie halten und deinen Mitschülern davon erzählen. Vielleicht fällt eurem Lehrer auch noch etwas ein, wie man das Aussterben verhindern kann.“