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Rübezahl:Der böse Vogt

时间:2022-08-12来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Rübezahl
Es war einmal ein Ritter, der Frau und Kind plötzlich durch den Tod verlor und darüber so in Trübsinn versank, daß ihm nichts auf der Welt mehr Freude machte. Es ward ihm unheimlich auf seiner Burg; ritt er zur Jagd aus, so schien ihm der Wald zu eng; der Wein mundete ihm nicht und dem Trost seiner Genossen und Freunde verschloß er das Ohr. — Endlich beschloß er, seine Heimat auf lange Jahre zu verlassen, füllte den Säckel mit Goldgülden, befahl dem treuen Knappen, die Rosse zu schirren und übergab die Burg seinem Vogte Lutz. Und nun ritt er weit in das Reich hinein.
So lange der Ritter daheim gewesen war, hatten seine Dörfler und Insassen ein glückliches Leben geführt, das ward nun aber bald anders. Vogt Lutz ließ die Ältesten aus den Dörfern, die zur Burg gehörten, herbeirufen, und sagte ihnen, daß sie von nun an doppelt so viel Abgaben bezahlen und statt dreier Tage fünf in der Woche frohnen sollten. Damit wies er ihnen die Tür und hörte ihre Gegenvorstellungen gar nicht einmal an. Nun merkten die Landleute erst, welch ein böser Mensch der Vogt sei, der während der Anwesenheit des Ritters nur immer den Katzenbuckel gezeigt hatte. Als sie daher vors Burgtor kamen, sahen sie sich mit trüben Mienen an, schüttelten sich die Hände und trennten sich mit schwerem Herzen, um die schlimme Kunde den anderen mitzuteilen. Da gab es viele Klagen bei den Weibern, bei den Männern viel Grimm und Zorn; aber sie wollten fürs erste ruhig abwarten, was da kommen würde.
Als sie, wie früher, drei Tage gefrohnt hatten, glaubten sie, daß sie nun ihrer Pflicht Genüge getan hätten und bestellten am vierten Tage ihre eigenen Felder. Da kam um die Mittagsstunde der Vogt Lutz mit einem Schwarm gewappneter Knechte in die Dörfer und trieb die Bauern mit Schwertstreichen auf die Äcker, welche zur Burg gehörten. Er drohte ihnen auch mit schwerer Strafe, wenn er sie nochmals ungehorsam fände, und als die Bauern die Urkunde zu sehen verlangten, daß ihr Herr so Ungerechtes von ihnen begehre, hob er sein Schwert und sagte: „Seht, hier ist Brief und Siegel genug für euch!“
So mußten denn die Bauern ihre Felder vernachlässigen, und was sie befürchteten, traf bald genug ein, sie konnten ihre früheren Abgaben nicht mehr entrichten, viel weniger die neu auferlegten. Da gingen die Ältesten zu dem Vogt und baten ihn auf den Knien, daß er das harte Gebot doch zurücknehmen möchte. Aber Lutz jagte sie mit Peitschenhieben aus der Burg, und es war jämmerlich anzusehen, als die Greise mit ihren silberweißen Haaren so hart geschlagen wurden. Und als die Bauern dennoch das unbarmherzige Gebot nicht erfüllen konnten und der Termin kam, ohne daß sie Geld hatten, ließ der harte Lutz ihr Vieh wegnehmen, um sich daraus bezahlt zu machen. Da vergaß sich ein junger Bauer und stieß böse Reden gegen den Vogt aus; dieser aber ließ ihn sogleich von seinen Knechten umringen und an den Schweif seines Rosses festbinden; so ward er zur Burg geschleift und dort in ein finsteres Verließ geworfen, auf dessen Boden es von Kröten und giftigem Gewürm wimmelte.
Im Dorfe aber wehklagten die Bauern, und am meisten jammerte Anna, die Braut des jungen Landmannes, der die Rache des Vogtes auf sich gezogen hatte. Sie lief weinend in den Wald, und niemand konnte sie trösten. Da begegnete ihr ein hoher Rittersmann, der vom Kopfe bis zum Fuße in glänzenden Stahl gehüllt war. Anna erschrak vor der unerwarteten Erscheinung, als aber der Ritter, sein Visier aufschlug und sie sein edles, männliches Gesicht sah, welches sie freundlich anblickte, da faßte sie Mut. „Was weinst du, mein Kind?“ fragte der Ritter mit einer so wohltönenden Stimme, daß Anna davon wunderbar ergriffen wurde. Sie öffnet dem Fremden ihr ganzes Herz voller Zutrauen, indem sie ihm die Geschichte mit dem Vogte von Anfang bis zu Ende erzählte. Aufmerksam hörte ihr der Ritter zu und gebot ihr dann, die Ältesten aus den Dörfern herbeizurufen, die er an der Kapelle vor der Burg erwarten wolle.
Anna vollzog eilig sein Gebot, und ehe die Sanduhr zweimal gewendet war, fanden sich die Gerufenen an der bezeichneten Stelle zusammen. „Liebe Väter,“ redete sie der stahlgepanzerte Ritter an, „ich habe von dem Unrecht gehört, daß euch der böse Lutz zugefügt, und da ich ein fahrender Ritter bin, der überall gegen das Unrecht kämpft und seinen Schutz den Bedrängten angedeihen läßt, so will ich auch euch in eurer gerechten Sache beistehen. Geht, ruft alle Männer zusammen, daß ich sie führe und die Burg des Vogtes stürme.“ — Woher mochte es kommen, daß die besonnenen Greise allzugleich Vertrauen zu dem fremden Ritter faßten? Es war ihnen, als könne es gar nicht anders sein, als daß sie ihm Folge leisten müßten, und sie eilten in die Dörfer zurück, um den Vorschlag des Ritters kundzumachen. Da griff alt und jung zu den Waffen, waren es gleich nur Stangen und Heugabeln, und damit eilten sie zu der Kapelle, wo der Ritter ihrer wartete. Keiner, der nur einen Prügel schwingen konnte, war zurückgeblieben.
Als die Einwohner der drei Dörfer versammelt waren, überblickte der Ritter die zahlreiche Schar und sprach: „Wenn ihr Mut im Herzen habt, so folgt mir getrost, ich will euch die Burg erobern und den Vogt züchtigen helfen. Wer aber Furcht hat, bleibe daheim. Und das möge mein Zeichen sein, daß ihr mir getrost folgen könnt.“ Als er diese Worte sprach, warf er seine riesige Lanze so hoch in die Luft, daß sie fast den Augen der Menge entschwand, und als sie sausend wieder herunterfuhr, fing er sie mit gestrecktem Arm wieder auf. Da jubelten und riefen die Bauern: „Führe uns!“ Und fort ging es nun im Sturmschritt gegen die Burg, der Ritter ging in seiner glänzenden Rüstung immer voran der kampflustigen Schar: Als sie die Burg erreicht hatten, rief der Anführer mit Donnerstimme hinauf, Lutz solle sich auf der Zinne zeigen.
Alsbald erschien auch der Vogt, von Neugier getrieben und Spott im Herzen; höhnisch blickte er auf die Feinde hinab. „Ergib dich, Lutz!“ rief der Ritter, „und bedenke dich nicht länger, als zwölf Sandkörner brauchen, um in der Uhr zu verrinnen!“
Ach, was sprudelte da der Vogt für Witz- und Schimpfwörter hinaus! Strolch und Strauchdieb wurde der Ritter, Galgenfutter die Bauern genannt; dann lief er zornig hinweg, um seinen Knechten zu befehlen, daß sie das Gesindel von dem äußeren Tore der Burg verjagen möchten. Nun ward ein Hagel von Bolzen nach den Bauern herabgeschossen, aber wunderbar! die tötlichen Geschosse verfehlten alle ihr Ziel, und der fremde Ritter erhob indes seine ungeheure Streitaxt und spaltete mit einem Schlage das Tor der Burg. Hoch schwang er nun seine gewaltige Waffe und stürmte voran; ein wunderbarer Mut beseelte die Bauern, daß sie ihm jauchzend folgten.
Vergebens war alle Gegenwehr der Knechte; wie Blitz und Donner schmetterte die Streitaxt in ihre Reihen; da warfen die Reisigen ihre Waffen weg und baten um Gnade. Der Vogt hatte sich versteckt, ward aber bald gefunden; seine eigenen Leute verrieten ihn. Der Ritter hielt ein kurzes Gericht; nachdem der junge Bauer aus dem Verließ heraufgeholt worden war, vertrieb er die besiegten Knechte aus der Burg.
Nun zog der Ritter ein Pergament hervor; es war die Urkunde vom Tode des eigentlichen Herrn der Burg, der den fremden Ritter zu seinem Erben eingesetzt, weil dieser ihm im Türkenlande einmal das Leben gerettet hatte.
Nun wäre der Ritter ihr neuer Gebieter gewesen, er schenkte aber die Burg und alle dazu gehörigen Ländereien dem jungen Landmanne, der Annas Bräutigam war, machte es ihm aber zur Pflicht, die Bauern nicht wie Leibeigene zu behandeln, sondern ihre Rechte zu wahren und zu schützen. Die Abgaben wurden aber so gering angesetzt, daß alle Sorge und Not für die Bauern vorüber war. Alles dies ward förmlich niedergeschrieben und von dem Ritter unterzeichnet. Als alles dies vorüber war, wurde der neue Burgherr mit seiner Anna getraut, wobei der fremde Ritter schöne Geschenke zum Vorschein brachte, ohne daß jemand begreifen konnte, woher er diese in der Eile genommen hatte.
Nun ermahnte er die Landleute noch zur Eintracht, und nachdem er dem zitternden Lutz befohlen hatte, ihm zu folgen, schied er aus ihrer Mitte, auf eine Weise, die das Staunen der Versammelten nicht wenig erregte. Eine dunkle Wolke senkte sich nämlich plötzlich hernieder und führte den Ritter samt dem Vogt ins Weite. Jetzt erkannten die Bauern mit einem Male, daß Rübezahl ihr Helfer gewesen war, und sahen der Wolke segnend nach, bis sie auf den Gipfel eines Berges sich niedersenkte und verschwand. Der neue Burgherr aber war mildherzig und brav, wie denn der Berggeist Rübezahl seine Leute immer genau kannte. In glücklicher Häuslichkeit und Eintracht lebten die beiden lange Jahre vereint und die guten Jahre ließen sie die schweren Stunden vergessen und viele Freude an ihren Nachkommen erleben. Die Bauern waren glücklich und erzählten noch ihren Enkeln mit Dank und Freude die seltsame Mär von Rübezahl und dem bösen Vogt, aber auch von dem letzten, guten Burgherrn, der so unendlich viel Gutes getan hatte und dessen Andenken lange in Ehren blieb. 
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