»Die Männer seien hochgeehrt,
Die Volksgedächtniß hält so werth.«
Wer je nach Palms[79] gekommen ist, der hat wohl auch jene Steinhaufen gesehen, welche an vielen Orten auf den Gutsfeldern[S 169] stehen. Wie die alten Leute zu erzählen wissen, sind jene Steinhaufen alle zur Zeit einer schweren Hungersnoth zusammengetragen worden, was so zuging: Die Herren von Pahlen hatten seit unvordenklichen Zeiten die Gewohnheit, einen reichen Getreidevorrath in den Gutskleten anzusammeln, auf daß, wenn einmal die Leute durch Mißwachs Mangel litten, die Gutsklete sie bis zur neuen Ernte ernähren könnte. Da geschah es, daß eines Jahres eine so bittere Hungersnoth in Estland herrschte, daß die Leute aller Orten hinstarben wie die Fliegen. Wer aber zu seinem Glücke noch soviel Kraft hatte, sich nach Palms aufzumachen, der war gerettet. Daher kamen hier nach und nach Hunderte von Menschen zusammen, welche der Herr von Pahlen aus seiner Klete versorgte und es war ein so reicher Gottessegen vorhanden, daß die Kornkasten nicht leer wurden. Obgleich nun der Herr dafür keine Arbeit von den Leuten verlangte und sie zu keinerlei Leistung anhielt, sondern ihnen aus Erbarmen das Brot gab, so hielten es doch die Leute ihrerseits für Pflicht, für den Herrn irgend eine Arbeit zum Dank für seine Wohlthat auszuführen. Weil nun die Pahlenschen Felder sehr steinig waren, so faßten die Leute einmüthig den Beschluß, alle Steine von den Feldern aufzusammeln und in Haufen aufzuthürmen. Diese Steinhaufen führen deshalb den Namen: »Steindenkmale der Hungersnoth.« Man sagt ferner, daß seit der Zeit bis auf unsere Tage herab die Pahlenschen Felder reich gesegnet sind, und wenn auch ringsum Mißwachs eintritt, so bleiben diese Felder doch bewahrt, weil die Thränen der Hungrigen sie bethaut haben und die Dankgebete der Gesättigten zu Gottes Ohr gedrungen sind.