Meines Großvaters Vetter lebte als junger Mensch in einem Bauerhofe unweit der Kirche, die im Winter nicht ganz zwei Werst entfernt war, weil der Weg dann über den gefrorenen Morast führte. An einem Weihnachts-Samstag-Abend legten sich die Bewohner des Hofes zeitig schlafen, weil sie am ersten Festtag in der Morgenfrühe aufstehen und zur Kirche gehen wollten, wo an diesem Tage der Gottesdienst bei Kerzenschein gehalten wurde. Der Hofbesitzer erwachte von Allen zuerst, ging hinaus um nach dem Wetter zu sehen, und gewahrte, daß die Kirchenfenster schon im Lichterglanz strahlten. Als er wieder in's Gemach trat, weckte er die Leute aus dem Schlafe: »Steht auf, wir haben zu lange gesäumt; die Lichter in der Kirche sind schon angezündet.« Da brannte es den Leuten unter den Sohlen, alle sprangen vom Lager auf, wuschen sich, und zogen sich an; die Jüngeren machten sich dann zu Fuße auf, während die Andern die Pferde anspannten und ihnen nachfuhren. Das Nebelwetter gönnte ihnen nicht viel Sternenlicht — aber die von Kerzenlicht erhellte Kirche stand da wie eine geschmückte Jungfrau, und war ihnen ein leuchtender Wegweiser. Als sie näher kamen, tönte ihnen der Gesang der in der Kirche Befindlichen entgegen; derselbe schien aber etwas Fremdartiges zu haben. Die Kirchenthüren standen weit offen und die Kirche schien gedrängt voll von Menschen, dennoch war nicht ein einziges Gespann in der Nähe zu sehen. Die Männer schritten nun voran, in der Hoffnung, doch in dem Gedränge noch irgendwo Platz zu finden — die Weiber gingen hinterdrein. Als die Männer eben an die Kirchenthür gekommen waren und den Fuß über die Schwelle setzen wollten, verstummte der Gesang und die Lichter erloschen plötzlich, sodaß die Kirche mit einem Male stockfinster war[49]. Ein fremder Mann kam ihnen an der Kirchenthür entgegen und sagte: »Ihr mit geweihtem Wasser getauften Leute habt hier jetzt nichts zu schaffen! jetzt ist unsere Kirchenzeit; euer Gottesdienst beginnt erst am Morgen!« — Die Leute sahen einander an und wußten nicht was sie von dem wunderlichen Vorfall halten sollten; da wurde die Kirchenthür von innen geschlossen und jetzt war kein besserer Rath als wieder nach Hause zu gehen, weil weder Prediger noch Küster schon Feuer auf dem Heerde hatten. Der fremde Mann aber nahm meines Großvaters Vetter bei der[S 129] Hand, führte ihn einige Dutzend Schritte von den Andern abseits hinter eine Kirchenecke und flüsterte ihm zu: »Komm drei Tage vor Johannis-Samstag um Mitternacht hierher, so will ich dir den Weg zum Glücke zeigen; aber laß gegen Niemand das Geringste von meiner Einladung verlauten, sonst könntest du zu Schaden kommen.« Mit diesen Worten war er auch verschwunden. Beim Nachhausegehen fiel der Nebel und der Himmel klärte sich auf, so daß die Sterne schimmerten, und am Stande derselben erkannten die Männer, daß Mitternacht angebrochen sei, was auch der Hahnenschrei ankündigte, der ihnen vom Hause her entgegen tönte. Die Aelteren legten sich noch einmal zu Bette, während das junge Volk wach blieb, um den Anbruch des Tages zu erwarten. Erst nach einigen Stunden war die rechte Kirchenzeit angebrochen und man machte sich von Neuem auf. Die Leute erzählten später dem einen und dem andern ihrer Bekannten von dem Kirchgange in der Weihnachtsnacht, so daß sich die Sache herum sprach und zuletzt auch dem Geistlichen zu Ohren kam. Der Geistliche ließ die Männer zu sich berufen, fragte sie genau über den Vorfall aus und verbot ihnen dann weiter davon zu reden, da ihr vermeintlicher Kirchgang in der Weihnachtsnacht nichts weiter gewesen sein könne als ein lebhafter Traum. Obgleich nun die Männer ihrerseits das klare Bewußtsein hatten, daß sie wirklich zur Kirche gegangen waren und mit wachen Augen die Sache erlebt hatten, so mochten sie doch nicht länger mit ihrem Prediger streiten, sondern versprachen zu schweigen. Aber was half das jetzt noch, da das Gerücht schon nach allen Seiten hin ausgesprengt war und sich von Tag zu Tage weiter verbreitete. Eben so gut kannst du die Luft greifen, als das einmal losgelassene Gerede der Leute wieder bannen.
Meines Großvaters Vetter war anfangs fest entschlossen den ihm angegebenen Glückspfad aufzusuchen, allein je näher die Zeit heranrückte, desto mehr sank ihm der Muth. Konnte er doch nicht darüber in's Klare kommen, wer der Einladende oder wer die nächtlichen Kirchengänger gewesen, und wie weit ein Christenmensch ihnen trauen durfte? Ja, wäre es ihm vergönnt gewesen, mit einem andern zuverlässigen Manne sich zu berathen, wer weiß ob seine Zweifel nicht geschwunden wären, aber daß ihm der fremde Mann eingeschärft hatte, die Sache geheim zu halten, machte ihm eben die meiste Pein. Er hatte sich schon mit dem Gedanken vertraut gemacht, von dem Versuche abzustehen, als vierzehn Tage vor Johanni sich etwas Unerwartetes zutrug, was ihn wieder anderen Sinnes machte. Als er nämlich eines Abends nach Sonnenuntergang nach Hause ging, fand er ein[S 130] fremdes altes Mütterchen am Wege sitzen. Der Mann grüßte und wollte vorübergehen, aber die Alte fragte ihn, weßhalb er denn in so tiefen Gedanken sei, daß er wie im halben Traume einhergehe. — Unser Freund getraute sich nicht die Frage der Alten zu beantworten, weil er die Wahrheit nicht sagen konnte und nicht lügen wollte. Die Alte schien indeß seine Gedanken zu errathen, als sie fragte: »Willst du mir nicht deine Hand zeigen, Söhnchen, damit ich sehe was dein Herz drückt und ich dir einen guten Rath geben kann?« — Der Mann stand unschlüssig und wußte nicht ob er das Verlangen der Alten erfüllen sollte oder nicht. Die Alte aber fuhr freundlich fort: »Fürchte nichts! ich will ja nicht in schlimmer Absicht deine Hand besehen; ich wünsche nur dein Glück und das kannst du wahrlich brauchen, weil du noch jung und unerfahren bist und die größere Hälfte deines Lebens noch vor dir hast. Prophezeiung künftiger Geschicke kann dem Menschen bisweilen von Nutzen sein; sollte ich in deiner Handfläche etwas finden, was besser verborgen bliebe, so werde ich's dir verschweigen.« »Nein, nein! Goldmütterchen!« rief meines Großvaters Vetter, »verkünde mir Alles, es sei gut oder schlimm, ich werde nicht vor dem erschrecken was mir auferlegt ist!« und damit reichte er der Alten die Hand zur Besichtigung. Die Alte setzte ihre Brille auf die Nase und begann in seiner Hand zu lesen. Die Züge mußten wohl etwas verworren sein, denn erst nach geraumer Zeit gab sie dem Wartenden folgenden Bescheid: »Du bist ein ausgemachtes Glückskind, dir steht ein großes Glück nahe bevor, wenn du gescheidt genug bist, das Glück so bei den Hörnern zu packen, daß es dir nicht mehr entrinnen kann. Deine Besorgniß wegen des unbekannten Mannes ist grundlos, du kannst ihm dreist vertrauen, weil er dein Glück wünscht und keinen Vortheil für sich sucht. Geh ohne Furcht dahin, wohin du gerufen wirst, Böses hast du dort nicht zu fürchten. Nur dein eigenes Herz kann dir einen Streich spielen; hüte dich vor Bedenken und Zweifeln und erfülle zuversichtlich, was weisere Leute dir anrathen. Aber wenn du einmal auf die Freite gehst, dann mache deine Augen auf, sonst stürzest du in's Unglück. Ein glattes Ei hat oft einen faulen Kern und deine Ehestandslinien laufen etwas verworren. Durch Vorsicht kannst du dich aus allen Schlingen lösen. Mehr darf ich dir heute nicht sagen, aber wenn wir einmal wieder zusammentreffen sollten, wirst du mir sicher für meine Anleitung danken.« — Der Mann griff in seine Tasche, und wollte einige Kopeken heraus nehmen, um sie der Alten für ihre Mühe zu geben, aber die Alte verstand die Bewegung und rief abwehrend: »Biete mir[S 131] kein Geld an, ich nehme es von Niemandem; ich verkünde alle meine Sprüche den Leuten umsonst, weil ihr Glück meine höchste Belohnung ist.« Sie erhob sich, nahm Abschied und ging so raschen Schrittes von dannen, wie ein junges Mädchen, so daß sie wie der Blitz verschwunden schien. Obgleich nun meines Großvaters Vetter die ganze Geschichte mehr für Spaß als Ernst nahm, so fühlte er sich doch bedeutend erleichtert, es war ihm, als ob ihm ein Stein vom Herzen gefallen wäre, und er war nun fest entschlossen, den gewiesenen Glücksweg aufzusuchen.
Drei Tage vor Johannis-Samstag schlug er spät Abends den Weg zur Kirche ein, damit er um Mitternacht anlange; je näher er kam, desto unruhiger schlug ihm das Herz, es war wie wenn ihm Jemand in's Ohr riefe: »du bist nicht auf dem rechten Wege.« Auch hätte nicht viel gefehlt, daß er wieder umgekehrt wäre. Da erhob sich ein schöner Gesang in den Lüften und er vernahm die Worte:
»Weiche nicht vom Weg des Glückes,
Fürchte nichts und bange nimmer!
Dich beschirmen Schutzesgeister.
Deiner warten Glückesloose:
Weiche nicht vom Weg des Glückes.«
Durch diesen Gesang fühlte er seinen Muth wachsen, ging rascheren Schrittes weiter und kam bald an die Kirchenthür, welche geschlossen war. Von der linken Seite kam hinter einer Kirchenecke ein fremder Mann hervor und sagte: »Vortrefflich, daß du meinem Rufe gefolgt bist; ich habe schon eine Weile gewartet und fürchtete, du würdest nicht mehr kommen und es würde mir unmöglich werden, weiter mit dir zu reden. Unser nächtlicher Weihnachts-Kirchgang[50] findet immer nach je sieben Jahren statt; meist[S 132] zu einer Zeit, wo alle Menschen noch schlafen, weshalb ich auch bis jetzt noch Niemanden gefunden habe, dem ich den Glücksweg hätte zeigen können. Meine Zeit ist kurz, die Eule ruft mich beim Hahnenschrei nach Hause. Gieb genau Acht auf das was ich dich lehre, merke dir jedes Wort und handle nach meiner Anweisung. Auf eurem Heuschlag ist eine kleine Erhöhung, welche die Leute den Grabhügel nennen; da wachsen drei Wachholderbüsche, und unter dem mittleren liegt ein unermeßlicher uralter Schatz vergraben: du kannst ihn heben, wenn du dich mit den Hütern des Schatzes abzufinden weißt, und zu dem Ende genau so verfährst, wie ich dir jetzt sagen will. Verschaffe dir drei schwarze Thiere, ein befiedertes und zwei behaarte, schlachte sie den Hütern der Geldgrube und trage Sorge, daß von dem Sühnungsblut kein Tropfen verloren gehe, vielmehr Alles den Hütern zufließe und ihr Herz für dich erweiche. Dann schabe von deiner Brustspange etwas feinen Silberstaub auf das Blut, damit der Silberglanz über dem Rasen sich mit demjenigen unter dem Rasen begegne und dadurch den Weg zeige. Darauf schneide von dem Wachholderbusch eine drei Spannen lange Ruthe, tunke die Spitze derselben drei Mal in das Opferblut auf dem Rasen und schreite neun Mal von Morgen gegen Abend um den Wachholderbusch herum; nach jedem Umgange aber schlage drei Mal mit der Ruthe auf den unter dem Busche befindlichen Rasen und bei jedem Schlage rufe: Igrek! Beim neunten Umgange wird von unten her Geldgeklapper an dein Ohr schlagen, und wenn der Gang beendigt ist, so wird dir Silberglanz entgegen schimmern. Dann kniee nieder, lege den Mund an den Rasen und rufe neun Mal Igrek! so fängt der Kessel an sich zu heben. Warte dann ruhig bis er heraufsteigt. Ehe dies geschieht, wird dir manches Unheimliche zu Gesichte kommen, wovor du dich nicht zu fürchten noch zu erschrecken brauchst, weil diese Dinge dir nichts Böses zufügen können, wenn du muthig bleibst. Sie haben weder Körper noch Seele, sondern sind leere Schattenbilder, hervorgerufen um den Muth eines Mannes zu prüfen, ob dieser auch das Glück verdient, daß ihm der Schatz ausgeliefert werde. Solltest du bei ihrem Anblick die mindeste Furcht zeigen, so kannst du dir nur getrost die Hände waschen,[S 133] weil dann doch von dem Schatze nichts hineinkommen wird. Am Abend des Johannis-Samstags, wenn ringsum die Feuer brennen und die Leute sich beim Scheine derselben belustigen[51], mußt du mit den drei schwarzen Thieren an die Geldgrube gehen. Den dritten Theil des gefundenen Geldes mußt du unter die Armen vertheilen, weil du an dem Uebrigen noch ganz genug behältst.« Diese Belehrung wiederholte der fremde Mann Wort für Wort drei Mal, damit sie sich unserm Freunde einprägen und ein Versehen nicht vorkommen sollte. Als beim dritten Male eben das letzte Wort aus seinem Munde gekommen war, verkündete des Küsters Hahn Mitternacht und alsbald war der Sprechende den Augen des Hörenden entschwunden, als wäre er weggeblasen. Ob er in die Luft gefahren oder in den Boden gesunken war, darüber konnte der Zeuge keine sichere Auskunft geben.
Meines Großvaters Vetter machte sich am folgenden Tage auf, um die drei bezeichneten Thiere zu suchen, fand auch glücklich einen schwarzen Hahn und eben solchen Hund auf dem Nachbardorfe und fing in der Nacht einen Maulwurf; diese Thiere hielt und fütterte er zu Hause, bis die Zeit gekommen war, zur Geldgrube zu gehen. Am Abend des Johannis-Samstags, als die Sonne untergegangen war und alle Leute aus dem Dorf zum Johannisfeuer gegangen waren, steckte er den Maulwurf in den Sack, nahm den schwarzen Hahn unter den Arm, band dem schwarzen Hunde einen Strick um den Hals, damit er nicht davon liefe und ging dann in aller Stille fort, um auf dem Glückswege dem Schatze nachzuspüren. In der hellen Sommernacht waren alle Gegenstände deutlich sichtbar. Um Mitternacht begann er seine Arbeit angewiesener Maßen, schlachtete erst den Hahn, dann den Maulwurf und endlich den Hund, trug Sorge, daß auch der letzte Blutstropfen auf den ihm bezeichneten Rasenfleck floß, schabte von seiner Brustspange Silberstaub und schüttete ihn auf das Blut, und schnitt dann eine drei Spannen lange Wachholderruthe aus dem Busch, tunkte die Spitze derselben dreimal in den blutigen Rasen und begann darauf den neunmaligen gegen Morgen gewendeten Umgang; schlug auch bei jedem Gange dreimal auf den Rasen unter dem Busche und rief bei jedem Schlage: »Igrek!« Beim achten[S 134] Gange schlug Geklapper von Geld an sein Ohr und beim neunten schimmerte ihm Silberglanz in's Auge. Da warf er sich nach dem neunten Gange auf dem Rasen auf die Knie und rief neunmal in den Boden hinein: »Igrek.« Plötzlich stieg unter dem Wachholderbusche ein feuerrother Hahn mit goldenem Kamme auf, schlug mit den Flügeln, krähte und flog davon. Hinter dem Hahn her schleuderte der Boden dem Manne ein Külimit[52] Silbergeld vor die Füße. Dann erschien eine feuerrothe Katze mit langen Goldkrallen unter dem Wachholderbusch, miaute und rannte davon, hinter ihr spie die Erdöffnung abermals ein Külimit Silbergeld dem Manne vor die Füße, was sein Herz mit Freude erfüllte. Darauf erhob sich ein feuerrother Hund mit goldenem Kopf und Schwanz aus dem Busche, bellte ein paar Mal und lief davon; mehrere Külimit Silberrubel flogen hinter ihm her aus dem Boden dem Manne vor die Füße. In derselben Weise kamen der Reihe nach ein feuerrother Fuchs mit goldenem Schwanz, ein feuerrother Wolf mit zwei goldenen Köpfen, ein feuerrother Bär mit drei goldenen Köpfen aus dem Busche und hinter jeglichem Thiere wurde eine immer größere Masse Geld auf den Rasen geschleudert, hinter dem Bären fielen nach des Mannes Schätzung ein Paar Loof (Scheffel) vor ihm nieder, wodurch denn der Haufe schon die Höhe eines kleinen Heuschobers (»Sade«) erreichte. Nach dem Verschwinden des Bären erhob sich ein Gebrause und Getöse unter dem Busche, als ob funfzig Schmiede-Bälge arbeiteten. Dann aber kam aus dem Gebüsche hervor ein schauerlicher großer Kopf zum Vorschein, der halb menschliche halb thierische Bildung zeigte: das Geschöpf hatte neun fußlange goldene Hörner am Kopfe und zwei ellenlange goldene Hauer im Maule. Noch schauerlicher als die Gestalt waren die Feuerfunken die wie von glühendem Eisen aus Maul und Nasenlöchern sprühten und das Getöse verursachten. Der Mann glaubte, die Funken müßten ihn jeden Augenblick verbrennen und als jetzt das Ungethüm immer höher heraufstieg und dabei den Kopf gegen ihn wandte, ließ ihm das Entsetzen nicht mehr Zeit, sich des fremden Mannes Vorschrift in's Gedächtniß zu rufen. Vielmehr ergriff meines Großvaters Vetter die Flucht, wobei ihm die Haare am ganzen Leibe wie Borsten in die Höhe starrten. Auf der Flucht spürte er noch eine Weile des Gespenstes feurigen Athem im Nacken und dankte seinem Glücke, daß die Beine ihn nur weiter trugen. Auch hatte er nicht Zeit rückwärts zu sehen, da der Feind ihm unaufhörlich auf den[S 135] Fersen saß und ihm jeden Augenblick das Garaus machen konnte. So rannte er aus Leibeskräften, daß ihm die Brust zu springen drohte, bis er endlich seinen Hof erreichte, wo er wie todt niederfiel. Erst am Morgen weckten ihn die Sonnenstrahlen — ob aus dem Schlafe oder der Ohnmacht, wer konnte es wissen? Der Kopf war ihm schwer und betäubt, so daß eine geraume Zeit verging, ehe er sich von dem nächtlichen Begegniß klare Rechenschaft geben konnte. Dann aber war es sein erstes Geschäft, aus der Klete drei sechslofige Säcke zu nehmen und damit zu dem Hügel zu gehen, um das in der Nacht auf den Rasen geschleuderte Geld zu sammeln, ehe Andere ihm zuvorkämen. Da fand er wohl alle drei Wachholderbüsche an der alten Stelle, auch die Leichname der drei geschlachteten Thiere und die Wachholderruthe, aber weder Geld noch die leiseste Spur davon, daß in der Nacht ein Geldhaufen auf dem Rasen gelegen hatte. Auch war nicht das geringste Merkmal von der Oeffnung vorhanden, zu welcher die Thiere und das Geld herausgekommen waren. Hätten nicht die Leichname der geschlachteten Thiere bekräftigt, was in der Nacht geschehen war, so hätte man das Ganze für einen Traum halten können. Sicher war das Geld wieder unter die Erde zurückgewandert, wo es vielleicht noch bis heute auf einen kühneren Mann wartet, der vor schauerlichen Schattenbildern nicht die Flucht ergreift, sondern den Schatz hebt.