Dein Gold und deine Edelsteine brauchen wir nicht. Wir verlangen nichts als den Kopf deines frechen Knaben."
Unter bittern Tränen kehrte die brave Matrone nach ihrem Schlosse zurück, wo sie die Pforten und Tore zu schließen befahl, und nun bekümmert auf den Ausgang dieser traurigen Begebenheit harrte.
Am andern Morgen ganz früh rückten die Posadniks mit der ganzen nowgorodschen Macht gegen das fürstliche Schloss, und umzingelten es von allen Seiten. Darauf sprengten sie die starken Pforten und Tore, und die Scharen wogten nun durch die offenen Räume in den geräumigen Hof.
Von dem Geräusche der Waffen und dem Geschrei der mutigen Nowgoroder erwachte Wassili in seinem Keller. Er sprang auf die muntern Füße und eilte nach der Türe. Als er sie verschlossen fand, öffnete er sie durch einen Faustschlag, und mit zwei Sprüngen war er mitten auf dem Hofe. Da ihn die Nowgoroder erblickten, stürzten sie auf ihn los. Er war ohne Waffen. Aber schnell ergriff er einen schweren Balken, der roh behauen auf dem Hofe lag, und ging nun auf die Nowgoroder los. Bald waren sie vom Hofe gejagt, und Wassili eilt ihnen nach. Unter seinen gewaltigen Schlägen fallen sie zu Hunderten, und unaufhaltsam drängt er sie immer weiter. Seine schreckliche Waffe fliegt hin und her, und macht weite Öffnungen in den flüchtigen Haufen. Umsonst flehen sie um Schonung und versprechen Gehorsam und Treue. Das jungendliche Blut des Jünglings kocht, er hört sie nicht in seinem Zorne, und unerbittlich jagt er sie gegen den reißenden Wolchow.
Bei diesem Anblick verließen die Posadniks den Kampfplatz eilig und begaben sich aufs Rathaus. Hier nehmen sie eine goldenen Schale, füllten sie mit Edelsteinen und eilten nach dem Schlosse zu der braven Matrone Amelpha Timophejewna. Sie traten auf die Straße dem hohen Gemache der Fürstin gegenüber - denn auf den Hof wagten sie sich nicht. Wir haben deinen lieben Sohn, Wassili Boguslajewitsch, unsern Herrn, erzürnt, und in seinem Zorne macht er Nowgorod zur Wüste. Verlasse uns nicht und lege ein gutes Wort für und ein, damit er seinem mächtigen Zorn Einhalt tue." - Die Fürstin hörte ihre Klagen, aber sie zeigte ihnen ihre hellen Augen nicht, sondern ließ ihnen durch eine Magd sagen: "Wie ihr die Sache angefangen habt, so endigt sie auch. Ich bin ein altes Weib, was gehen mich eure Fehden an!" -
Da schlichen die Posadniks kopfhängend zurück aufs Rathaus und setzten eine Schrift auf, durch welche sie sich, nebst Stadt und Land, dem Fürstlein unterwarfen, und ihn zum Herrn von Nowgorod und ganz Russland erklärten. Sie erteilten ihm volle Macht und Gewalt, Steuern und Gaben zu nehmen, wie es ihm gefiele und zu schalten und zu walten nach seinem Gutdünken. mit dieser in aller Form abgefassten Urkunde eilten sie auf das Schloss zu Wassili's Waffenbrüdern, Fomuschka dem Dicken und Boganuschka dem Kleinen, und flehten demütig um ihre Fürbitte bei dem Fürstlein. "Wir sind seine Untertanen," riefen sie, "hier sind die Akte unserer völligen Unterwerfung."
Hier ist die Akte der Unterwerfung." Als sie näher gekommen waren, warfen sie sich mit allen Posadniks zur Erde nieder, und das Volk folgte ihrem Beispiel und alle riefen: "Heil unserm Fürsten und Herrn Wassili Boguslajewitsch!"
Da tat das Fürstlein seinem mächtigen Zorne Einhalt, und sein starker Arm ruhte. Er nahm die Schrift der Posadniks, und versprach ihnen und allem Volke Verzeihung und Gnade. In Jubel kehrte man nach der Stadt zurück und Wassili herrscht über Nowgorod. Seine Regierung war glücklich, Handel und Wandel blühte; weder innerliche Unruhen noch äußere Kriege störten die Ruhe und das Glück der Bürger; denn Alles fürchtete sich vor ihm und seinen Waffenbrüdern Fomuschka dem Dicken und Bogdanuschka dem Kleinen. -