Darauf antwortete die Katze: "Herr von Gagliuso wünscht sich sehnlichst, sein Leben und sein Blut für euer Hoheit Krone zu wagen, und wird unfehlbar morgen früh, sobald die Sonne die Stoppeln des Lustfeldes angezündet hat, kommen, euch seine Aufwartung zu machen."
Am nächsten Morgen ging die Katze wiederum zum Könige und sagte: "Majestät! Herr von Gagliuso lässt sich entschuldigen, seine Kämmerlinge sind heute Nacht davon gelaufen und haben ihm nicht einmal ein Hemd gelassen." Als der König das hörte, ließ er sogleich eine Menge Kleider und Wäsche aus seiner Gardarobe nehmen und sandte sie dem Gagliuso. Ehe zwei Stunden vergingen, begab sich dieser, von der Katze begleitet, nach dem Palaste, wo er eine Menge Komplimente vom Könige empfing, der ihn an seiner Seite sitzen ließ und ihn so prächtig traktierte, dass ihr euch darüber wundern würdet.
Während sie aßen, wandte sich Gagliuso von Zeit zu Zeit zu der Katze und sagte zu ihr: "Mein Schätzchen, lass diese vier Finger dir empfohlen sein, damit sie nicht auf den unrechten Weg kommen," und die Katze pflegte zu antworten: "Seid ruhig, seid ruhig, sprecht nicht von solchen erbärmlichen dingen." - Da der König zu wissen wünschte, wovon die Rede sei, so antwortete die Katze, dass er eine kleine Zitrone verlange, und der König ließ sogleich einen ganzen Korb voll aus dem Garten holen. - Gagliuso fing wieder von Neuem so an und die Katze hieß ihn wieder schweigen, der König fragte wieder, wovon die Rede sei, und die Katze hatte eine andere Entschuldigung für Gagliusos Unwissenheit bei der Hand.
Nachdem sie nun eine gute Weile gegessen und geplaudert hatten, beurlaubte sich Gagliuso und die Katze blieb bei dem Könige, die Vorzüge, den Verstand und den Geist Gagliuso's, vor Allem aber seine großen Reichtümer in den römischen und lombardischen Ebenen, die ihn wohl berechtigten in eine Königsfamilie hinein zu heiraten, über die Maßen zu preisen. - Der König fragte, wie hoch sich wohl sein Vermögen beliefe, und die Katze erwiderte, Niemand könne die Mobilien, Immobilien und das Hausgeräte dieses ungeheuer reichen Mannes, der selber nicht wisse, was er besäße zählen. Wünsche aber der König Erkundigungen darüber einzuziehen, so möge er nur Leute mit ihr aus dem Königreiche senden, und sie würde ihm beweisen, dass ihr Herr, was den Reichtum beträfe, in der ganzen Welt seines Gleichen suche.
Der König rief einige zuverlässige Leute und trug ihnen auf, die Sache genau zu erforschen. Diese folgten der Katze, welche, sobald sie über die Grenze des Königsreichs war, von Zeit zu Zeit, unter dem Vorwande, Erfrischungen zu besorgen, vorauszulaufen pflegte. Wo sie nun eine Herde Schafe, Kühe, Pferde oder Ferkel antraf, rief sie dem Hirten und dem Hirtenjungen zu: "Nehmt euch in Acht! es kommt ein Trupp Räuber, um Alles fortzuschleppen. Wünscht ihr euch nun der Wut derselben zu entziehen und euer Besitztum verschont zu sehen, so sagte, es gehöre dem Herrn von Gagliuso, und kein Haar wird euch gekrümmt werden." Dasselbe sagte sie auf allen Meierhöfen, die sie unterwegs antraf, so dass des Königs Leute, wohin sie auch kamen, überall die Geigen gestimmt fanden, denn Alles gehörte dem Herrn von Gagliuso. - Am Ende wurden sie des Fragens überdrüssig, gingen deshalb zurück zu dem König und erzählten ihm Berge und Seen von Reichtümern des Herrn Gagliuso. - Als dieser es hörte, versprach er der Katze ein gutes Trinkgeld, wenn sie die Heirat zu Stande brächte. Die Katze, die den Kuppler zwischen ihnen spielte, gelang es auch endlich, die Sache in Richtigkeit zu bringen. Gagliuso kam und der König gab ihm seine Tochter und eine reiche Mitgift.