Es war einmal ein wunderschöner Wintertag. Die Sonne schien, und es gab jede Menge Schnee. Alle Bäume hatten weiße Hauben auf den Wipfeln, und überall wo man hinsah glitzerten wunderschöne Eiskristalle auf den schneebedeckten Wiesen. Es war ein Tag vor Weihnachten.
In einer Volksschule waren die Schüler an diesem Morgen sehr unruhig. Sie waren laut und konnten sich nicht konzentrieren. Die Lehrerin dieser Klasse namens Annegret war eine sehr nette Frau. Sie wusste genau wie sie die Kinder beruhigen konnte. Annegret versprach ihnen, die letzten zwei Stunden im Freien zu verbringen. Die Kinder wurden ruhiger, doch sie konnten es kaum erwarten bis sie endlich die Schuhe anziehen und ins Freie stürmen durften.
Vor der Schule war ein riesengroßer Schneehügel. Die Schüler kletterten den Berg hoch und rutschten dann auf einer Plastiktasche immer wieder hinunter. An den Schneehügel grenzte ein Altenwohnheim. Den alten Leuten war oft langweilig, deshalb waren sie sehr glücklich, endlich einmal frohes Lachen vor dem Fenster zu hören. Immer mehr von den alten Menschen schauten aus dem Fenster und erfreuten sich an dem lustigen Getümmel. Bald bemerkten die Kinder und die Frau Lehrerin die Zuseher hinter den Fenstern und winkten den Bewohnern zu. Ein Mädchen namens Elisa rief den alten Menschen zu, sie könnten doch auch aus dem Altenwohnheim herauskommen und mit ihnen ein wenig spielen. Die alten Leute lachten und sagten, dass dies leider nicht gut ginge, denn sie seien alle alt und schwach.
Ein Mann aber, der auch in dem Heim wohnte, machte den Vorschlag, die Kinder sollten kurz in das Haus kommen. Die Frau Lehrerin und ihre Schüler waren damit einverstanden. Als sie eintraten, erschraken alle ein wenig. Drinnen war es sehr dunkel. Es gab keine Bilder - alles sah richtig trostlos aus! Die Schüler und ihre Lehrerin betraten einen großen Raum. Es war der Aufenthaltsraum für die alten Menschen. Diese waren schon sehr neugierig auf die Kinder. Alle setzten sich nieder und niemand wusste so recht, was er reden sollte. Die Frau Lehrerin aber konnte gut mit dieser Situation umgehen. Sie forderte die Kinder auf, das bekannte Lied "Leise rieselt der Schnee" zu singen, und die alten Menschen stimmten gleich freudig mit ein. Als der Gesang zu Ende war, begannen die Einwohner des Altenheimes sogleich, Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen. Gespannt hörten die Kinder den wahren Begebenheiten der Leute zu.
Der alte Hans zum Beispiel erzählte, dass er früher einen weiten Schulweg bewältigen musste. Er wohnte auf einem hoch gelegenen Bergbauernhof, und wenn es viel Schnee hatte, musste er mit der Rodel ins Tal fahren. Am Morgen war es ja immer lustig, doch am Nachmittag musste er den weiten Weg zu Fuß und oft im Schneegestöber bestreiten.
Auch die alte Lisl hatte etwas Spannendes zu erzählen. Als sie noch klein war, mussten alle Mädchen Röcke tragen. Nur die Buben und Männer durften Hosen tragen. Wenn Lisl und ihre Schulkameradinnen im Winter in die Schule kamen, hing an den Röcken unten herum alles voller Eiszapfen. Im dem Schulgebäude gab es einen alten Eisenofen. Dort mussten sich die Mädchen in der Früh zuerst einmal hinstellen, die Röcke ganz nahe an den Ofen halten und warten, bis die Kleidungsstücke ein wenig aufgetaut waren. Auf dem Boden gab es im Klassenraum überall kleine Pfützen, die erst nach ein paar Stunden Unterricht wieder verschwanden.
Noch immer gespannt hörten Annegret und ihre Schüler diesen Geschichten zu. Sie waren alle sehr nachdenklich geworden, denn in der Zeit, in der sie nun lebten, konnte sich das niemand mehr vorstellen.
Leider ging die Zeit viel zu schnell vorüber. Ein Mädchen schaute auf die Uhr und machte die Frau Lehrerin darauf aufmerksam, dass die Unterrichtsstunden schon längst vorüber waren. So stimmte die Klasse zum Abschied "Stille Nacht" ein, verabschiedete sich von den Bewohnern des Heimes, und die Kinder wünschten den Leuten viel Gesundheit und ein schönes Weihnachtsfest.
Draußen vor der Tür waren die Schüler sehr bedrückt. Da hatte Elisa eine Idee: Sie machte ihren Freunden und der Frau Lehrerin einen Vorschlag. In den Weihnachtsferien sollten alle Kinder etwas Fröhliches, Buntes basteln. Zu Schulbeginn könnten sie ja wieder in das Altenwohnheim gehen und den Aufenthaltsraum etwas farbenfroher gestalten. Außerdem wäre es sehr nett, wenn sie die Bewohner im Heim manchmal besuchten dürften. Alle waren mit Elisas Idee einverstanden. Besonders die Frau Lehrerin Annegret freute sich sehr!
Nun hüpften alle Kinder froh nach Hause.
Auch die Leute im Altenwohnheim waren an diesem Tag glücklich und zufrieden. Alle waren sich einig - die Kinder waren das schönste Weihnachtsgeschenk. Noch lange erinnerten sie sich an den Vormittag zurück.