Es war einmal ein Mann, der war so entsetzlich gut, daß er es nicht aushielt in diesem Leben und in dieser Welt.
Wohin er sah, sah er nichts als Hader und Zank unter den Menschen. Ein jeder sorgte für sich und suchte den Nachbar zu übervorteilen. Krieg tobte zwischen den Königen, Krieg zwischen den Völkern und Krieg auch zwischen den Krämern drüben an der Ecke. Keiner half dem andern. Keiner verzieh dem andern.
Schließlich bekam der Mann die Welt so satt, daß er beschloß, sich irgendwo weit draußen auf dem Lande anzusiedeln, um so wenig wie möglich mit den Menschen zu tun zu haben.
Gesagt, getan.
Er suchte sich ein erstaunlich kleines Haus irgendwo in einem fernen Tannenwalde, dicht am Meer. Das mietete er von dem Bauern, dem es gehörte, und zog auf der Stelle ein. Und da wohnte er nun, rauchte seine Pfeife, saß am Strande und blickte aufs Meer hinaus und dachte, jetzt solle sein gutes Herz nicht wieder gekränkt werden durch Schlechtigkeit und Grausamkeit.
Nun hatte der Mann neben manchen anderen guten Dingen einen prächtigen, mildgesalzenen Schinken mitgenommen, der im Keller stand, damit er[S. 281] nicht verdürbe. Eines Tages bekam der Mann in aller Unschuld Lust auf ein Stückchen Schinken. Doch als er ihn im Keller holen wollte, war der Schinken nicht mehr da, d. h. der Knochen lag noch im Keller, sonst aber auch nichts. Und als er sich im Keller umsah, gewahrte er noch eben den Schwanz einer Maus, die in einem Loche verschwand.
Das war eine überaus ärgerliche Geschichte. Und damit es mit dem nächsten Schinken nicht genau so abliefe, ging er zu dem Bauern hin, von dem er das Haus gemietet hatte.
Auf des Bauern Hoftor saß des Bauern Katze und spann. Die grüßte er und sagte:
„Hör mal, Kätzchen — in meinem Keller sind Mäuse.“
„Ah!“ sagte die Katze.
„Willst du sie fressen?“