„Sie schmeckten wunderschön!“ sagte die Zunge.
„Sie lagen etwas schwer in mir,“ meinte der Magen. „Ich hatte grauenhafte Mühe mit ihnen. Es zwickte mich gehörig!“
„Jetzt bin ich fertig mit der Geschichte,“ schloß das Gehirn. „Habt ihr etwas einzuwenden?“
Sie schwiegen alle eine Weile, überwältigt von dem, was das Gehirn gesagt hatte und worin, wie sie ja nicht leugnen konnten, jedes einzige Wort richtig war.
Aber dann fing der Magen an zu knurren:
„Das mag alles wirklich so sein, wie du es erzählt hast. Aber überall hast du nun doch nicht das Kommando, du eingebildetes Hirn! Wenn ich die Nahrung verdaue, frage ich dich nicht um Erlaubnis zu allem, was ich tue.“
„Ich frage dich auch nicht jedes Schlages wegen, den ich tue,“ stimmte das Herz ein.
„Das, was ihr da sagt, ist vollkommen richtig,“ entgegnete das Gehirn, ruhig wie zuvor. „Ich habe auf sehr vieles aufzupassen und muß an vielen Stellen zugleich sein. In Wirklichkeit habe ich noch viel mehr zu leisten, als ich hier erwähnt habe. Ich soll ja zum Beispiel auch dafür sorgen, daß unser kleiner Junge etwas lernt und ein rechter Mann wird. Darum überlasse ich es für gewöhnlich euch, eure eignen Geschäfte zu besorgen. Aber darum[S. 267] müßt ihr euch nicht einbilden, daß ihr tun könnt, was ihr wollt. Ich habe ein Auge auf euch, müßt ihr wissen! Ich habe telegraphische Verbindung mit jedem Stückchen von euch, und sobald das Allergeringste nicht stimmt, werde ich sofort davon in Kenntnis gesetzt.“
„So ein Geschwätz!“ riefen die Augen.
„Ihr irrt euch durchaus,“ versetzte das Gehirn. „Und ich kann es euch leicht beweisen. Habt ihr zum Beispiel jemals gehört, daß ein kleiner Junge Magenschmerzen hat, ohne daß er heult? — Da seht ihr’s! Ich bekomme es zu wissen, daß mit dem Magen etwas verkehrt ist, telegraphiere dem Mund, daß er heulen soll — und er heult. Die Mutter des Jungen kommt und erfährt, daß er zu viel Kuchen gegessen hat. — Brauch’ ich noch weiterzugehen?“