Es war das Gehirn. Und ob sie nun im voraus Respekt vor ihm hatten, ob ihnen seine ruhige Stimme imponierte, oder ob sie so sehr geschrien hatten, daß sie nicht mehr konnten, genug: sie schwiegen sämtlich, und es wurde ganz still.
„Das mag ja alles recht gut und schön sein, was ihr da gesagt habt,“ fuhr das Gehirn fort. „Und ich habe den größten Respekt vor euch allen, die ihr zusammen mit mir unsern kleinen Jungen ausmacht.“
„Der spricht doch wenigstens wie ein gebildeter Mensch,“ sagten die Beine.
„Man kann doch verstehen, was er sagt,“ riefen die Ohren.
„Laßt ihn fortfahren,“ sagte der Magen.
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„Wir wollen hören, was er sagt,“ meinten die Ohren.
„Wir versprechen, uns nicht zu heben, ehe er fertig ist,“ versicherten die Augenlider.
„Vielen Dank!“ versetzte das Gehirn. „Zuerst muß ich jetzt bemerken, daß ich alles unterschreiben kann, was mein vortrefflicher Kollega, das Herz, gesagt hat — mit Ausnahme seiner Behauptung, daß es selbst das vornehmste Stück des Jungen sei.“
„Hört, hört! Bravo!“ rief der Magen.
Und sie riefen sämtlich, das sei richtig, nur das Herz natürlich nicht; das schlug und sagte nichts.
„Das vornehmste Stück bin nämlich ich,“ verkündete das Gehirn, „was ich nun die Ehre haben werde der Versammlung zu beweisen.“
„Aa—h!“ riefen da die Beine, und „Aa—h!“ riefen auch alle andern.
Aber sie schwiegen doch und lauschten dem, was nun noch kam.
„Wie das Herz seine Adern in alle Ecken und Enden des Jungen aussendet, so beherrsche ich sämtliche Nerven,“ erklärte das Gehirn. „Nur sind meine Nerven viel zahlreicher und feiner als die Adern. Meine Nerven sind Telegraphendrähte, versteht ihr! Die Hauptstation — das bin ich. Die Endstationen liegen rings in dem Bürschchen. Es geschieht nichts mit ihm, ohne daß ich es zu wissen bekäme. Er unternimmt nicht das geringste, ohne daß ich es bestimmte.“