„Schade, schade!“ seufzte die Alte. „Es war Rasse in ihr. Aber wir haben ja — Gott sei Dank! — noch die anderen neunundzwanzig.“
Dann gab sie Befehl, die Wache, die so schlecht achtgegeben hatte, sofort hinzurichten. Und sobald das geschehen war, verneigte sie sich tief vor den neunundzwanzig jungen Königinnen und sagte:
„Die Majestäten werden es uns verzeihen, daß wir Ihnen jetzt die Flügel ausreißen. Sie würden den Majestäten im Hügel, wo doch kein Platz zum Fliegen ist, nur lästig fallen. Es tut ja zwar ein bißchen weh, aber die Majestäten werden später einsehen, daß es zu Ihrem eigenen Besten geschehen ist.“
Da schrien die Königinnen ganz entsetzlich, aber es half ihnen nichts. In der nächsten Minute lagen alle Flügel neben den Leichen der Männer.
„Und nun gehen wir hinein!“ rief die Alte.
Die Ameisen stellten sich in zwei Reihen auf und verbeugten sich tief mit gekreuzten Fühlern, während die jungen Königinnen in den Hügel hineingingen.
„Jetzt geht alles übrige ganz von selbst,[S. 234]“ meinte die Alte. „Gott sei Dank, daß dieser Tag glücklich überstanden ist! Wir sind eine Masse Pack losgeworden und können hier im Hügel wieder Atem holen. Zum Glück ist im ganzen Hügel keine einzige Mannsperson mehr. Ich hätte bloß gewünscht, daß wir die trotzige Prinzessin behalten hätten. Sie war die beste von allen.“
Doch die trotzige Prinzessin flog auf ihren Flügeln durch den Wald, und das Leben erschien ihr gar köstlich.
Sie begegnete vielen anderen geflügelten Ameisen, die sie umschwärmten; und mehr als einer der jungen Herren bewarb sich um ihre Hand.
„Schönen Dank für die Ehre, aber ich bin schon verheiratet! Mein Mann ist tot, und nun ist nichts mehr mit mir anzufangen,“ antwortete sie den Freiern und flog weiter.
Aber als sie einen Tag lang geflogen war, bekam sie das Umherschweifen satt.