Es war Ende Juni, und im Walde prangte der Sommer.
Überall war ein Duften und Sprießen und Singen ohnegleichen; alle Nester waren voller Jungen. Durch die Luft summten und tanzten Fliegen, Bienen, Wespen und Schmetterlinge. An der Hecke und im Graben standen Tausende von Blumen, und vom Himmel fiel Sonnenschein und Regen.
„Puh!“ stöhnte der Buchfink. „Sechs Kinder! Das ist eigentlich reichlich für Buchfinkenleute.“
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Doch die alte Ameise rief ihm zu: „Ich glaube, wir haben zwanzigtausend Junge im Hügel.“
„Grundgütiger Himmel!“ rief da der Buchfink.
Aber die Alte hatte heute wenig Zeit zum Schwatzen.
Sie sandte Boten zum Rosenstrauch hinüber und ließ fragen, ob die Melkmägde die Blattläuse bereit hätten; und sie erhielt den Bescheid, daß jederzeit mit dem Melken begonnen werden könne.
„Gut!“ sagte die Alte. „Heute nacht, glaube ich, wird es losgehen. Es ist unmöglich, die jungen Herrschaften noch länger in den Hüllen zurückzuhalten. Ach, das wird eine furchtbare Nacht werden. Und an den morgigen Tag wage ich gar nicht zu denken.“
Dann rief sie die ältesten und vernünftigsten Ameisen zusammen und schärfte ihnen ein, wie sie sich zu verhalten hätten.
„Heut nacht geht ihr herum und schneidet alle Puppenhüllen entzwei... Versteht ihr? Natürlich müßt ihr sehr vorsichtig zu Werke gehen, damit niemand Schaden erleidet. Ein jeder nimmt eine Puppe. Wenn die Sonne aufgeht, muß alles in Ordnung sein.“
Die Ameisen nickten. Und die Alte trocknete den Schweiß von ihren Fühlern und ging weiter im Text: