Auf der Erde reihum vier Fürsten regieren,
von Gottes Gnaden das Regiment sie führen,
ernten die Ehren, die ihnen gebühren.
Eines Tages geschah es, daß zwei Fürsten über die Erde wanderten; sie gingen einander entgegen. Der eine kam von Norden, der andere von Süden. Beide waren groß, größer, als Menschen sind, größer als die Riesen in den Märchen. Ihre Häupter trugen sie königlich hoch, und ihre Füße setzten sie fest auf die Erde, als ob sie ihnen gehörte.
Der aus dem Norden kam, war der älteste. Er war ein alter Mann mit gewaltigem weißem Haar und Bart; zottig war seine nackte Brust, zottig waren seine Beine und Hände. Stark und wild sah er aus, und seine Augen waren kalt und streng.
Der von Süden kam, war jung, aber nicht weniger gewaltig als der andere. Sein Gesicht und seine Hände waren von der Sonne gebräunt, und seine Augen waren stark und mild wie die Sonne. Um die Schulter trug er einen Purpurmantel, um die Lenden einen goldenen Gürtel, in dem eine wunderbare rote Rose steckte.
Als die Fürsten einander aus weiter Ferne sahen, hielten sie einen Augenblick an, und dann schritten sie kräftig aus, als ob sie sich danach sehnten zusammenzutreffen. Aber als sie einander etwas näher gekommen waren, standen sie wieder still. Den Jungen durchschauderte es, als er dem Blick des Alten begegnete, und auf der Stirn des Alten sprang der Schweiß hervor, als der Junge ihn ansah.
Eine Zeitlang blieben sie so stehen. Dann setzten sie sich jeder auf einen Berg und starrten einander an.
Der Junge nahm zuerst das Wort.
„Du bist wohl der Winter?“ fragte er.
Der Alte nickte.
„Ich bin der Winter, der Herr der Erde,“ erwiderte er.
Der Junge lachte, daß es in den Bergen widerhallte.
„Aha,“ sagte er. „Und ich bin der Sommer, der Herr der Erde.“
Eine Weile saßen sie da und maßen einander mit zornigen Blicken.
„Ich bin ausgezogen, um dich zu treffen und mit dir zu reden,“ sagte der Winter darauf. „Aber ich mag dich nicht leiden.“