6. Die von A. hatten eine zu kleine Kirche. Daher beschlossen sie dieselbe aus einander zu schieben; damit es aber leichter gehe, bestrichen sie die Wände inwendig unten mit Butter. Dann stemmten sie sich rechts und links mit dem Rücken an die Mauer und rutschten fortwährend, weil die Mauern mit Butter bestrichen waren. Sie aber meinten, sie hätten die Mauern richtig aus einander geschoben und waren ganz glücklich, dass sie nun eine grössere Kirche hatten. —
7. Die von A. verstanden lange Zeit nicht, wie sie das Korn schneiden müssten. Sie nahmen Ahlen, stachen damit unten in die Halme und so oft ein Halm umfiel, sprangen sie eiligst auf die Seite, damit derselbe sie nicht erschlage. Einmal waren ihrer zwölf auf einem Acker; da gingen fremde Schnitter vorüber, welche nach Landessitte die Sichel am Halse trugen. "Ei, wie ungeschickt ihr thut!" sagten dieselben und nun zeigte ihnen Einer, wie man das Korn schneiden müsse. Die von A. waren darüber ganz erstaunt und kauften den fremden Schnittern ein Duzend Sicheln zu sehr hohen Preisen ab. "Wie müssen wir es aber machen", fragte Einer, "wenn wir die Sicheln am Halse tragen und sie wegnehmen wollen?" "Da braucht ihr sie ja nur wegzuziehen", lautete die Antwort. Darauf versuchte es sogleich Einer, legte die Sichel um den Hals und zog so lange, bis er sich den Kopf abgeschnitten hatte.
8. Die von L. hatten das Unglück nichts recht anzustellen und es ging ihnen alles schlecht. Sie hielten desshalb eine eigene Rathssitzung und um auch weise und gescheidt zu werden, wie die Leute in andern Dörfern, beschlossen sie den Mond zu fangen und ihn zu essen. Da hörten sie von einem Weibe, sie habe den Mond im Brunnen gesehen; dieses Weib aber hatte Rüben und Rettiche geschält und die Rinden in den Brunnen geworfen. Da kamen sie alle und wollten den Mond aus dem Brunnen heraufholen und essen, dafür aber assen sie die Rüben- und Rettichschalen. "Corpo de Diana", riefen sie, "wie bitter doch dieser Mond ist! Aber gerade das muss der rechte sein!" Zufällig ging der Mond gerade unter und da sie ihn im Brunnen nicht mehr sahen, meinten sie richtig, nun hätten sie ihn ganz gegessen. Um aber nicht ohne Mond zu bleiben, klebten sie viele Leuchtkäfer an ein Gärberlohlaibchen und hingen dasselbe in ihrer Hauptgasse auf. —
9. Zwei Männer yon L. waren einmal auf einem Jahrmarkte und sahen einen Mann, der hatte einen lebendigen Bären in einem Käfige, zeigte ihn den Leuten und bekam dafür viel Geld. Als sie heimgingen, sagte der Eine: "Gevatter, wie war' es denn, wenn wir auch einen Bären fingen?" "Das wäre nicht übel", meinte der andere; "aber wo ist einer zu finden?" Und der andere erwiederte: "Nun, es wird sich wol Einer finden, wir müssen halt suchen!"
Am nächsten Morgen früh gingen sie auf die Jagd und wurden wirklich eines Bären ansichtig, der vor ihnen floh und in seine Höhle kroch. Sie beriethen, was da zu thun sei. "Höre, Gevatter", sagte der Eine, "ich will in die Höhle kriechen und den Bären fassen, dann packe mich an den Füssen und zieh mich sammt dem Bären heraus." Nun kroch er hinein, der Bär aber riss ihm den Kopf ab. Der Andere zog ihn heraus und erstaunte sehr, als er den Gevatter ohne Kopf sah. "Aha", sagte er endlich, "ich möchte fast wetten, er hat ihn heute früh zu Hause vergessen, ich will doch sein Weib fragen." Er lief nach Hause zum Weibe des Andern und fragte: "Ei, Gevatterin, als wir heute auf die Jagd gingen, hatte Euer Mann da seinen Kopf bei sich?" "Ich erinnere mich nicht mehr", sagte sie, "aber ich will nachsehen, es könnte sich geben, dass er ihn im Bette vergessen hätte.'' Sie suchte, fand aber nichts. "Wird mein Mann leiden, wenn er keinen Kopf hat?" fragte sie. "Das nicht, Gevatterin", erwiederte der andere; "nur wenn er pfeifen will, wird er schwer thun!"