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德语安徒生童话-没有画的画册Vierundzwanzigster Abend

时间:2013-01-11来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 安徒生
Höre, was der Mond erzählte: »Es ist mehrere Jahre her, es war hier in Kopenhagen; ich sah zum Fenster einer armseligen Stube hinein. Vater und Mutter schliefen, aber der kleine Sohn schlief nicht; ich sah, wie die geblümten Bettvorhänge von Kattun sich bewegten und das Kind heraus schaute; ich glaubte zuerst, es sehe nach der Bornholmschen Stubenuhr; sie war ja so bunt bemalt mit Rot und Grün, oben drauf saß ein Kuckuck, schwere Bleigewichte hingen daran und der Perpendikel mit der glänzenden Messingplatte ging hin und her, ›ticktack!‹ aber das war's nicht, wonach es sah; nein, es war der Mutter Spinnrocken, der gerade unter der Uhr stand. Es war des Knaben liebstes Stück im ganzen Hause, aber er durfte es nicht anrühren, sonst wurde er auf die Finger geklopft. Ganze Stunden, wenn die Mutter spann, konnte er dasitzen und auf die surrende Spindel und das drehende Rad sehen und dabei hatte er seine eignen Gedanken. Ach, wenn er nur auch an dem Rocken spinnen dürfte! Vater und Mutter schliefen; er blickte zuerst auf sie, dann auf den Rocken, und kurz darauf kam ein kleiner, nackter Fuß aus dem Bett und dann noch ein nackter Fuß, dann kamen zwei kleine Beine, bums! stand er auf dem Boden. Er drehte sich noch einmal um, nach Vater und Mutter zu sehen, ob sie schliefen; ja, sie schliefen; und nun ging er leise, ganz leise, nur in seinem kleinen, kurzen Hemde hin zum Rocken und begann zu spinnen; die Schnur flog vom Rade ab, und das Rad lief nun noch viel rascher. Ich küßte sein blondes Haar und seine lichtblauen Augen; es war ein hübsches Bild. Da erwachte die Mutter, der Vorhang bewegte sich, sie sah heraus und glaubte eine Nixe oder einen andern kleinen Geist zu sehen. ›Um Jesu willen!‹ sagte sie und stieß erschrocken ihren Mann in die Seite; er schlug die Augen auf, rieb sie mit der Hand und sah nach dem kleinen, geschäftigen Jungen. ›Das ist ja Bertel!‹ sagte er.
Und mein Auge wandte sich von der ärmlichen Stube – ich sehe ja so weit umher! Ich sah im selben Augenblick in die Säle des Vatikans, wo die Marmorgötter stehen; ich beschien die Laokoongruppe; der Stein schien zu seufzen; ich drückte meinen stillen Kuß auf der Musen Brust, ich glaube, sie hob sich. Doch am längsten weilten meine Strahlen bei der Nilgruppe, bei dem kolossalen Gott. Sich an die Sphinx lehnend, lag er so gedankenvoll, träumend da, als dächte er an die dahinrollenden Jahre; die kleinen Amorinen spielten um ihn her mit den Krokodilen; im Füllhorn saß mit gekreuzten Armen und schaute auf den großen, ernsten Flußgott, ein ganz kleiner Amor, ein treues Bild des kleinen Knaben am Rocken; es waren dieselben Züge; lebendig und anmutig stand hier das kleine Marmorkind, und doch hat sich über tausendmal des Jahres Rad gedreht, seit es aus dem Marmor hervorsprang. Ebensooft, als der Knabe in der armen Stube das Spinnrad drehte, hat das größere Rad geschnurrt und schnurrt noch, ehe das Zeitalter Marmorgötter schafft, wie diese.

Sieh, das ist nun viele Jahre her! Gestern,« fuhr der Mond fort, »sah ich auf eine Bucht hinab an Seelands Ostküste; dort sind schöne Wälder, hohe Hügel, ein alter Herrenhof mit roten Mauern, Schwäne im Wallgraben, und eine kleine Landstadt mit ihrer Kirche zwischen Obstgärten. Eine Menge Boote, alle mit Fackeln, gleiten über die ruhige Wasserfläche hin; nicht zum Walfang leuchteten die Fackeln, nein, alles war festlich! Musik ertönte, ein Lied wurde gesungen und mitten in einem der Boote stand er, dem sie huldigten: ein hoher, kräftiger Mann in einem großen Mantel, er hatte blaue Augen und lange weiße Haare; ich kannte ihn und dachte an den Vatikan mit der Nilgruppe und an alle Marmorgötter; ich dachte an die kleine, ärmliche Stube, ich glaube, es war in der Grönnegasse, wo der kleine Bertel mit dem kurzen Hemde saß und spann. Das Rad der Zeit drehte sich; neue Götter sind aus dem Stein hervorgestiegen. – – – Aus dem Boote erklang ein Hurra, ein: ›Hurra für Bertel Thorwaldsen! 

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