Ich sah ein kleines Mädchen weinen,« sagte der Mond, »sie weinte über die Bosheit der Welt. Die schönste Puppe hatte sie geschenkt bekommen, o! es war eine Puppe, so niedlich und sein, sie war wahrhaftig nicht zum Unglück geboren. Aber des kleinen Mädchens Brüder, die langen Bengel, hatten die Puppe genommen, sie auf einen hohen Baum im Garten gesetzt und waren fortgelaufen. Das kleine Mädchen konnte nicht bis zu der Puppe hinaufreichen und ihr nicht herunterhelfen, und deshalb weinte sie; die Puppe weinte gewiß auch, sie streckte die Arme aus zwischen den grünen Zweigen und schien ganz unglücklich. Ja, das war der Welt Mißgeschick, von dem die Mama so oft sprach. O die arme Puppe! Es begann ja bereits dunkler Abend zu werden, bald mußte es Nacht sein! Sollte sie draußen sitzen bleiben im Baume die ganze Nacht? Nein, das konnte das kleine Mädchen nicht übers Herz bringen. ›Ich will bei dir bleiben!‹ sagte es, obgleich es nichts weniger als mutig war; sie schien bereits ganz deutlich die kleinen Nixen zu sehen, mit ihren hohen, spitzen Mützen, wie sie zwischen den Büschen hervor lauschten, und dort in dem dunkeln Gang tanzten Gespenster, sie kamen näher und näher, streckten die Hände nach dem Baume aus, wo die Puppe saß, sie lachten und zeigten mit dem Finger nach ihr. Ach! wie dem kleinen Mädchen bange wurde! Aber wenn man keine Sünde begangen hat, dachte sie, so kann einem ja das Böse nichts anhaben! habe ich denn eine Sünde begangen? und sie besann sich. ›Ach ja!‹ sagte sie, ›ich habe über die arme Ente mit dem roten Lappen am Beine gelacht; sie hinkt so komisch, deshalb lachte ich; aber es ist eine Sünde über die Tiere zu lachen!‹ und sie sah zu der Puppe hinauf: ›Hast du über die Tiere gelacht?‹ fragte sie, und es sah aus, als ob sie mit dem Kopfe schüttelte.