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德语小说:王子与贫儿-Im Gefängnis

时间:2010-10-02来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Gefängnis

Der kleine König beklagte sich bitterlich über die schlechte Behandlung, als er zusammen mit Miles in die Gefängniszelle gebracht wurde. Dort lagen bereits Männer und Frauen verschiedenen Alters. Hendon schwieg beharrlich. Als glücklicher Erbe von Hendon Hall hatte er sich auf dem Rückweg gesehen und nun sah die Wirklichkeit ganz anders aus. Es kam ihm vor, als wäre er einem Regenbogen nachgelaufen und am Ende dann vom Blitz erschlagen worden.

 


Seine Gedanken wanderten wieder zu Lady Edith. Es konnte einfach nicht sein, dass sie ihn nicht erkannt hatte. Ob sie wohl Vorteile davon hatte, wenn sie ihn verleugnete, überlegt er. Am liebsten wollte er sie verfluchen.

Die erste elende Nacht verbrachten Miles und der kleine König in lumpige Decken gewickelt. Am nächsten Tag fanden sich alle paar Stunden Besucher ein, die gefragt wurden, ob sie Miles erkannten. Natürlich war niemand dabei - niemand der es wagte, die Wahrheit zu sagen. Als Blake Andrews erschien, der zu seines Vaters treuem Gefolge gehört hatte, hegte Hendon wieder Hoffnung. Doch der alte Mann sagte abfällig: "Ich kann nur Landstreicher erkennen hier." Er ging näher auf Hendon zu und der Wärter forderte Andrews auf, dem Kerl mal ordentlich die Meinung zu sagen.

Als der Wärter draußen war, fiel der alte Mann auf die Knie und entschuldigte sich. "Ich dachte Ihr wäret tot." Er bot Miles an, für ihn einzustehen, die Wahrheit zu sagen. Doch Miles meinte: "Es würde mir nichts nützen und dein Elend wäre damit besiegelt."

Ab dieser Stunde tauchte der alte Mann mehrmals täglich auf, um vor dem Wärter die Landstreicher zu verhöhnen. Doch sobald die Wachen die Zelle verlassen hatten, holte er Leckerbissen heraus, die er hereingeschmuggelt hatte. Gelegentlich rief er lauthals gehässige Worte durch den Raum, um anschließend im Flüsterton Miles die Geschichte seiner Familie zu berichten.

Arthur war vor sechs Jahren gestorben. Sein Vater war sehr bestürzt darüber und als gleichzeitig die Lebenszeichen von Miles ausblieben, war Sir Richard immer schwächer geworden. Er wünschte sich, dass Hugh und Lady Edith noch vor seinem Tode heiraten sollten. Sie versuchte, dies hinauszuzögern. Erfolglos. Nach drei Monaten wurde die Ehe am Sterbebett des Vaters besiegelt.

Lady Edith ging sogar so weit, Hugh vorzuwerfen, Sir Richards Tod nachgeholfen zu haben, nur um die Ehe zu erzwingen. Im ganzen Land war es bekannt, wie gemein Hugh zu Lady Edith und zu den Dienern war. Er war ein hartherziger Herr.

Doch der alte Mann erzählte auch von anderen Geschichten aus der Grafschaft. So hörte der kleine König ihn einmal sagen: "Der junge König soll wohl verrückt sein. Aber niemand darf das laut aussprechen, das ist bei Todesstrafe untersagt."

Da konnte der kleine König nicht schweigen: "Guter Mann, solches Geschwätz solltet Ihr nicht anhören. Der König ist nicht verrückt. Kümmert Euch lieber um Dinge, von denen Ihr was versteht."

Andrews wollte verblüfft reagieren, doch Miles lenkte ihn ab und forderte Nachrichten über andere Neuigkeiten. So erfuhren sie vom geplanten Begräbnis des Königs in Windsor und der Krönung des neuen Königs am Zwanzigsten des Monats in Westminster.

Der kleine König murmelte: "Den müssen sie erst einmal finden. Ich jedenfalls werde mein Möglichstes dafür tun."

"Bei allen guten Geistern …"

Miles brachte den alten Mann dazu, weiterzuerzählen. "Hugh macht sich große Hoffnungen, von der Krönungsfeier mit einem Titel zurückzukommen. Er steht in der Gunst des Lordprotektors."

Seine Majestät wurde unruhig. "Was redet Ihr da?"

Der alte Mann erklärte ihm, dass der frühere Graf Hertford nun Herzog von Somerset sei - mit Zustimmung des Königs.

Wieder fragte der Knabe: "Welcher König denn, guter Mann!"

"Unser König! König Edward VI. Gott möge ihn schützen! Ein gnädiger König, seit dem ersten Amtstag. Den Herzog von Norfolk hat er begnadigt und er will die grausamsten Gesetze unseres Landes abschaffen."

Wie vom Donner gerührt versank der König in tiefes Schweigen. War der König womöglich der kleine Betteljunge, mit dem er die Kleider getauscht hatte? Doch wie konnte er mit diesem schlechten Benehmen und der Straßensprache vor den hohen Herren bestehen. Und Lord Hertford, der hätte es doch merken müssen.

Angestrengt versuchte der kleine König, das Rätsel zu lösen. Die Stunden im Gefängnis wurden so immer unerträglicher für ihn. Hendon versuchte, ihn zu besänftigen. Erst die zwei Frauen, die mit ihnen in der Zelle weilten, schafften es schließlich, den kleinen Jungen wieder aufzuheitern.

Schließlich freundeten sie sich so miteinander an, dass der kleine König nach ihren Vergehen fragte. "Wir sind Baptisten", erklärten sie ihm lächelnd.

"Das ist doch kein Verbrechen. Dafür werden Sie Euch nicht lange einsperren können."

Als die Frauen schwiegen, bettelte er um Antwort. Nach einer Weile des Flehens antworteten die Frauen: "Bitte, dränge nicht weiter. Es fällt uns so schwer. Gott wird uns helfen …"

Der König rief verzweifelt: "Dann werden sie Euch also wirklich schlagen. Bitte verzagt nicht. Eines Tages werde ich Euch helfen können."

Am nächsten Morgen, als der König aufwachte, waren die beiden Frauen weg. Er dachte erst, sie wären frei. Doch der Wärter führte alle Gefangenen auf den Hof. Zuerst dachte der kleine König, wie gut ihm die Frischluft tat. Dann aber sah er mitten auf dem Hof die Pfähle, an denen zwei Frauen gekettet standen. Am ganzen Körper zitternd erkannte er seine Freundinnen. Oh, wie konnten diese Tyrannen diese Frauen nur auspeitschen.

Doch es sollte schlimmer kommen. Die Bürger wurden eingelassen und unter den Frauen waren Reisigbüschel aufgeschichtet, die ein Mann bald darauf in Brand steckte. Zwei Kinder stürmten herbei, verzweifelt rannten sie dazu. Sie schrien herzzerreißend. Man riss sie weg, doch bei einem der Mädchen hatte der Rock nun Feuer gefangen. "Lasst mich mit ihr sterben!", schrie das Kind, während man ihr den brennenden Fetzen vom Leibe zog.

Dies alles passierte, während die entsetzlichen Todesschreie der Frauen über den Platz hallten. Mit kreidebleichem Antlitz stand der König dabei. "Meiner Lebtag werde ich diesen Anblick nicht vergessen können."

Miles Hendon betrachtete seinen kleinen Freund und hoffte, dass diese einigermaßen normale Reaktion ein Zeichen dafür war, dass er langsam gesundete. Am gleichen Tag noch unterhielt sich der König mit neuen Gefangenen, um für die Regierungspflicht gewappnet zu sein.

Mit ganzem Herzen verfolgte er die Leidensgeschichte einer armen Frau, die in ihrer Not einem Weber einige Stücke Tuch gestohlen hatte. Sie sollte dafür gehängt werden. Ebenso berührte ihn die Geschichte des Mannes, der einen Hirsch in den königlichen Wäldern erlegt hatte. Auch ihn wollte man hängen. Am meisten aber bedrückte ihn die Erzählung des Jungen, der einen Falken gefunden und mit nach Hause genommen hatte. Obwohl das Tier als herrenlos galt, hatte das Gericht ihn wegen Diebstahls zum Tode verurteilt.

Ob dieser Unmenschlichkeiten flehte der König Hendon an, aus dem Gefängnis zu fliehen. Er wolle endlich den Thron besteigen und diese unglücklichen Menschen beschützen. Da glaubte Hendon, diese traurigen Geschichten hätten den wirren Geist seines Freundes wieder erweckt. Und dabei hatte er so sehr gehofft, er möge geheilt sein!

 

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