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Sechzehntes Kapitel. Die Schicksale der Kolonie.-3

时间:2021-07-29来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Sechzehntes Kapitel
»Nachdem die Feuerwaffen hinreichend vorgearbeitet hatten, drang auch der Rest unsrer Streitmacht aus dem Waldesdunkel hervor, und die sämtlichen Europäer fielen nun über die Feinde mit den Handwaffen her. Im ersten Augenblicke wie gelähmt, ließen sie sich leicht niederwerfen. Dann aber rafften sie sich wieder auf und setzten sich mannhaft von neuem zur Wehr. Wütend schlugen sie mit ihren Keulen und Schwertern drein, schossen einen Hagel von Pfeilen auf uns ab und verwundeten mehrere unsrer Mannschaft, darunter Freitags Vater. Doch die Kolonisten hieben erbarmungslos mit ihren Äxten, Piken, Schwertern und Gewehrkolben auf die Feinde los, so daß binnen kurzer Zeit 180 Indianer, teils getötet, teils schwer oder leichter verwundet, die Walstatt bedeckten. Die Feinde sahen nach solchem Verluste, daß hier jeder weitere Widerstand vergeblich sei, und suchten in wilder Flucht das Ufer zu gewinnen, um sich in ihre Barken zu retten. Die Europäer waren zu sehr ermüdet, als daß sie die Flüchtigen hätten verfolgen können. Doch das Maß des Unglücks war für die Besiegten noch nicht voll; ein fürchterlicher Sturm, der vor Anbruch der Nacht zu toben begonnen, hatte ihre Kanoes hoch auf den Strand geschleudert, so daß sie trotz aller Anstrengungen nicht wieder flott gemacht werden konnten. Den größten Teil fanden sie bereits an den Felsen zerschellt vor. In dumpfem Hinbrüten lagerten sich die Wilden, die sich noch etwa auf 70 Mann belaufen mochten, in einem Kreise, das Kinn auf die Kniee gestützt, starr aufs Meer hinausschauend – ein Bild unsäglichen Jammers!
»Nach der Flucht der Feinde konnte man sich von den Strapazen etwas ausruhen und sich durch Speise und Trank stärken. Doch nur kurze Zeit gestattete man sich diese Erholungspause. Alle waren ohnehin begierig, zu erfahren, was aus den Feinden geworden. Daher brachen alle noch Streitbaren gegen die Küste auf, wobei der Weg über den Kampfplatz führte. Dort lagen in grauenvollem Gemisch Verwundete und Tote durcheinander, und auf allen Seiten ächzte und stöhnte es in schauerlichen Tönen. In betreff der am Leben gebliebenen Feinde, welche sich in die Wälder geflüchtet hatten, war guter Rat teuer. Nach mannigfachem Hin- und Herreden einigte man sich zuletzt in der Maßregel, womöglich die feindlichen Kanoes zu verbrennen, um den Indianern die Rückfahrt und die Anstiftung eines neuen Rachezuges gegen die Kolonie abzuschneiden. Es gelang, die Wilden wurden dann unter täglichen Kämpfen in die Felsengebirge der südwestlichen Gegenden unsres Eilandes gedrängt. Hierauf zogen die Krieger es vor, Frieden mit den abgeschnittenen Feinden zu schließen, und schickten deshalb Freitags Vater als Abgesandten an dieselben ab. Dieser brachte wirklich eine Verständigung zustande, zumal die armen Leute, von Hunger und Elend gebeugt, bereits auf 30 Köpfe zusammengeschmolzen waren. Sie erhielten Nahrungsmittel (Brot, Reiskuchen und Ziegenfleisch) und wurden dann unter der Bedingung unverbrüchlichen Gehorsams als Freunde aufgenommen. Auf dem südöstlichen Teile der Insel, in einem von hohen Felsen umgürteten Thale, wies man ihnen Wohnsitze an und half ihnen Hütten erbauen. Dann unterrichtete man sie auch in der Kunst, allerlei Werkzeuge zu verfertigen, das Feld zu bearbeiten, Brot zu bereiten, Körbe zu flechten, Töpfe zu formen, Ziegen zu melken, und beschenkte sie mit Äxten, Beilen, Messern und sonstigen Gerätschaften sowie mit einigen Ziegen und Böcken.
»Nach und nach wußte das Völkchen sich immer bequemer einzurichten und lebte ruhig und harmlos in seinem Winkel, glücklicher vielleicht als in der alten Heimat!
»Seit der Errichtung dieser neuen Ansiedelung erfreut sich die Kolonie« – mit diesen Worten schloß Don Caballos seinen Bericht – »nun schon zwei Jahre hindurch eines ungestörten Friedens bis zu Ihrer Ankunft, Herr Gouverneur. Zwar landeten noch von Zeit zu Zeit Indianertrupps an unserm Eilande, um ihre entsetzlichen Triumphmahlzeiten zu halten, aber sie schienen kein Verlangen weiter zu verspüren, das Innere der Insel kennen zu lernen und uns mit ihrem schlimmen Besuche zu beehren.«
Aus der Erzählung von Don Caballos ersieht man, welch schwere Zeiten und bedrohliche Wirren während meiner Abwesenheit über mein liebes Eiland hingegangen waren. Die Kolonie befand sich jedoch gegenwärtig in erwünschtem Gedeihen und Fortschreiten, und der Einfluß europäischer Gesittung hatte sich bei den Indianern in wohlthätiger Weise geltend gemacht.
Sie hatten bereits geflochtene Tische, Stühle, Ruhebetten und noch manches andre Hausgerät sauber herzustellen gelernt. Auch die Weiber des wilden Volksstammes wußten sich zu fügen und zeigten sich arbeitsam. Sie zeigten sich auch gutmütig gegen die Kinder und nahmen willig die Unterweisungen in den Lehren des Christentums auf, wobei die Frauen der Kolonisten einen besonderen Eifer kundgaben. 
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