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坎特维尔的幽灵:Das Otis-Gespenst

时间:2010-09-13来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Gespenst

Beim Frühstück am nächsten Morgen wurde das Gespenst natürlich des Längeren besprochen. Der Gesandte war verständlicherweise etwas ungehalten, dass sein Geschenk so missachtet worden war. Er rügte die Zwillinge dafür, dass sie das Gespenst mit Kissen beworfen hatten, was die beiden mit fröhlichem Gelächter quittierten. "Wenn das Gespenst den Sun Rising Lubricator nicht verwenden möchte, dann müssen wir ihm wohl die Ketten wegnehmen. Bei dem Lärm auf dem Korridor kann man unmöglich schlafen." Damit beendet Mr. Otis das Gespräch am Frühstückstisch.

 


Das Gespenst jedoch zeigte sich eine ganze Woche lang nicht. Nur der Blutfleck wurde beständig erneuert. Dieser Umstand war sehr seltsam, da Türen und Fenster stets fest verschlossen und verriegelt waren. Darüber hinaus wechselte der Fleck beständig seine Farbe. Zuweilen war er mattrot, dann wieder leuchtend oder tiefpurpurn und einmal fand die Familie den Fleck sogar in hellem Smaragdgrün vor! Diese koloristischen Metamorphosen amüsierten natürlich alle sehr, so dass am Abend Wetten darüber abgeschlossen wurden. Nur Virginia ging auf keinen Scherz ein und beteiligte sich auch nicht an den Wetten. Beim Anblick des Blutflecks war sie jedes Mal sehr betrübt und als der Fleck Smaragdgrün schillerte, brach sie in Tränen aus.

Am Sonntagabend erschien das Gespenst zum zweiten Mal. Alle waren zu Bett gegangen, als plötzlich ein furchtbares Getöse in der Halle alle aufschreckte. Sie stürzten hinunter und fanden eine umgestürzte alte Rüstung auf dem Steinfußboden liegen. Das Gespenst von Canterville saß in einem hochlehnigen Armstuhl und rieb sich mit verzweifeltem Schmerz seine Knie. Die Zwillinge hatten ihre Flitzebogen mitgebracht und schossen zweimal auf das Gespenst. Da sie lange an ihrem Schreiblehrer geübt hatten, trafen sie auch zielsicher. Mr. Otis richtete seinen Revolver auf den Geist und rief ihm nach kalifornischer Etikette zu: "Hände hoch!" Da fuhr der Geist mit wildem Wutgeheul in die Höhe und mitten durch die Familie hindurch wie Rauch. Er blies dabei Washingtons Kerzenlicht aus und ließ sie alle in völliger Dunkelheit zurück.

Oben an der Treppe hatte sich das Gespenst ein wenig erholt und beschloss, in sein berühmtes diabolisches Gelächter auszubrechen, das sich bei mehr als einer Gelegenheit als nützlich erwiesen hatte. Lord Rakers Perücke soll es in einer Nacht gebleicht und drei der französischen Gouvernanten der Lady Canterville so entsetzt haben, dass sie vor der Zeit und ohne Kündigung ihre Stellung aufgaben. So lachte er denn sein fürchterlichstes Lachen, bis das alte hochgewölbte Dach davon gellte. Kaum war das letzte grausige Echo verklungen, erschien Mrs. Otis auf der Bildfläche. "Ich fürchte, Ihnen ist nicht ganz wohl. Ich bringe Ihnen daher eine Flasche von Dr. Dobells Tropfen. Wenn es Verdauungsbeschwerden sind, so wird Ihnen das Mittel vorzüglich helfen."

Der Geist betrachtete Mrs. Otis zornrot und wollte sich auf der Stelle in einen großen schwarzen Hund verwandeln. Dieses Kunststück hatte ihm großen Ruhm eingebracht, beispielsweise die Geistesgestörtheit von Lord Cantervilles Onkel, doch bevor der Geist sich verwandeln konnte, hörte er Schritte und sah von seinem Plan ab. Er begnügte sich damit, phosphorizierend zu werden und mit einem dumpfen Kirchhofswimmern zu verschwinden. Als er in seinem Zimmer angekommen war, brach er völlig zusammen. Die Rohheit der Zwillinge und die Tropfen von Mrs. Otis waren eine Sache, viel schlimmer aber war die Tatsache, dass er die alte Rüstung nicht mehr hatte tragen können. Er hatte gehofft, ein Gespenst in voller Rüstung würde auch diese modernen Amerikaner erschüttern. Noch dazu war es doch seine eigene Rüstung, die er mit großem Erfolg auf dem Turnier in Kenilworth getragen hatte. Aber als er sie heute hatte anlegen wollen, hatte ihn das Gewicht der Rüstung so erdrückt, dass er darunter zu Boden gestürzt war, sich beide Knie aufgeschlagen und die Hand heftig verstaucht hatte.

Mehrere Tage nach diesem Vorfall fühlte sich das Gespenst von Canterville ernsthaft krank. Es verließ das Zimmer nur, um den Blutfleck in Ordnung zu halten. Da es sich so sehr schonte, erholte es sich schließlich wieder und wagte einen neuen Versuch, den Gesandten und seine Familie zu erschrecken. Dazu wählte es Freitag, den 13. August und beschäftigte sich den ganzen Tag damit, seine Kleidervorräte zu prüfen. Schließlich entschied es sich für einen großen weichen Hut mit roter Feder, ein Laken mit Rüschen an Hals und Armen sowie einen rostigen Dolch. Gegen Abend kam ein heftiger Regenschauer und der Sturm rüttelte an den Türen und Fenstern des Schlosses. Dieses Wetter liebte das Gespenst.

Sein Plan sah so aus: Es wollte in Washingtons Zimmer schleichen, am Fußende des Bettes auftauchen und wirres Zeug reden, um sich dann schließlich bei geisterhafter Musik den Dolch dreimal ins Herz zu stoßen. Auf Washington war das Gespenst nämlich besonders böse, da er immer wieder den Blutfleck entfernte. Wenn es dann dem jungen Mann einen namenlosen Schrecken versetzt hatte, wollte es in das Schlafzimmer von Mr. und Mrs. Otis eindringen und dort eine eiskalte Hand auf die Stirn von Mrs. Otis legen. Ihrem zitternden Mann wollte es dazu entsetzliche Geheimnisse aus dem Beinhaus zuzischen. Soweit war der Plan klar. Die kleine Virginia hatte dem Gespenst nie etwas zuleide getan und es auch nicht beleidigt. Daher wollte es sich mit ein paar tiefen Seufzern aus dem Kleiderschrank zufrieden geben oder vielleicht mit zitternden Fingern an ihrem Betttuch zerren, bevor es den Zwillingen eine ordentliche Lektion erteilte. Ihnen wollte es sich auf die Brust setzten, um das erstickende Gefühl eines Alpdruckes hervorzurufen und im Anschluss daran als grüner eiskalter Leichnam zwischen ihnen stehen, bis sie vor Schrecken gelähmt waren. Zum Schluss wollte er mit gebleichten Knochen und rollenden Augäpfeln im Zimmer herumkriechen als "Stummer Daniel" oder "Das Skelett des Selbstmörders". Diese Rolle hatte bei mehr als einer Gelgenheit großen Eindruck gemacht und schien ihm so gut wie seine Darstellung des "Martin, des Verrückten, oder das verhüllte Geheimnis" zu sein.

Um halb elf hörte er die Familie zu Bett gehen. Die Zwillinge machten noch eine Weile Lärm, aber um ein Viertel zwölf war alles still. Als es Mitternacht schlug, machte sich das Gespenst auf den Weg. Die Familie Otis schlief, unbekümmert um das nahende Verhängnis. Durch den Sturm und den Regen hörte man Mr. Otis schnarchen.

Leise trat der Geist aus der Vertäfelung hervor. Ein böses Lächeln umspielte seinen grausamen, faltigen Mund, so dass sogar der Mond sein Gesicht verbarg. Er schlurfte weiter wie ein böser Schatten. Einmal kam es ihm vor, als rufe jemand seinen Namen. Er blieb stehen und lauschte, aber es war nur das heisere Bellen eines Hundes auf dem nahen Bauernhof. So schlich er leise weiter und murmelte wunderliche Flüche aus dem sechzehnten Jahrhundert vor sich hin. Dann und wann stach er mit seinem rostigen Dolch in die Luft. Er hatte die Ecke des Korridors erreicht, der zu Washingtons Zimmer führte. Er blieb einen Moment stehen und der Wind blies ihm seine lange grauen Locken um den Kopf. Das Leinentuch bewegte sich gespenstisch. Die Uhr schlug ein Viertel und er fühlte, dass die Zeit gekommen war.

 

Er lächelte zufrieden, tat einen Schritt und sah um die Ecke. Im gleichen Augenblick fuhr er mit einem jammervollen Schreckenslaut zurück und verbarg sein bleiches Gesicht in den knochigen Händen. Gerade vor ihm stand ein entsetzliches Gespenst, bewegungslos wie eine Statue und fürchterlich wie der Traum eines Wahnsinnigen. Der kahle Kopf glänzte, das Gesicht war fett, rund und weiß. Ein grässliches Lachen entstellte seine Züge zu einem ewigen Grinsen. Aus den Augen kamen rote Lichtstrahlen, der Mund war eine weite Feuerhöhle und ein scheußliches weißes Gewand verhüllte die Gestalt des Riesen. Auf seiner Brust prangte ein Plakat mit einer sonderbaren Schrift in alten Buchstaben. Sicherlich war dies ein Bericht seiner wilden Missetaten, denn in der rechten Hand hielt das Ungeheuer eine Keule aus blitzendem Stahl.

Der Geist hatte noch nie in seinem Leben ein Gespenst gesehen. Er erschrak furchtbar und floh, nachdem er einen zweiten entsetzten Blick auf die grauenhafte Erscheinung geworfen hatte. Er lief so schnell, dass er über sein Laken stolperte und seinen rostigen Dolch in einen Jagdstiefel des Gesandten fallen ließ. In seinem Zimmer angekommen, warf er sich auf das Bett und versteckte sich unter seiner Decke. Nach einer Weile aber rührte sich doch der tapfere alte Canterville-Charakter und das Gespenst beschloss, zu dem anderen Geist zu gehen und ihn anzusprechen, sobald der Morgen graute. Als es zu dämmern begann, ging er zurück zu der Stelle, an der er das Ungeheuer entdeckt hatte. Vielleicht war es ja deutlich angenehmer, zwei Gespenster zusammen zu sein als eines allein. Vielleicht konnte er mit Hilfe dieses neuen Freundes sogar gegen die frechen Zwillinge zu Felde ziehen. Als das Gespenst an die Stelle kam, bot sich ihm ein grausiger Anblick. Dem anderen Gespenst musste ein Unglück zugestoßen sein. Das Licht in seinen Augen war erloschen und die glänzende Keule seiner Hand entfallen. Es selbst lehnte in einer sehr unbequemen Stellung an der Wand. Als Sir Simon das fremde Gespenst am Arm zog, fiel zu seinem Entsetzen dessen Kopf ab und rollte auf den Boden, während der Körper in sich zusammen fiel. Sir Simon hielt eine weiße Bettgardine und einen Besenstiel in der Hand, Küchenbeil und Kürbis lagen zu seinen Füßen. Unfähig, diese Verwandlung zu begreifen, packte Sir Simon das Plakat. Im grauen Licht des Morgens las er:

Das Otis-Gespenst.
Der einzig wahre und originale Spuk.
Vor Nachahmung wird gewarnt.
Alle anderen sind unecht.

Jetzt verstand er! Man hatte ihn hereingelegt! Und er hatte sich hereinlegen lassen. Der alte, wilde Canterville-Blick kam in seine Augen. Er kniff den zahnlosen Mund zusammen, warf seine knochigen Hände in die Luft und stieß einen Schwur aus! Wenn Chanticleer zum zweiten Male in sein lustiges Horn stieße, würden entsetzliche Bluttaten geschehen, und Mord würde auf leisen Sohlen durch das Haus schleichen.

Kaum hatte er diesen Schwur ausgestoßen, da krähte vom roten Ziegeldach eines Bauernhauses der Hahn. Das Gespenst lachte hohl und dumpf und wartete. Stunde um Stunde verging, aber der Hahn krähte nicht wieder. Als das Hausmädchen um halb acht kam, musste das Gespenst seine grausige Nachtwache aufgeben und ging tief in Gedanken über die Geschehnisse der Nacht in sein Zimmer. Dort schlug es in verschiedenen alten Ritterbüchern nach und fand heraus, dass Chanticleer noch immer zweimal gekräht hatte, wenn jemand diesen Schwur ausgestoßen hatte. "Zum Teufel mit diesem faulen Hahn!", brummte das Gespenst und legte sich in seinem kostbaren ehernen Sarg zur Ruhe.

 

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