»Ich komme für alles auf«, sagte Eugen, vor Schrecken schaudernd und eine Katastrophe vorausahnend. Er begab sich in das Zimmer Goriots. Der Greis lag auf seinem Bett, und Bianchon saß an seiner Seite.
»Guten Tag, Vater«, sagte Eugen. Der Alte lächelte ihm sanft zu und erwiderte, ihm seine glasigen Augen zuwendend: »Wie geht es ihr?«
»Gut. Und Ihnen?«
»Nicht schlecht.«
»Streng ihn nicht an«, sagte Bianchon, Eugen in eine Ecke des Zimmers ziehend.
»Was ist denn?« sagte Rastignac.
»Er kann nur noch durch ein Wunder gerettet werden. Der Bluterguß ins Gehirn hat sich vollzogen. Ich habe ihm Senfumschläge gegeben; glücklicherweise spürte er sie; sie wirken.«
»Kann man ihn fortschaffen?«
»Unmöglich. Man muß ihn hierlassen und ihm jede physische und geistige Erschütterung ersparen.«
»Mein guter Bianchon«, sagte Eugen, »wir beide wollen ihn pflegen.«
»Ich habe zweimal den Chefarzt meines Hospitals kommen lassen.«
»Nun, was sagt er?«
»Er wird morgen abend sein Urteil abgeben. Er hat mir zugesagt, nach seiner Arbeit zu ihm zu kommen. Unglücklicherweise hat der Alte heute morgen eine Unvorsichtigkeit begangen, über die er sich nicht aussprechen will. Er ist starrköpfig wie ein Maulesel. Wenn ich mit ihm spreche, tut er, als wenn er nicht verstünde, und stellt sich schlafend, um nicht antworten zu müssen. Wenn er die Augen geöffnet hat, stöhnt er. Er ist morgens ausgegangen und war zu Fuß in der Stadt, man weiß nicht wo. Alles, was er noch an Werten besaß, hat er mitgenommen, hat dann wohl irgendeinen Handel abgeschlossen und sich dabei überanstrengt. Eine seiner Töchter ist gekommen.«
»Die Gräfin?« fragte Eugen. »Eine große Brünette mit lebhaften Augen, zierlichen Füßen und schlanker Taille?«