Eugen hörte diese Worte, ohne antworten zu können. Die Zunge klebte ihm am Gaumen, und er verspürte ein unbezwingliches Schlafbedürfnis. Er sah den Tisch und die Gäste nur noch wie durch einen hellen Nebel. Der Lärm legte sich allmählich, und die Gäste verließen einer nach dem anderen das Zimmer. Als nur noch Madame Vauquer, Madame Couture, Fräulein Victorine, Vautrin und Vater Goriot anwesend waren, sah Rastignac wie im Traum Madame Vauquer damit beschäftigt, die Weinreste zusammenzugießen, um einige Flaschen zu bekommen.
»Ah, sind sie jung, sind sie toll«, sagte sie.
Dies waren die letzten Worte, die Eugen vernahm.
»Nur Vautrin kann solche Späße anstellen«, sagte Sylvia. »Sehen Sie nur, Christoph ist fest eingeschlafen; er schnarcht wie ein Kreisel.«
»Adieu, Mama,« sagte Vautrin. »Ich gehe zum Boulevard, um Marty im ›Mont Sauvage‹ zu bewundern, ein großes Stück nach dem Roman ›Solitaire‹ . . . Wenn Sie Lust haben, kommen Sie mit – die Damen auch?«
»Ich danke, nein«, sagte Madame Couture.
»Wie, Frau Nachbarin«, rief die Vauquer, »Sie wollen nicht mit in ein Stück gehen, das nach dem ›Solitaire‹ gemacht ist, einem Werk im Stile der ›Atala‹ von Chateaubriand, den wir so gern lasen, daß wir im Sommer über seine Bücher wie die Magdalenen weinten, ein moralisches Stück, das nur dazu dienen kann, das Fräulein zu belehren?«
»Wir dürfen nicht in die Komödie gehen«, sagte Victorine.
»Na, die sind fertig«, sagte Vautrin, der die Köpfe Eugens und des Vaters Goriot komisch hin und her bewegte. Er legte den Kopf des Studenten behutsam auf die Stuhllehne, damit er bequemer schlafen konnte, küßte ihn gefühlvoll auf die Stirn und sang:
»Schlafe, mein Kindchen; schlafe recht fein,
Ich werde stets dein Wächter sein.«