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Vater Goriot 高老头-11

时间:2018-09-29来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 高老头
Gegen Ende des dritten Jahres schränkte sich Vater Goriot noch mehr ein, indem er auf die dritte Etage zog und nur noch 45 Francs für die Pension bezahlte. Er entsagte dem Tabak, entließ seinen Friseur und puderte sein Haar nicht mehr. Als Goriot zum ersten Male ungepudert erschien, ließ seine Wirtin beim Anblick der Farbe seiner Haare einen Ausruf der Überraschung vernehmen. Die Haare waren von einem grünlich-schmutzigen Grau; das Gesicht des Vaters Goriot, das ein geheimer Kummer von Tag zu Tag unmerklich trauriger gemacht hatte, war jetzt das trostloseste von allen denen, die den Tisch umgaben. Es konnte keinen Zweifel mehr geben: Vater Goriot war ein alter Wüstling, dessen Augen nur durch die Geschicklichkeit eines Arztes vor dem unheilvollen Einfluß der Mittel bewahrt worden waren, mit denen er seine Krankheit kurieren mußte. Die widerliche Farbe seiner Haare war eine Folge seiner Ausschweifungen und der Drogen, die er zu sich genommen hatte, um sie fortzusetzen. Der gesamte physische und moralische Zustand des Alten gab Anlaß zu diesen Redereien. Als sein Wäschevorrat verbraucht war, kaufte er Kattun für 14 Sous die Elle, um ihn zu ersetzen. Seine Diamanten, seine goldene Tabatiere, seine Uhrkette und seine Schmuckstücke verschwanden nacheinander. Er trug nicht mehr seinen kornblumenblauen Rock und seine sonstigen guten Kleider, er ging Sommer wie Winter in einem Überrock aus grobem braunem Tuch, einer Weste aus Ziegenleder und einer grauen Hose aus Buckskin. Er wurde zusehends magerer, seine Waden verloren ihre Fülle, sein Gesicht, das früher eine bürgerliche Zufriedenheit ausstrahlte, war von Falten übersät, die Backenknochen traten hervor, und die Stirn wurde runzlig. 
 
Als er das vierte Jahr in der Rue Neuve-Ste-Geneviève wohnte, war er nicht mehr wiederzuerkennen. Der gutgenährte Nudelfabrikant von 62 Jahren, der aussah wie ein Vierziger, der dicke Bürger mit seiner gutmütigen Miene, dessen fröhliches Wesen jedem Vergnügen machte, der beim Lächeln wirklich jung zu werden schien, wurde zu einem stumpfen, gebrochenen, fahlen, siebzigjährigen Greis. Seine so lebhaften blauen Augen nahmen eine müde graue Färbung an, sie schienen blasser zu werden, tränten nicht mehr, und ihr roter Rand schien Blut zu weinen. Bei den einen erregte er Abscheu, bei den anderen Mitleid. Junge Studenten der Medizin, die sich lange mit ihm beschäftigten, ohne aus ihm etwas herausholen zu können, erklärten auf Grund seiner herabhängenden Unterlippe und nach Messung seines Schädelwinkels, er sei von Kretinismus befallen. –
 
Eines Abends nach dem Essen fragte ihn Madame Vauquer spöttisch: »Ihre Töchter kommen wohl nicht mehr auf Besuch zu Ihnen?«
 
Sie wollte damit seine Vaterschaft in Zweifel ziehen. Vater Goriot fuhr zusammen, als hätte man ihn mit einem glühenden Eisen gezwickt, und antwortete: »Sie kommen noch gelegentlich.«
 
»Ah, doch noch hin und wieder?« riefen die Studenten. »Bravo, Vater Goriot!«
 
Aber der Greis hörte nicht auf die Spötteleien, die ihm seine Antwort zuzog, er war wieder in sein Nachdenken zurückgesunken, das oberflächliche Beobachter für greisenhaften Stumpfsinn hielten. Hätten sie ihn besser gekannt, so würden sie sich vielleicht für das Problem seines physischen und moralischen Zustandes interessiert haben. Aber es war sehr schwierig, Vater Goriot zu kennen. Wohl konnte man leicht feststellen, ob er wirklich Nudelfabrikant gewesen war und wieviel er besaß. Aber die alten Tischgenossen, deren Neugier rege geworden war, verließen das Stadtviertel nicht und lebten in der Pension wie Austern auf ihrem Felsen. Die jüngeren ließ das lebhafte Pariser Leben den alten Mann, an dem sie ihren Spott geübt hatten, vergessen, sobald sie die Rue Neuve-Ste-Geneviève hinter sich hatten. Für jene beschränkten Geister wie für die sorglosen jungen Leute schien das graue Elend des Vaters Goriot und sein Stumpfsinn unvereinbar mit größerem Vermögen und irgendwelchen Fähigkeiten. Über die Frauen, die er seine Töchter nannte, teilten alle die Ansicht der Madame Vauquer, die mit der banalen Logik, mit der Schwätzerinnen Verdächtigungen ausstreuen, erklärte:
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